Eine fast perfekte Lüge
des Jungen hat, wird gebeten, sich unverzüglich bei der Polizei von Los Angeles oder dem örtlichen FBIBüro zu melden. Die Telefonnummern werden am unteren Bildrand eingeblendet
.“
Das Foto, das Evans Klassenkameraden verbreiteten, war offenbar am Ende eines gewonnenen Fußballspiels aufgenommen worden. Evans Haare waren zerzaust und klebten ihm verschwitzt an der Stirn. Er saß auf den Schultern eines Mannschaftskameraden und reckte in Siegerpose den Daumen hoch. Jonah starrte das Bild an, bis er es nicht mehr aushielt, dann machte er den Fernseher schnell aus. Mit einem unterdrückten Aufstöhnen schloss er die Augen. Er hatte sich stapelweise Fotos angeschaut, die Evan in allen Stadien seines jungen Lebens zeigten.
Und nun das.
Das lachende Gesicht auf dem Bildschirm hatte seltsam obszön gewirkt, fast so, als wollte sich Evan über sein Schicksal lustig machen. Doch Jonah wusste, dass der Junge ganz gewiss nichts zu lachen hatte – sofern er überhaupt noch lebte.
Plötzlich spürte er, wie die Matratze hinter ihm nachgab, dann stieg ihm der frische Duft von Seife und Shampoo in die Nase. Macie. Als er sich umdrehte, schaute sie ihn aus geröteten, müden Augen an. Er riss die Packung mit den Schlaftabletten auf, die der Arzt dagelassen hatte, und ging ins Bad, um ein Glas Wasser zu holen. Als er zurückkam, saß Macie im Bett.
„Die brauche ich nicht“, murmelte sie, obwohl sie die beiden Tabletten nahm, die er ihr hinhielt, und sie mit einem Schluck Wasser hinunterspülte.
„Ich lasse dich jetzt …“
Macie griff nach seiner Hand. „Bleib wenigstens da, bis ich eingeschlafen bin.“
Nachdem er das Glas auf dem Nachttisch abgestellt hatte, legte er sich neben sie aufs Bett. „Willst du reden?“
Sie schüttelte zwei Kissen auf und stellte sie gegen die Kopfstütze, dann lehnte sie sich zurück und schaute ihn mit einem seltsamen Blick an. „Worüber?“
„Egal. Worüber du willst. Vielleicht über den heutigen Tag? Oder letzte Woche? Deine Firma? Deine Freunde? Keine Ahnung, Macie … entscheide selbst.“
„Na schön, wenn du mir schon die Entscheidung überlässt, würde ich gern über dich reden.“
Er wurde schlagartig wachsam. Sein Leben war kein Gesprächsthema. Er schaute sie an und lächelte, um seinen Worten die Schärfe zu nehmen. „Das ist alles streng geheim.“
Macie schnaubte empört. Es war ein höchst undamenhaftes Geräusch, und Jonahs Lächeln wurde noch breiter.
„Na, hör mal“, sagte Macie in vorwurfsvollem Ton. „Bestimmt hast du doch einen guten Freund, von dem du mir erzählen kannst, oder nicht? Und hast du kein Hobby? Was isst du am liebsten? Du wohnst in Washington, von daher könnte ich mir vorstellen, dass du ein Redskin-Fan bist, stimmt das? Red einfach mit mir, Jonah, ganz egal was, Hauptsache, es ist etwas ganz Normales, damit ich nicht den Verstand verliere.“
„Du hast ganz vergessen, mich zu fragen, was für ein Sternzeichen ich bin.“
„Das weiß ich bereits“, sagte sie. „Du bist Zwilling.“
„Bist du eine Hellseherin?“
„Wer weiß. Also los, jetzt erzähl schon endlich. Bestimmt fällt dir irgendwas ein. Es wird nicht lange dauern, bis diese Tabletten wirken, und dann bist du aus dem Schneider.“
„Na, hoffentlich. Ja, ich habe einen guten Freund. Er heißt Carl French. Und was das Hobby betrifft, könnte ich nicht behaupten, eins zu haben, obwohl ich Wasser liebe und gern angle.“
Macie legte sich bequemer hin und verschränkte die Arme vor der Brust. Sie spürte, dass sie langsam anfing, sich zu entspannen. Sie musste sich einfach nur ganz normal unterhalten, dann würde der Horror dieses Tages vielleicht nach und nach verblassen.
„Salzwasser oder Süßwasser?“ fragte sie.
„Beides – obwohl, wenn ich es mir recht überlege, ist mir das Meer doch noch lieber. Ich mag diese endlose Weite. Sie vermittelt mir ein Gefühl von Freiheit.“
Sie runzelte leicht die Stirn, während sie überlegte, wie oft er in diesem abscheulichen Job wohl schon dem Tod nah gewesen sein mochte. Kein Wunder, dass er die endlose Weite des Meeres liebte. „Hast du ein Boot?“ fragte sie.
„Nein, aber ich hätte gern eins.“
Macie stellte sich Jonah auf einem Boot auf dem offenen Meer vor, wie er breitbeinig auf Deck stand und den Wellen trotzte. „Dann solltest du dir unbedingt eins kaufen.“
Er zuckte mit den Schultern. „Irgendwann vielleicht … falls ich lange genug lebe, um in Ruhestand zu gehen.“
„Sag so etwas
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