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Eine fast perfekte Lüge

Eine fast perfekte Lüge

Titel: Eine fast perfekte Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dinah McCall
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tut mir so Leid“, sagte Jonah, dann drängte er Evan, sich wieder auf die Pritsche zu setzen.
    Nachdem er sich neben ihn gesetzt hatte, schwiegen sie eine Weile. Schließlich holte Jonah tief Luft und begann zu sprechen.
    „Weißt du, warum du hier bist?“ fragte er.
    „Wegen Lösegeld?“ vermutete Evan.
    „Nein, meinetwegen.“
    Evan runzelte die Stirn. „Das versteh ich nicht.“
    Jonah wich seinem Blick aus, aber dann zwang er sich, seinen Sohn wieder anzusehen. Er betrachtete sein entschlossenes Kinn und seine wachen, intelligenten Augen. Es war unübersehbar, dass der Junge zäh war, aber würde er auch verstehen?
    „Weißt du, womit ich mein Geld verdiene?“
    Evan zuckte mit den Schultern. „So ungefähr. Du arbeitest für die Regierung, stimmt’s?“
    „Ich bin bei der CIA und arbeite meistens als Undercover-Agent. Vor zwei Wochen habe ich den Sohn eines sehr mächtigen kolumbianischen Drogenbosses in Notwehr erschossen. Und jetzt will er sich an mir rächen, indem er meinen Sohn tötet.“
    Evans Herz begann zu hämmern. „Oh, verdammt“, sagte er leise. Danach schwiegen sie eine ganze Weile, bis Evan schließlich den Kopf hob und fragte: „Dann geht es also nicht um Lösegeld, stimmt’s?“
    Evans Grinsen war das Letzte, womit Jonah gerechnet hatte. Stolz, gepaart mit Bewunderung erfüllte Jonahs Herz, aber er konnte es sich nicht leisten, seinen Gefühlen freien Lauf zu lassen, sonst würden sie womöglich beide schwach werden. Deshalb erwiderte er das Grinsen nur und legte Evan eine Hand aufs Knie. „Du bist ganz schön hart im Nehmen, was?“
    Evan zuckte mit den Schultern. „Wenn Mutter sauer auf mich war, hat sie immer gesagt: ‘Du bist genau wie dein Vater’.“
    Jonah straffte sich und musterte ihn eingehend. „Und wie hast du dich dabei gefühlt?“
    Evan zuckte erneut mit den Schultern. „Ziemlich gut, schätze ich mal.“
    Jonah verspürte einen schmerzhaften Stich. „Aber warum bloß, um Himmels willen? Du kanntest mich doch gar nicht. Ich kam in deinem Leben nicht vor.“
    „Dafür konntest du ja nichts. Das hat mir Tante Macie erzählt.“
    „Trotzdem muss es dir wehgetan haben, dass ich für dich nicht existierte.“
    „Na ja, wahrscheinlich schon.“ Er wich Jonahs Blick aus.
    „Es wäre dein gutes Recht, wegen dem, was man dir zugemutet hat, wütend zu sein.“
    „Ich bin ja auch wütend, das kannst du mir glauben“, gab Evan zurück. „Ich bin wütend auf Großvater, weil er uns das alles angetan hat, und ich bin wütend auf die Leute, die Mom getötet haben. Aber auf dich bin ich nicht wütend.“
    „Obwohl ich verstehen könnte, wenn du es wärst“, entgegnete Jonah. „Und an meinen Gefühlen für dich würde es ohnehin nichts ändern.“
    Evan wandte sich ab, da ihm Tränen in die Augen schossen. Er wollte nicht, dass ihn sein Vater weinen sah, aber die Frage, die ihm auf der Zunge lag, musste er einfach stellen. „Äh … Dad? Darf ich dich mal was fragen?“
    Als Jonah die Anrede hörte, musste er ganz tief Atem holen, um seine Gefühle unter Kontrolle zu bringen. „Klar, schieß los.“
    „Sagst du mir ganz ehrlich, was du fühlst? Für mich, meine ich.“
    Jonah legte Evan einen Arm um die Schultern und zog ihn nah zu sich heran. „Es gefällt mir zu wissen, dass du mein Sohn bist. Es gefällt mir zu sagen ‘Ich habe einen Sohn’, und außerdem bin ich verdammt stolz auf dich. Wenn wir hier rauskommen, werden wir den Rest unseres Lebens damit verbringen, uns gegenseitig für diese verlorenen fünfzehn Jahre zu entschädigen.“
    Wieder schossen Evan Tränen in die Augen, und diesmal ließ er ihnen freien Lauf.
    „Es ist okay, Junge“, sagte Jonah und zog Evan näher zu sich heran. „Wein dich aus. Das hast du dir weiß Gott verdient.“
    Evan erschauerte, dann begannen seine Schultern zu beben. Als er versuchte, Atem zu holen, kam es als ein Aufschluchzen tief aus seinem Bauch.
    Jonah schlang die Arme um seinen Sohn und hielt ihn ganz fest.
    Noch bevor der Hubschrauber mit Ruger gelandet war, rannte Carl French, dicht gefolgt von Macie, darauf zu. Sobald der Hubschrauber aufgesetzt hatte, sprang Ruger heraus.
    „Was ist los, und wo zum Teufel haben Sie gesteckt?“ brüllte Ruger French über den Motorenlärm hinweg an.
    „Rein!“ schrie Carl zurück, während er Ruger durch eine Geste bedeutete, wieder in den Hubschrauber einzusteigen.
    „He, Moment mal“, sagte Ruger, als Macie sich anschickte, neben Carl auf den Rücksitz zu klettern.

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