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Eine fast perfekte Lüge

Eine fast perfekte Lüge

Titel: Eine fast perfekte Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dinah McCall
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beten?“
    Die Nonne nickte, holte ihren Rosenkranz heraus und senkte den Kopf.
    Calderone beugte sich vor und senkte ebenfalls den Kopf. „Haben Sie Neuigkeiten für mich?“ murmelte er.
    Die Nonne nickte, während die rosa Perlen durch ihre Finger glitten. Für den Wärter musste es so aussehen, als ob sie betete. „Es ist vollbracht“, sagte sie.
    „Und der
Padre
… wie geht es ihm?“ fragte Calderone.
    Die Finger der Nonne hörten auf sich zu bewegen, dann schüttelte sie langsam den Kopf. „Ach! Leider haben wir ihn nicht gefunden“, sagte sie leise.
    Calderones Herzschlag setzte einen Moment lang aus. „Und wissen wir, warum?“
    „Nein,
Señor
… aber wir suchen weiter nach ihm.“
    Die Enttäuschung machte Calderone unvorsichtig. „Ohne ihn läuft nichts“, zischte er.
    Der Wärter an der Tür ging ein paar Schritte auf und ab. Die Nonne begann ein bisschen lauter zu beten. Zu ihrer Erleichterung blieb der Wärter in der Nähe der Tür, was bedeutete, dass er offenbar keinen Verdacht geschöpft hatte.
    „Wir haben alles getan, was in unserer Macht stand“, sagte die Nonne, dann drückte sie das Kreuz an die Lippen und schaute zum ersten Mal auf. „Ich vermisse dich, Miguel“, flüsterte sie „Du fehlst mir in meinem Bett, und meine Brüste sehnen sich nach deinem Mund. Bitte, sag mir, dass das bald vorbei ist.“
    „Elena, meine schöne Elena. Wie geht es unserer Kleinen?“
    „Es geht ihr gut … abgesehen davon, dass sie ihren Papa schrecklich vermisst.“
    Calderone seufzte. Diese Frau war früher eine Hure gewesen, eine
puta
, aber er war verrückt nach ihr. Und als sie ihm eine Tochter geboren hatte, hatte er sie eingeladen, mit ihm auf seiner Hazienda zu leben. Sie genoss auch ohne den Segen der Kirche alle Privilegien, die sich daraus ergaben, dass sie die Geliebte des
Padrone
war. Nur seine Ehefrau würde sie nie werden, weil selbst ein Mann wie Calderone seine Grundsätze hatte. Eine Frau, die für Geld mit Männern geschlafen hatte, würde er nie heiraten.
    „Sag ihr, dass ich sie liebe“, flüsterte Calderone, „und dass wir uns bald wiedersehen. Und sag Juan Carlos, dass er mich jetzt nicht im Stich lassen darf … hast du das verstanden?“
    „Ja, Miguel … ich habe verstanden.“
    Damit stand sie auf und schaute zu dem Aufseher. „Wir sind fertig“, sagte sie.
    Der Wärter ging zu Calderone, packte ihn am Arm und zerrte ihn fast aus dem Raum. Calderone schaute sich nicht mehr um, weil es sich nicht gehörte, einer Braut Christi einen langen, lüsternen Blick zuzuwerfen.

4. KAPITEL
    J onah kam aus dem Arbeitszimmer, das zum Lagezentrum umfunktioniert worden war, und ging die Treppe hinauf. Er hatte soeben einen Mann identifiziert, der auf der Suche nach Evan vielleicht ihre erste heiße Spur war, aber er war sich nicht sicher, ob er Macie davon erzählen sollte. Der Gärtner durfte unter keinen Umständen merken, dass sie Verdacht geschöpft hatten, und je mehr Leute davon wussten, desto größer wurde die Gefahr, dass irgendetwas durchsickerte.
    Als er oben auf dem Flur angelangt war, hörte er in der Eingangshalle eilige Schritte. Er blieb stehen und schaute nach unten. Ruger rannte, im Schlepptau zwei Agenten, mit einem Handy am Ohr zur Eingangstür. Der Drang, sich einzumischen, war fast unbezähmbar. Er war nicht daran gewöhnt, sich abseits zu halten, und es machte ihn nervös, aber er konnte sich nicht aktiv beteiligen, ohne die Ermittlungen zu gefährden.
    In dem Moment, in dem die Männer das Haus verließen, hörte er, wie hinter ihm eine Tür geöffnet wurde. Als er sich umdrehte, sah er Rosa aus Macies Schlafzimmer kommen, wobei sie die Tür einen Spalt offen ließ. Sie hielt ihren Kopf gesenkt und betupfte sich mit einem Taschentuch die Augen. Jonah runzelte die Stirn. Was war denn jetzt passiert?
    Macie saß auf der Bettkante und starrte trübsinnig zu Boden. Sie hatte versucht zu schlafen, aber jedes Mal, wenn sie die Augen schloss, hörte sie in Gedanken wieder die Schüsse und sah, wie Felicitys lebloser Körper ins Bild fiel. Und dann war da plötzlich überall Blut gewesen. Sie wusste nicht, dass eine der Kugeln die Halsschlagader getroffen hatte und dass das Blut nur so lange herausgesprudelt war, wie Felicitys Herz noch geschlagen hatte. Sie hatte nur gesehen, dass ihre Schwester mit dem Kopf voran in einer riesigen Blutlache auf der Treppe lag.
    Sie holte tief Luft, dann atmete sie mit einem Schluchzen wieder aus, wobei sie überlegte, ob es wohl

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