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Eine fast perfekte Lüge

Eine fast perfekte Lüge

Titel: Eine fast perfekte Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dinah McCall
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nicht“, murmelte sie, dann gähnte sie herzhaft und schloss die Augen. „Sag so etwas nie wieder.“
    Schlagartig war sie müde geworden. Irgendetwas hatte sie noch sagen wollen, aber sie hatte vergessen, was.
    Und dann atmete sie tief durch, rollte sich auf die Seite und schlief ein.
    Als Jonah sich sicher war, dass sie tatsächlich fest schlief, beugte er sich über sie. Ihr Atem, der ihren leicht geöffneten Lippen entströmte, streifte seine Wange. Ihr Haar lag auf dem weißen Kissen ausgebreitet wie ein roter Fächer, und auch der lange dichte Kranz ihrer Wimpern konnte die dunklen Ringe unter ihren Augen nicht verbergen.
    „Schlaf schön, Sweetheart“, flüsterte er, dann küsste er sie.
    Er musste sich zwingen, sie allein zu lassen, aber er wollte dringend ein paar Dinge in Erfahrung bringen.
    Unten im Lagezentrum ging Ruger den Informationen nach, die sie durch Samuel Vegas Verhaftung gewonnen hatten. Als Jonah den Raum betrat, hob der Agent den Kopf.
    „Erzählen Sie mir etwas Gutes“, forderte Jonah ihn auf.
    „Snickers Knusperriegel“, gab Ruger zurück, dann zuckte er mit den Schultern und fuhr fort: „Blöder Witz, ich weiß, aber die Tour kriege ich immer, wenn ich nicht genug Schlaf bekomme.“
    „Samuel Vega. Erzählen Sie mir etwas über ihn. Hat er geredet? Wie erklärt er, dass er ein Foto von Macie bei sich hatte?“
    „Gar nicht“, gab Ruger zurück. „Er schweigt genauso hartnäckig wie der andere Kerl, der mit ihm im Auto war. Und für die Schusswaffen, die sie dabeihatten, haben sie eine Lizenz. Wenn wir nicht noch irgendeinen triftigen Grund finden, wird man sie morgen freilassen müssen, auch wenn Sie das wahrscheinlich nicht gern hören.“
    Jonahs Magen krampfte sich zusammen. Genau das hatte er befürchtet. „Dann gibt es also keinen Grund, die beiden festzuhalten?“
    Ruger schüttelte den Kopf. „Nein.“
    „Demnach hätten wir ihnen erst erlauben sollen, uns auszupusten“, sagte Jonah mit vor Ironie triefender Stimme und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Herrgott nochmal. Manchmal finde ich unseren Rechtsstaat wirklich zum Kotzen!“
    „Ich weiß, ich weiß“, sagte Ruger. „Aber so ist es nun mal. Vega hat gegen kein Gesetz verstoßen, und es ist nicht verboten, das Foto von irgendjemandem mit sich herumzutragen. Und dass er – natürlich rein zufällig, wie sein Anwalt behauptet – auf diesem Highway war, kann man ihm beim besten Willen nicht vorwerfen.“
    „Dieser Anwalt … er heißt nicht vielleicht zufällig Abraham Hollister?“
    Erstaunt hob Ruger die Augenbrauen, dann nickte er. „Kennen Sie ihn?“
    „Ich habe von ihm gehört“, sagte Jonah. „Calderone hat ihn öfter lobend erwähnt.“ Er atmete tief durch, um sich zu beruhigen. „Und was machen wir jetzt?“
    Ruger schob eine Hand voll Unterlagen in einen Ordner und stellte ihn beiseite. „Sie halten sich da raus, Jonah. Und wir werden alles in unserer Macht Stehende tun.“
    „Verdammt nochmal“, sagte Jonah so leise, dass es die anderen nicht hören konnten und trat ein paar Schritte näher an Ruger heran. „Versetzen Sie sich doch mal in meine Lage. Mein Sohn schwebt in höchster Gefahr, und zwar meinetwegen. Ich muss einfach irgendetwas unternehmen. Ich kann nicht dasitzen und Däumchen drehen, verstehen Sie das denn nicht? Ich arbeite bei der Firma, um Himmels willen. Nutzen Sie meine Beziehungen und Fähigkeiten.“
    Ruger warf einen Blick über die Schulter, dann schaute er Jonah wieder an. „Sie wissen, dass ich das in diesem Fall nicht kann“, entgegnete er. „Es tut mir wirklich Leid, aber so läuft es nun mal.“
    „Was ist mit diesem Gärtner? Mit dem Kerl, den ich auf dem Video erkannt habe? Was wissen wir über ihn? Hat er mit irgendjemandem Kontakt aufgenommen, der …“
    „Er kommt morgens zur Arbeit und geht abends nach Hause. Und am nächsten Tag kommt und geht er wieder“, sagte Ruger. „Er ist so sauber, dass er quietscht, glauben Sie mir.“
    „In Calderones Organisation gibt es keinen einzigen Mann, der sauber ist“, hielt Jonah verärgert dagegen. „Ich verwette meinen Kopf, dass er etwas weiß. Wenn Sie mich eine Stunde mit ihm allein lassen, bringe ich ihn zum Reden, das garantiere ich Ihnen.“
    Rugers Nasenflügel bebten wütend, während er Jonah den Zeigefinger in die Brust stach. „Genau das habe ich vorhin gemeint“, sagte er scharf. „So läuft das hier nicht.“
    Jonah zuckte zusammen, als ob Ruger ihm einen Kinnhaken verpasst hätte.

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