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Eine Evatochter (German Edition)

Eine Evatochter (German Edition)

Titel: Eine Evatochter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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oder ihm diese große Macht in dem Augenblick zu nehmen, wo sie selbst sie brauchen wollten. Für sie war Nathan eine bestimmte Summe, die aufgebraucht werden sollte, eine literarische Kraft von der Leistungsfähigkeit von zehn Federn, die ausgenutzt werden mußte. Massot war einer der Advokaten, die sich darauf verstehen, aus Schönrednerei endlos über eine Sache zu reden und die Leute zu langweilen, indem sie alles sagen. Sie sind die Pest der Versammlungen, in denen sie alles herabsetzen, und wollen um jeden Preis große Leute werden. Ihm lag nichts mehr daran, Justizminister zu werden. Er hatte in vier Jahren fünf bis sechs Justizminister erlebt und hatte genug von der Juristerei. Er wollte eine einträgliche Staatsstellung haben, einen Platz im öffentlichen Unterrichtswesen oder im Staatsrat, und als Beigabe das Kreuz der Ehrenlegion. Du Tillet und der Baron von Nucingen hatten ihm das Kreuz und den Posten als Beisitzer im Staatsrat zugesichert, wenn er auf ihre Absichten einging. Er fand sie mehr in der Lage, ihre Zusagen zu erfüllen als Nathan, und er gehorchte blindlings.
    Um Raoul besser zu täuschen, ließen sie ihm völlig freie Hand. Du Tillet benutzte die Zeitung nur zu seinen Börsengeschäften, von denen Raoul nichts verstand, aber er hatte Rastignac durch den Baron von Nucingen bereits wissen lassen, daß das Blatt der Regierung im stillen gefällig sein wollte, unter der einzigen Bedingung, seine Kandidatur an Stelle von Nucingen, dem künftigen Pair von Frankreich, zu unterstützen. Dieser war in einem kleinen Wahlkreise aufgestellt, in dem es nur wenige Wähler gab, und die Zeitung wurde dorthin in großen Mengen unentgeltlich versandt. So wurde Raoul von dem Bankier wie von dem Advokaten hinters Licht geführt, und beide sahen ihn mit unendlichem Vergnügen in der Redaktion thronen und alle Vorteile davon ausnutzen, alle Früchte der Eigenliebe und sonstigen Früchte genießen. Nathan war begeistert von ihnen. Er fand sie, wie bei seiner Bitte um Wagen und Pferde, höchst entgegenkommend und wähnte sie an der Nase herumzuführen. Phantasiemenschen, deren Lebensnerv die Hoffnung ist, wollen sich ja nie sagen, daß in Geschäften der kritischste Augenblick der ist, wo alles nach Wunsch geht.
    Es war ein Augenblick des Triumphs für Nathan, den er übrigens voll ausnutzte. Er zeigte sich damals in der politischen und Finanzwelt; du Tillet führte ihn bei Nucingen ein, und Frau von Nucingen nahm Raoul gut auf, weniger um seinetwillen, als wegen Frau von Vandenesse. Als sie aber ein paar Worte über die Gräfin fallen ließ, glaubte er etwas sehr Schlaues zu tun, indem er sich hinter Florine verschanzte. Mit gönnerhafter Dünkelhaftigkeit ging er auf seine Beziehungen zu der Schauspielerin ein, die er unmöglich abbrechen könnte. Gibt man wohl ein sicheres Glück preis, um im Faubourg St. Germain zu liebäugeln? So lieh Nathan, der von Nucingen und Rastignac, von du Tillet und Blondet hinters Licht geführt wurde, den Doktrinären pomphaft seinen Beistand, um ihnen zu einem ihrer kurzlebigen Kabinette zu verhelfen. Um aber auch mit reiner Hand zur Macht zu kommen, verschmähte er es ostentativ, sich bei einigen Unternehmungen, die mit Hilfe seines Blattes zustande kamen, Vorteile sichern zu lassen, – er, der sich sonst so wenig bedachte, seine Freunde bloßzustellen und sich in gewissen kritischen Augenblicken gegen ein paar Industrielle wenig anständig zu benehmen.
    Solche Gegensätze, das Ergebnis seiner Eitelkeit und seines Ehrgeizes, findet man bei derartigen Existenzen häufig. Der Mantel muß nach außen hin prunkvoll sein; man nimmt sich das Tuch von seinen Freunden, um die Löcher zu stopfen. Trotzdem erlebte Raoul zwei Monate nach der Abreise der Gräfin Rabelais' sprichwörtliche »Viertelstunde«, die ihm inmitten seines Triumphes rechte Sorgen bereitete. Du Tillet war mit 100 000 Franken im Vorschuß. Das Geld von Florine, ein Drittel der Gründungskosten, war durch die Steuern und die sehr kostspieligen ersten Aufwendungen verbraucht. Man mußte an die Zukunft denken. Der Bankier kam dem Schriftsteller entgegen, indem er 50 000 Franken auf einen Viermonatswechsel nahm. So hielt du Tillet Raoul durch den Wechsel am Zügel. Dank diesem Zuschuß war die Zeitung für ein halbes Jahr gesichert. In den Augen mancher Schriftsteller ist ein halbes Jahr eine Ewigkeit. Zudem hatte man durch Annoncen, durch Reisende, durch Scheinvorteile, die man den Abonnenten bot, 2 000

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