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Eine fast perfekte Lüge

Eine fast perfekte Lüge

Titel: Eine fast perfekte Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dinah McCall
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aussah, als ob es einfach werden würde, mussten sie sich davon überzeugen, dass von dem Mann keine Überraschungen zu erwarten waren, wenn der
Padrone
den Raum betrat.
    Das Bett hinter Jonah quietschte. Evan war aufgewacht.
    „Was ist?“ fragte der Junge, während er aufstand.
    Jonah streckte die Hand nach ihm aus. „Bleib hinter mir.“
    Eine Sekunde später verriet ihm Evans Hand auf seinem Rücken, dass sein Sohn dicht hinter ihm war. Zusammen bewegten sie sich nach rechts.
    „Ein bisschen eng hier drin“, sagte Jonah. „Außerdem müsste irgendjemand den Hauswirt informieren, dass die Klospülung kaputt ist. Ansonsten lässt es sich hier ganz gut aushalten.“
    Die beiden Männer überhörten die sarkastische Bemerkung und traten näher. Sie rissen die Matratze aus dem schmalen Bett, dann warfen sie das Bettgestell um. Nachdem sie sich davon überzeugt hatten, dass nirgendwo eine Waffe versteckt war, warfen sie einen Blick zu der winzigen stinkenden Zelle.
    Einer der Bewacher deutete mit seinem Gewehr in die Richtung. „Du gehst und schaust nach“, sagte er zu seinem Kumpel. „Ich halte sie so lange in Schach.“
    Der andere schnaubte missbilligend. „Nein, du gehst. Ich halte sie in Schach.“
    Jonah lachte. „Na, kommt schon, Jungs. Ohne Fleiß kein Preis.“
    Sie scharrten nervös mit den Füßen, verunsichert, was sie von einem Mann halten sollten, der im Angesicht seines eigenen Todes immer noch lachte.
    „Los, gehen wir“, sagte der Erste, dann verließen sie eilig den Raum.
    Jonah hörte, wie sich der Schlüssel im Schloss drehte, dann vernahm er das Geräusch sich entfernender Schritte.
    „Was hatte das denn zu bedeuten?“ fragte Evan.
    „Keine Ahnung. Lass uns einfach das Bett wieder machen, was meinst du? Dann kannst du noch ein bisschen schlafen.“
    Nachdem sie das Bettgestell aufgehoben und die Matratze wieder darauf gelegt hatten, schob Jonah das Bett in eine andere Ecke des Raumes.
    „Was soll das?“ fragte Evan.
    Jonah lächelte. „In meinen Augen wirkt der Raum irgendwie unharmonisch. Ich finde, dass das Bett an der Wand besser aussieht. Jetzt fehlen nur noch ein Tisch und eine Lampe, vielleicht ein paar gute Bücher und eine Kühltasche mit Coke, dann können wir es uns gut gehen lassen. Du weißt, dass Feng-Shui wirklich funktioniert. Ich glaube, dass diese Jungs viel entspannter wären, wenn sie ab und zu mal ein bisschen umräumen würden.“
    Evan lachte, während er sich auf die Bettkante setzte, wobei er unbewusst seine Hände schonte.
    Jonah registrierte es, sagte jedoch kein Wort dazu. Im Moment gab es nichts, was er tun konnte, um seinem Sohn Erleichterung zu verschaffen, aber irgendwann würde er es können. Dass doch noch alles böse enden könnte, daran wollte er gar nicht denken. „Hast du Lust zu reden?“ fragte Jonah.
    „Ja, klar. Worüber?“
    Jonah setzte sich neben Evan, dann beugte er sich vor und stützte seine Ellbogen auf die Knie.
    „Darüber, was für Musik wir am liebsten hören und was wir am liebsten essen, können wir uns später unterhalten. Im Augenblick interessiert mich mehr, ob du mir etwas über die Leute erzählen kannst, die dich hier gefangen halten.“
    Zwischen Evans Augenbrauen bildete sich eine steile Falte. „Nicht viel. Da war dieser Kerl, der mich bewacht hat und den du …“
    „Ich habe ihm eine Lektion erteilt, die er so schnell nicht vergessen wird“, erwiderte Jonah.
    In Evans Kiefer zuckte ein Muskel. „Ich glaube, ich habe mich noch gar nicht bedankt, oder?“
    „Ein Kind sollte so etwas nicht sehen“, sagte Jonah.
    Evan schwieg einen Moment, dann sagte er so leise, dass man es fast nicht verstehen konnte: „Ich bin kein Kind mehr.“
    Jonah seufzte, dann legte er Evan eine Hand auf den Kopf. „Ja, ich weiß. Es tut mir trotzdem Leid.“
    „Schon gut“, sagte Evan. „Also, da war, wie schon gesagt, dieser Kerl, der mir immer das Essen gebracht hat, und … ach ja … diese Frau, die irgendwann kam und mich zum Essen zwingen wollte. Sie hatte einen Mann dabei, aber das war wohl eher so eine Art Leibwächter. Sonst habe ich niemanden gesehen.“
    Jonah nahm an, dass die Frau Calderones Geliebte gewesen war. „Und die Nonne war sie wahrscheinlich auch“, sagte er mehr zu sich selbst als zu Evan.
    „Was denn für eine Nonne?“
    „Egal“, sagte Jonah. „Sie war keine echte Nonne und hat Calderone geholfen, aus dem Gefängnis zu entkommen.“
    „Und wer ist Calderone?“ fragte Evan. „Der, dessen Sohn du

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