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Eine fast perfekte Tarnung Meisterspionin Mary Quinn

Eine fast perfekte Tarnung Meisterspionin Mary Quinn

Titel: Eine fast perfekte Tarnung Meisterspionin Mary Quinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y Lee
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an, wenn auch etwas gezwungen. »Aber Sie sind kein Narr. Sind Sie gewillt, die Vorteile, die der Auftrag Ihnen und Ihrem Bruder bringen wird, für eine bloße Formalität zu riskieren?«
    James zog scharf die Luft ein. »Ja, Sir, das bin ich.« Der Kompromiss war zwar nicht perfekt, sagte sein nörgelndes Gewissen, aber er schmerzte weniger, als den verlockenden Auftrag rundweg abzulehnen.
    Harkness sah verärgert aus. »Nun gut. Ich werde dem Beauftragten Ihre   – Vorbehalte   – melden. Um Ihretwillen hoffe ich, dass er sich erweichen lässt, Ihren Flausen entgegenzukommen.«
    Auf dem Rückweg zur Kutsche blieb James zögernd am Tor stehen und beobachtete die Handwerker bei der Arbeit. Es war schwierig, genau zu sagen, was auf der Baustelle nicht stimmte, aber er hatte den starken Eindruck, dass im Hof des Palastes etwas nicht in Ordnung war. Viele machten sich über Instinkt und Ahnungen lustig, aber er hatte vor Jahren gelernt, sich auf seinen Instinkt zu verlassen. Dieser Auftrag   – wenn er ihn denn bekäme   – würde nicht einfach werden.
    Er erschauerte, dann warf er kurz einen Blick über die Schulter, um zu sehen, ob Barker das bemerkt hatte. Genau in dem Moment rannte ein dunkelhaariger Bengel quer über den Hof. James’ Augen folgten ihm erst automatisch   – dann ganz bewusst. Er runzelte die Stirn. Der Bursche kam ihm irgendwie bekannt vor. War etwas Besonders an der Art, wie er sich bewegte? Nein. Vielleicht das Profil   – hatte er den Jungen schon mal gesehen? James blinzelte und schüttelte den Kopf. Unmöglich, in dieser Millionenstadt einen Zwölfjährigen unter vielen anderen zu identifizieren.
    Die einzige vernünftige Erklärung war, dass der Junge etwas von Alfred Quigley an sich hatte. Seit dem Mord an seinem jungen Helfer vor mehr als einem Jahr verfolgten James die Bilder des mageren, findigen Burschen. Wahrscheinlich für immer.
    Wieder schüttelte er den Kopf, um den Nebel zu vertreiben   – und dann stellte er fest, dass er von Nebel umgeben war. Alfred Quigley war eine Erinnerung, die unweigerlich zu einer anderen führte; eine, bei der zu verweilen er sich nicht erlauben konnte. Während des vergangenen Jahres war es ihm gelungen, immer seltener an Mary Quinn zu denken. Aber selbst heute noch, wenn er seinen Gedanken freien Lauf ließ   …
    Nein. Es gab keinen Grund, ihnen nachzuhängen.
    Absolut keinen.
    James stieg wieder in die Kutsche, ohne Barkers hilfreiche Hand in Anspruch zu nehmen. Doch als er sich auf die gepolsterte Bank fallen ließ, fröstelte er wieder.
    Instinkt.

Sieben
    J emand starrte sie an. Mary konnte es spüren wie einen warmen Sonnenfleck im Nacken. Aber als sie sich umdrehte, war da niemand; nur ein großer dünner Mann, der das Gelände verließ. Stirnrunzelnd sah sie ihm nach. Seinen Bewegungen nach war er älter oder gebrechlich oder so was. Abgesehen davon unterschied ihn nichts von den Dutzenden anzugtragender Herren mit Hut rund um das Parlament.
    Und dennoch.
    Immer noch mit gerunzelter Stirn beobachtete sie, wie er in eine Kutsche stieg. Irgendetwas daran kam ihr vertraut vor. Der Kutscher war ein durchschnittlicher Mann mittleren Alters. Den hatte sie schon mal gesehen. Sie versuchte sich zu erinnern, wo und wann, da verschwand die Kutsche schon im Verkehrsstrom. Sie starrte hinterher.
    »’n Geist gesehen, oder was?«, meldete sich hinter ihr eine Stimme.
    Erschrocken drehte sie sich um und sah Jenkins,der sie spöttisch angrinste. »Ja, den Geist vom Uhrenturm.«
    Er schnaubte. »Ein Geist hilft dir auch nicht beim Ziegeltragen.«
    Sie seufzte. »Ja. Ganz schön schwere Arbeit.«
    »Ziegeltragen? Das ist doch kinderleicht. Wie viele nimmst du auf einmal?«
    »Drei.«
    »Drei! Bist wohl ein zimperliches Mädchen!«
    »Du würdest doch auch nicht mehr schaffen.« Sie sah sich um, aber es war kein Maurer zu sehen. Gut. Ein bisschen Plaudern mit Jenkins, vielleicht konnte sie ihn ja zurück zum Thema Wick locken.
    »Dann schau mal zu!« Er lehnte die Tragmulde an eine Wand und belud sie sorgfältig. Er legte die Backsteine so hinein, dass das Gewicht gut verteilt war. »Bist du bereit?«, rief er, als die Trage voll war.
    »Sechs Backsteine, das ist wahnsinnig schwer«, sagte sie.
    »Mit dieser Methode ist das gar nichts«, behauptete er großspurig. »Kinderleicht, wie ich gesagt hab.«
    »Wie du meinst.«
    Jenkins stemmte sich unter die Trage und hob sie mit enormer Kraftaufwendung über die Schulter. Theoretisch hätte es klappen

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