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Eine fast perfekte Lüge

Eine fast perfekte Lüge

Titel: Eine fast perfekte Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dinah McCall
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vorbeizuschlüpfen, aber er war nicht schnell genug. Als er eine Hand spürte, die ihn am Fußgelenk packte und zerrte, trat er hart zu, aber es war zu spät.
    Der Bewacher packte Evan am Arm, entwand ihm das Metallstück und warf es nach draußen auf den Gang. Dann rappelte er sich mühsam auf und zog den Jungen fluchend mit hoch. Er stieß ihn gegen die Wand, packte ihn, bevor er zu Boden rutschen konnte, und schlug mit beiden Fäusten wieder und wieder auf ihn ein.
    Doch plötzlich war da noch ein weiterer Mann im Raum, der den Bewacher von Evan wegzerrte und gegen die Wand schob. „Hör sofort auf, du Vollidiot. Wenn du den Jungen tötest, bringt Calderone dich um. „
    Der Wachmann wirbelte herum und sah sich dem Mann gegenüber, den er als den
Snowman
kannte.
    „Er hat sich mit einem Eisenstück auf mich gestürzt“, sagte der Wachmann und berührte seinen Hals an der Stelle, aus der immer noch Blut sickerte.
    Der
Snowman
schaute auf den Jungen, der halb bewusstlos zum Bett getaumelt und auf die Matratze gesunken war. Dann wandte er sich wieder dem Wachmann zu und grinste. „Sieht ganz so aus, als hätte er doch eine ganze Menge von seinem alten Herrn geerbt … wegen dem ich übrigens hier bin. Der
Padrone
ist frei und seine Geduld ist am Ende. Er wird morgen irgendwann hier eintreffen oder spätestens übermorgen. Also sorg dafür, dass der Junge bis dahin noch lebt, okay? Weil nämlich der
Padrone
derjenige sein will, der sein Leben beendet.“
    Der Wachmann starrte ihn an, dann zuckte er mit den Schultern und nickte. „Okay.“ Nachdem er dem Jungen noch einen letzten Blick zugeworfen hatte, versetzte er dem Bettgestell einen Tritt. Evan wurde durchgeschüttelt und stöhnte leise auf, so wie es der Aufpasser beabsichtigt hatte.
    „Kleiner Mistkerl. Wenn der
Padrone
nicht wäre, würde ich dich auf der Stelle umbringen!“ zischte er wütend. Dann trat er die über den Boden rollenden Essensdosen beiseite und verließ den Raum.
    Der
Snowman
stand neben dem Bett und schaute auf den Jungen hinunter. Calderone wäre sicher nicht begeistert über dessen Zustand, aber wenigstens war er noch am Leben. Er wandte sich ab, um den Raum ebenfalls zu verlassen, doch dann drehte er sich noch einmal um, beugte sich über Evan und tastete nach dem Puls am Hals. Er pochte schnell, aber gleichmäßig.
    „Es ist wirklich eine Schande, Junge. Sieht ganz danach aus, als wäre aus dir ein verdammt guter Mann geworden.“ Dann lachte er leise auf. „Lass dir kein Spielgeld andrehen, obwohl das jetzt wahrscheinlich auch nicht mehr wichtig ist. Du wirst sowieso nichts mehr ausgeben können.“
    Gleich darauf war er fort.
    Evan hatte zwar die Stimme des Mannes gehört, doch gesehen hatte er ihn nicht, da seine Augen von den Faustschlägen des Aufpassers dick zugeschwollen waren. Der Zorn kam nur langsam, doch dann lag er ihm schwer im Magen wie verdorbenes Essen. Dauernd sagte ihm irgendjemand, dass er bald sterben müsse. Er hatte es noch nie leiden können, wenn man versuchte, sein Leben zu bestimmen. Und der onkelhafte Ton dieses Mannes hatte ihm ganz und gar nicht gepasst. Wenn seine Lippen nicht so aufgeplatzt und geschwollen gewesen wären, hätte er ihm schon die Meinung gesagt. Es war noch nicht vorbei. Noch längst nicht.
    Um seine schmerzenden Rippen ein wenig zu entlasten, verlagerte er sein Gewicht und atmete vorsichtig ein und aus.
    Gott … ich weiß nicht genau, ob du mich wirklich hören kannst, aber ich weiß ganz sicher, dass ich Hilfe brauche
.
    Die Ratte spitzelte aus ihrem Loch. Als sie sah, dass die Luft rein war, huschte sie heraus und begann sich über das auf dem Boden verstreute Essen herzumachen.
    Immer wenn Evan ein leises Aufstöhnen von sich gab, hob die Ratte den Kopf, wobei ihre kleinen schwarzen Knopfaugen den Raum nach irgendwelchen Anzeichen von Gefahr absuchten. Nachdem sie sich davon überzeugt hatte, dass ihr von nirgendwo Böses drohte, fraß sie seelenruhig weiter, während Evans wunde Rippen so höllisch schmerzten, dass er es kaum schaffte, Luft zu holen.
    „Corazon … du musst zu mir zurückkommen“, gurrte Elena liebevoll und schmiegte ihre Wange an Miguel Calderones von Bartstoppeln bedecktes Gesicht.
    Calderone hörte die Stimme, aber er konnte nicht reagieren. Sein Körper fühlte sich bleischwer an, und seine Muskeln schmerzten, als ob ihn jemand zusammengeschlagen hätte. Er holte langsam Luft, dann atmete er stöhnend aus.
    Elena nahm das nasse Tuch von seiner Stirn,

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