Eine ewige Liebe
getötet.Was war noch von mir übrig?
»Ich möchte nur die Buchseite, die mir zusteht. Denkst du etwa, ich will bis in alle Ewigkeit hier festsitzen und durch ein Labyrinth voller Knochen irren?«
»Du wirst anAngelus niemals vorbeikommen. Er würde eher sterben, als dich auch nur in die Nähe der Caster-Choniken zu lassen.« Sie lächelte kalt und schloss ihre Finger. Ich fing an zu röcheln. Jetzt fühlte es sich an, als würde sie meine Lunge in ihrer Faust zerquetschen.
»Dann werde ich ihn töten.« Mit beiden Händen umfasste ich meinen Hals. Mein Gesicht war so heiß, als stünde es in Flammen.
»Die Bewahrer wissen längst, dass du hier bist. Sie haben sogar einen Gardisten geschickt, um dich ins Labyrinth zu locken. Den Spaß wollten sie sich nicht entgehen lassen.« Sarafine wandte sich um, wie um einen prüfenden Blick über die Schulter zu werfen, was sie, wie wir beide wussten, nicht mehr konnte.
»Trotzdem muss ich es versuchen. Es ist der einzigeWeg nach Hause.«
»Zu meinerTochter?« Sarafine rasselte vollerAbscheu mit ihren Ketten. »Du gibst wohl nie auf, was?«
»Nein.«
»Das ist wie eine unheilbare Krankheit.« Sarafine stand auf, hockte sich dann wie ein zu groß geratenes böses Mädchen auf ihreAbsätze und ließ die Hand sinken. Im selben Moment löste sich der eiserne Griff um meine Kehle und Lunge und ich sackte kraftlos auf einen Berg von Knochen.
»Glaubst du wirklich, du könntest es mitAngelus aufnehmen?«
»Ich kann es mit jedem aufnehmen. Ich bin zu allem bereit, solange es mich zurück zu Lena bringt.« Ich starrte in ihre blicklosenAugen. »Ich meine es ernst. Ich werde ihn töten. In ihm steckt noch immer ein Sterblicher. Ich kann es schaffen.«
Ich wusste nicht, warum ich das sagte.Vielleicht wollte ich einfach, dass sie es wusste – nur für den Fall, dass sie irgendwo in ihrem Inneren noch etwas für Lena empfand und hören wollte, dass ich alles für sie geben würde. Dass ich alles Menschenmögliche und Unmögliche tun würde, um zu ihr zurückzugelangen.
Denn genau das hatte ich vor.
Einen Moment lang rührte sie sich nicht. »Du glaubst tatsächlich, was du da sagst, stimmt’s?Wie reizend.Was für eine Schande, dass du schon wieder sterben musst, Menschenjunge.Wo du doch so amüsant bist.«
Licht flutete in die Grube, und für einenAugenblick hatte ich das Gefühl, als wären wir wirklich zwei Gladiatoren im Kampf auf Leben undTod.
»Ich will nicht kämpfen. Nicht gegen dich, Sarafine.«
Sie lächelte düster. »Du hast wirklich keinen Schimmer, was?Auf denVerlierer wartet die Ewige Dunkelheit. So einfach ist das.«
Sie klang beinahe gelangweilt.
»Es gibt Dunkleres als das hier?«
»Oh ja.«
»Bitte. Ich will einfach zurück zu Lena. Zu deinerTochter. Ich will sie glücklich machen. Ich weiß, dass dir das nichts bedeutet, und ich weiß, dass du selbst nie das Bedürfnis hattest, jemanden glücklich zu machen außer dich selbst – aber es ist das Einzige, was für mich zählt. Nichts anderes, nur das.«
»Ich will auch etwas.« Sie knetete den Nebel in ihren Händen, bis er sich zu etwas Glühendem undWaberndem verdichtet hatte. Zu einem Feuerball.
Obwohl sie mich nicht sehen konnte, schien sie mir direkt in dieAugen zu blicken. »TöteAngelus.«
Sie fing an, einen Cast zu sprechen, aber ich konnte ihreWorte nicht verstehen. Flammen schossen aus ihremThron und stoben in alle Richtungen. Langsam kreiste das Feuer sie ein, die orange flackernden Flammen färbten sich erst rot, dann violett, als sie einen Knochen nach dem anderen erfassten.
Ich trat den R ückzug an.
Irgendetwas stimmte nicht. Das Feuer griff schneller um sich, als ich rennen konnte, aber Sarafine machte keineAnstalten, es einzudämmen.
Im Gegenteil, sie ließ die Flammen anwachsen.
» Was hast du vor?« rief ich. »Bist du verrückt geworden?«
Sie saß inmitten der Flammen. »Das hier ist eine Schlacht auf Leben undTod. Ein Kampf bis zum bitteren Ende. Nur einer von uns kann überleben. Und so sehr ich dich hasse, mein Hass aufAngelus ist größer.« Sarafine hob die Hände über den Kopf und die Flammen schossen mit ihnen in die Höhe.
»Lass ihn dafür büßen.«
Ihr Kleid fing Feuer und auch ihr Haar ging in Flammen auf.
» Wieso gibst du so einfach auf?«, rief ich, auch wenn sie mich wahrscheinlich nicht mehr hören konnte. Die Flammen hatten sie schon völlig verschluckt.
Ohne zu überlegen, warf ich mich nach vorne, mitten ins Feuer hinein. Ich hätte nicht anders
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