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Eine fast perfekte Tarnung Meisterspionin Mary Quinn

Eine fast perfekte Tarnung Meisterspionin Mary Quinn

Titel: Eine fast perfekte Tarnung Meisterspionin Mary Quinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y Lee
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so.« Mit einer einzigen geschickten Bewegung schwang er sich den Stab über eine Schulter. »Die Mulde macht man mit Ziegeln voll   – so klein, wie du bist, nicht mit vielen, vielleicht drei oder vier   – und trägt sie seinem Maurer zu. Hast du gesagt, Reid? Der ist da drüben um die Ecke.«
    »Das ist alles?« Das sah ja lächerlich einfach aus.
    »Du bringst ihm, was er haben will. Damit kannst du auch Mörtel oder Kellen transportieren oder was er eben gerade braucht.«
    Er reichte ihr die Tragmulde und sie hob sie probeweise an. »Nicht schlecht, aber   … warum nimmt man keine Schubkarre?«
    »Manchmal musst du mit der Tragmulde klettern   – das Gerüst rauf, weißt du.« Er grinste, als er ihren Ausdruck sah. »Aber heute nicht   – die heiklen Sachen mach ich, solange wir unterbesetzt sind.«
    »Fehlt euch denn ein Muldenträger?« Mary folgte ihm zu einem großen Haufen von Backsteinen.
    Stubbs sah fragend zu ihr hinunter. »Neu hier?«
    Sie nickte. »Heut Morgen angefangen.«
    »Ach so. Dann hast du’s wohl noch nicht gehört.« Er verstummte und sein rundes Gesicht wurde ernst. »Einer von uns, ein Maurer, ist letzte Woche gestorben. Bis Keenan einen neuen findet, springt der andere Maurergehilfe, Smith, erst mal ein. Der ist allerdings noch kein richtiger Maurer oder überhaupt was. Aber er kann eine einfache Mauer bauen und Keenan und Reid machen den Rest.«
    Mary runzelte die Stirn. Die Erklärung war fast so verwirrend wie die Situation. Maurer und Muldenträger arbeiteten also in Teams, und es klang, als ob es sich hier um ein auseinandergefallenes Team von fünf Leuten handelte: drei Maurer, Wick, Keenan und Reid, unterstützt von den Muldenträgern Stubbs und Smith. Nach Wicks Tod war es Keenans Sache, einen neuen Maurer ins Team zu integrieren, und nicht die Aufgabe von Harkness, einen Maurer von außen anzuheuern. Das war so seltsam wie diese Tragmulde, aber wenn man genauer darüber nachdachte, erschien es sinnvoll. Die Männer waren aneinander gewöhnt und hatten wohl ihren eigenen eingespielten Rhythmus.
    »So.« Stubbs blieb bei dem Ziegelhaufen stehen. »Jetzt halt mal still.« Mary straffte die Schultern, während Stubbs ihr Ziegel in die Mulde legte. »Gut so?«
    »Einen kann ich noch.«
    Er sah sie zweifelnd an. »Lieber nicht. Geh lieber sparsam um mit deinen Kräften, Junge; du musst das nämlich stundenlang machen.«
    Der Rat war gut. Die Mulde selbst war nicht leicht und mit drei Backsteinen konnte Mary das Gewicht gerade noch über die Baustelle tragen. Stubbs’ Wegbeschreibung war vage, aber schon bald entdeckte sie den blonden Mann, der sich hingehockt hatte und pfeifend sein Werk betrachtete. Trotz seinem Hang zu Prügeleien schien er so gut gelaunt, wie Keenan feindselig war. Sie war dankbar, dass sie nicht direkt unter Keenan arbeiten musste.
    »Drei Ziegel?«, rief er aus, als sie die Mulde absetzte.
    Mary wurde rot. »’tschuldigung, Sir. Ich versuch, nächstes Mal mehr zu bringen.«
    »Übernimm dich nicht«, sagte er ganz freundlich. »Aber du lieber Himmel, wenn du nicht der winzigste Muldenträger bist, den ich je gesehen habe.«
    »Bin noch am Wachsen, Sir«, murmelte sie.
    »Wenn du das nicht tust, dann such dir ’ne andere Arbeit«, riet er ihr. »Glaser vielleicht.« Mary nickte und verzog sich wieder zu dem Backsteinhaufen. Je weiter der Morgen fortschritt, desto geschickter wurde sie darin, die Mulde zu beladen und die Ziegel richtig zu tragen. Nach einiger Zeit   – sie hätte nicht sagen können, wie lange, aber eher nach Stunden als nach Minuten   – merkte sie, dass sie ein anderer Junge beobachtete. Er stand ungefähr zwanzig Meter entfernt, hatte die Hände in den Taschen und starrte sie ungeniert an.
    Mary richtete sich von ihrer Arbeit auf   – sie musste inzwischen Mörtelstaub und Backsteinschutt zusammenfegen   – und starrte zurück. Nach einem Augenblick nickte sie ihm knapp zu. Aber statt ihr Nicken zu erwidern, starrte der Junge weiter angriffslustig herüber. Mary arbeitete weiter.
    Nach ein paar Minuten meldete er sich schließlich zu Wort. »Du bist wohl Quinn.«
    Mary sah wieder auf. Er war näher gekommen, aber immer noch abweisend. Sie nickte und fegte weiter.
    »So nobel siehst du nun auch nicht aus.«
    Es hatte sich also schon rumgesprochen. »Bin ich auch nicht.«
    »Wenn du so schnieke bist, warum hast du mir dann meinen Job geklaut?«
    »Was   – die Arbeit hier?« Sie war aufrichtig überrascht. »Du hast doch

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