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Eine ewige Liebe

Eine ewige Liebe

Titel: Eine ewige Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kami Garcia
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womöglich denVerstand verloren hatte. Seine Miene verriet nicht, wofür er sich schließlich entschied – aber wie gesagt, derAusdruck eines Gesichts, das eigentlich kein menschliches ist, verrät sowieso nicht viel.
    »Ist das einTrick?« Seine matten grünenAugen verengten sich. »Es wäre äußerst unklug, irgendwelche Spielchen treiben zu wollen. Nicht wenn du willst, dass ich dir das Portal zeige.«
    »Ich wusste doch gar nicht, dass das Buch der Monde ein Gegenstück hat.Warum sollte ich also irgendwelche Spielchen treiben.«
    Es stimmte.Von einem Buch der Sterne hatte ich noch nie etwas gehört, weder Macon noch Marian, weder Sarafine nochAbraham hatten es je erwähnt.
    War es denkbar, dass sie von der Existenz dieses Buches gar nichts wussten?
    » Wie gesagt, es geht um das Gleichgewicht. Licht und Dunkel sind Punkte auf der unsichtbaren Skala einerWaage, die sich mal zur einen, mal zur anderen Seite neigt. Er strich mit seinen Klauenfingern über das Buch. »Das eine ist ohne das andere nicht denkbar. So bedauerlich das auch ist.«
    Nach den Erfahrungen, die ich mit dem Buch der Monde gemacht hatte, fragte ich mich misstrauisch, was seine andere Hälfte enthielt und ob auch bei diesem Buch mit schrecklichen Konsequenzen zu rechnen war.
    Ich wagte es kaum, danach zu fragen. »Fordert das Buch ein Opfer von demjenigen, der es gebraucht?«
    DerTorwächter durchquerte den Raum und setzte sich auf einen kunstvoll geschnitzten Stuhl, der aussah wie derThronsessel aus einem alten Schloss. Er nahm eine Micky-Maus-Thermoskanne, goss daraus eine bernsteinfarbene Flüssigkeit in eine Plastiktasse und trank die Hälfte davon. Seine Bewegungen waren langsam und sprachen von einer so großen Müdigkeit, dass ich mich unwillkürlich fragte, wie lange es wohl gedauert hatte, diese unfassbar wertvollen und wertlosenAusstellungsstücke anzuhäufen.
    Als er schließlich sprach, hörte er sich an, als wäre er um hundert Jahre gealtert.
    »Ich habe das Buch noch nie benutzt. Die über mich verhängten Strafen sind hart genug, ich will keine zusätzliche bekommen. Mehr können sie mir nicht auferlegen, meinst du nicht auch?« Er kippte den R est der Flüssigkeit hinunter und knallte die Plastiktasse auf denTisch. Dann sprang er auf und marschierte unruhig hin und her.
    Ich folgte ihm auf die andere Seite der Höhle.
    » Wer hat Ihnen die Strafen auferlegt?«
    Er blieb stehen und zog sein Gewand enger, wie um sich vor einem unsichtbaren Feind zu schützen. »Die HoheWacht natürlich.« In seinenWorten schwang Bitterkeit und R esignation mit. »Sie fordern stets ihre Schulden ein.«

Das Buch der Sterne 17.
Kapitel
    Der To rwächter wandte mir den R ü cken zu und ging zu einer Glasvitrine. Nachdenklich musterte er eine Sammlung von Am uletten – Schmuckanhänger an Lederbändern, Kristalle, ungewöhnliche Steine, die mich an die Flussaugen erinnerten, und R unensteine mit Schriftzeichen, die ich nicht kannte. Er öffnete die Vi trine und nahm eines der Am ulette heraus. Die Ar t und We ise, wie er die silbrige Scheibe zwischen den Fingern rieb, erinnerte mich daran, wie Am ma über den goldenen An hänger an ihrer Halskette tastete, wenn sie nervös war.
    » Warum gehen Sie nicht einfach weg?«, fragte ich. » Warum packen Sie nicht Ihre Sachen zusammen und verschwinden?« Noch während ich die Frage aussprach, wusste ich bereits dieAntwort.
    Niemand würde freiwillig hierbleiben.
    Er tippte einen großen lackierten Globus auf einem hohen Ständer neben derVitrine an. Ich sah die seltsamen Umrisse auf der sich drehenden Kugel; es waren ganz sicher nicht die Kontinente, die ich aus dem Erdkundeunterricht kannte.
    »Ich kann hier nicht weg. Ich bin an das Portal gebunden.Wenn ich mich zu weit fortwage, verwandle ich mich weiter.«
    Er starrte auf seine krummen, knotigen Finger. Mir lief ein Schauer über den R ücken.
    » Wie meinen Sie das?«
    Langsam drehte er seine Hände, als sähe er sie zum ersten Mal. »Vor langer Zeit sah ich aus wie du, toter Mann.Auch ich war einmal ein Mensch.«
    SeineWorte schwirrten durch meinen Kopf, aber ich begriff nicht ganz, was sie bedeuteten.Was immer derTorwächter war, und trotz der vagen Ähnlichkeit mit einem Menschen – das war unmöglich.
    Oder doch nicht?
    »Ich … ich verstehe nicht.Wie …« Ich konnte meine Gedanken nicht laut aussprechen, ohne herzlos zu klingen.Wenn tief in ihm tatsächlich ein Mensch steckte, dann hatte er schon mehr als genug Herzlosigkeit erlebt.
    »Du willst

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