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Eine Familie für Julianne

Eine Familie für Julianne

Titel: Eine Familie für Julianne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: KAREN TEMPLETON
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begann. „Aber sobald wir sicher sind …“, er schluckte, „… nehme ich sie mit.“
    Erschüttert und etwas verlegen machte sich Julianne von ihrem Vater los.
    „Bist du okay?“, fragte Victor und legte ihr eine Hand auf die Schulter.
    Sie nickte und wischte sich Tränen von den Wangen. Wieder musste Kevin schlucken.
    „Pippa muss jetzt ins Bett“, sagte sie. Kevin erkannte Resignation und Trauer in ihren Augen, eine Mischung, die ihm zu Herzen ging. „Außerdem ist diese Aufregung nicht gut für sie.“
    Das musste auch Kevin einsehen, denn jetzt hatte Pippa ernsthaft zu weinen begonnen. Julianne wischte sich die Handflächen am Kleid ab und streckte die Arme aus. „Sie können Sie noch einmal sehen, bevor Sie gehen. Versprochen.“
    Kevin reichte ihr das Baby und sah den beiden nach, als sie den Raum verließen.
    „Lieben Sie sie überhaupt?“, fragte Victor hinter ihm.
    Überrascht drehte er sich um. „Wie bitte?“
    „Pippa. Lieben Sie sie wirklich, oder wollen Sie nur haben, was Ihnen gehört?“
    „Warum kann es nicht beides sein?“
    „Julianne sagte, dass Sie heute früh geradezu verängstigt aussahen.“
    „Herrgott, da stand ich unter Schock. Das heißt doch nicht, dass ich Pippa nicht liebe. Oder glauben Sie nicht an Liebe auf den ersten Blick?“
    „Mit solchen Sprüchen werden Sie bei mir keine Punkte sammeln, Mr. Vaccaro.“
    „Wenn es nach Ihnen ginge, hätte ich meine Tochter nie kennengelernt. Glauben Sie mir, ich habe andere Sorgen als Punkte bei Ihnen zu sammeln.“
    „Ich habe Sie überprüfen lassen, junger Mann“, erwiderte Victor ungerührt. „Lange bevor Sie hier aufgetaucht sind. Daher weiß ich, dass Sie in den letzten zehn Jahren nie länger als ein halbes Jahr am Stück Arbeit hatten. Dass Sie nie länger als ein halbes Jahr irgendwo gewohnt haben. Dass man Ihnen zwei Mal wegen Trunkenheit am Steuer den Führerschein entzogen hat. Und dass man Sie einmal mit Drogen erwischt hat.“
    „Dann haben Sie also die ganze Zeit genau gewusst, wo Sie mich finden können, richtig?“
    Als Victor schwieg, lachte Kevin trocken. „Na ja, sehen Sie’s positiv. Wenigstens habe ich nie um Robyns Hand angehalten.“
    Victor presste die Lippen aufeinander. „Ich wollte Pippa nur schützen …“
    „Weil Sie mich für Abschaum halten. Kapiert. Und ich kann sogar verstehen, warum. Aber wenn Sie nicht gerade einen Hobbydetektiv engagiert haben, wissen Sie auch, dass ich erfolgreich ein dreimonatiges Entzugsprogramm abgeschlossen habe und seitdem vollkommen clean bin. Das mit dem Führerschein ist Jahre her. Oder zählt das alles nichts?“
    „Ich habe schon Pippas Mutter verloren“, sagte Victor tonlos. „Und Pippa werde ich, verdammt noch mal, nicht verlieren.“
    Mit verweintem Gesicht kam Julianne wieder herein, die Arme noch immer um den Körper geschlungen, verzweifelt um Haltung bemüht. Kevin wünschte sich, ihr das alles irgendwie ersparen zu können.
    „Du musst nicht hierbleiben, Juliekäferchen. Kevin und ich kommen schon allein …“
    „Mir geht’s gut. Und außerdem geht mich das ja auch etwas an, nicht wahr?“ Sie schaute Kevin direkt in die Augen.
    „Allerdings“, erwiderte Kevin, bevor ihr Vater widersprechen konnte. Dann atmete er tief durch. „Na gut, meine Vergangenheit liest sich nicht so toll. Und ich weiß, dass meine flapsigen Bemerkungen manchmal so klingen, als ob ich die Dinge nicht ernst genug nehme. Aber jemand wie Sie, Mr. Booth, erkennt einen Verteidigungsmechanismus doch bestimmt spielend.“
    Victor hob die Augenbrauen, und Kevin dachte: erwischt. „Ja, ich habe ein paar Ihrer Bücher gelesen. Mein Therapeut ist ein großer Fan von Ihnen. Das überrascht Sie, nicht wahr? Aber wie ich schon Julianne erklärt habe – ich bin erwachsen geworden. Mir ist auch klar, dass meine gegenwärtige Situation nicht ideal ist. Seit ich heute Morgen von meiner Tochter erfahren habe, bin ich ziemlich durch den Wind und versuche, einen Weg zu finden, die Dinge in den Griff zu bekommen. Aber ich weiß ganz sicher, dass ich mich vor der Verantwortung nicht drücken will.“ Er zögerte kurz. „Nicht so, wie es Robyns Mutter getan hat. Ihnen beiden gegenüber“, fügte er zu Julianne gewandt hinzu.
    Es wurde totenstill im Raum. „Hat Robyn Ihnen das erzählt?“, fragte Victor schließlich. „Dass ihre Mutter sich umgebracht hat, um sich vor der Verantwortung zu drücken?“
    „So hat Robyn es wohl gesehen“, erwiderte Kevin, als ihm klar wurde, wie

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