Eine ewige Liebe
war jemals so, wie man es sich wünschte. Nicht mehr. Nicht für mich.
Sie verstanden das einfach nicht.
»Es war kein Irrtum. Ich bin freiwillig hier, MrTrueblood. Ich habe es mit der Lilum so geplant.Wenn ich es nicht getan hätte, wären die Menschen, die ich liebe, und noch viele mehr gestorben.«
Obidias nickte. »Das weiß ich, Ethan. Und ich weiß auch von der Lilum und der Ordnung der Dinge. Ich stelle auch gar nicht infrage, was du getan hast. Ich meine nur, du hättest niemals vor dieseWahl gestellt werden sollen. Sie war nicht in den Chroniken verzeichnet.«
»In den Caster-Chroniken? « Ich hatte das Buch nur einmal gesehen, imArchiv, als der Rat der HohenWacht Marian befragt hatte.Aber hier in dieserWelt war es schon das zweite Mal, dass das Gespräch darauf kam.Woher wusste Obidias davon? Und was auch immer das zu bedeuten hatte, eines war klar: Mom hatte nicht darüber sprechen wollen.
»Ja«, nickte Obidias.
»Ich verstehe nicht, was das alles mit mir zu tun hat.«
Er schwieg einen Moment lang.
»Komm schon, sag es ihm.«Tante Prue warf Obidias den gleichen energischen Blick zu, den sie immer dann parat gehabt hatte, wenn sie mich zu irgendeinerVerrücktheit anstiften wollte, zum Beispiel Eicheln für die kleinen Eichhörnchen im Garten zu vergraben. »Er hat ein R echt, es zu wissen. Sag es ihm.«
Obidias nickte und sah mich mit seinen goldgelbenAugen an, dass ich fast so eine Gänsehaut bekam wie beimAnblick seiner Schlangenhand. » Wie du weißt, enthalten die Caster-Chroniken Aufzeichnungen über alles, was auf derWelt jemals geschehen ist.Aber sie zeichnen auch auf, was passiert sein könnte – möglicheVarianten, die niemals eingetreten sind.«
»DieVergangenheit, die Gegenwart, das Zukünftige. Ich erinnere mich.« Die drei unheimlichen Bewahrer, die ich in der Bibliothek und bei MariansVerhör erlebt hatte.Wie könnte ich das je vergessen?
»Ja. In der HohenWacht kann die Zukunft geändert werden, eine mögliche Zukunft kann in eine wirkliche Zukunft übergeführt werden.«
» Wollen Sie damit andeuten, das Buch könnte die Zukunft verändern?« Ich war perplex. Marian hatte keinWort davon erwähnt.
»Ja, das kann es«, sagte Obidias. »Das geschieht, indem man eine Seite in dem Buch verändert oder eine Seite hinzufügt. Eine Seite, die eigentlich nicht in den Chroniken sein sollte.«
Mir lief ein Schauder über den R ücken. » Worauf wollen Sie hinaus, MrTrueblood?«
»Die Seite, auf der steht, wie du zuTode gekommen bist, gehörte nicht zur eigentlichen Chronik . Sie ist später hinzugefügt worden.« Er sah mich gequält an.
» Warum sollte jemand so etwas tun?«
»Die Gründe, aus denen Menschen etwas tun, sind viel mannigfaltiger als dieTaten selbst.« Er klang so gedankenverloren, bedauernd und kummervoll, wie ich es von einem Dunklen Caster niemals erwartet hätte. »Das Entscheidende ist, dass dein Schicksal – dein irrtümliches Schicksal – erneut geändert werden kann.«Geändert? Konnte man ein Leben retten, nachdem es zu Ende war?Ich hatteAngst, die nächste Frage zu stellen, ich hatteAngst, auch nur zu denken, ich könnte dorthin zurück, wo ich hergekommen war. Nach Gatlin. ZuAmma.
Zu Lena.
Ich wollte nur eines: sie in meinen Armen halten und ihre Stimme in meinem Kopf hören. Ich wollte zu dem Caster-Mädchen zurück, das ich mehr als alles andere liebte, hier und in jeder anderen Welt.
» Wie?« SeineAntwort war im Grunde genommen egal. Ich würde alles tun, was er von mir verlangte, und ObidiasTrueblood wusste das.
»Es ist gefährlich.« Obidias’ Miene war mehr als eineWarnung. »Es ist gefährlicher als alles, was man sich in derWelt der Sterblichen vorstellen kann.«
Ich hörte seineWorte, allein, mir fehlte der Glaube.Was konnte es Schlimmeres geben, als hierbleiben zu müssen? » Was muss ich tun?«
»Du musst deine eigene Seite in den Caster-Chroniken zerstören. Die Seite, auf der deinTod verzeichnet ist.«
Mir lagen tausend Fragen auf der Zunge, aber nur eine einzige davon war wichtig. » Was ist, wenn Sie sich irren und meine Seite schon immer in dem Buch gewesen ist?«
Obidias starrte auf das, was von seiner Hand übrig geblieben war; unter demTuch schnellten die Schlangen hin und her. Ein Schatten huschte über sein Gesicht.
Er hob den Kopf und sah mir in dieAugen.
»Ich weiß, dass die Seite nicht in dem Buch war, Ethan. Denn ich bin derjenige, der sie hinzugefügt hat.«
Dunkle Angelegenheiten 11.
Kapitel
Im Zimmer wurde es
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