Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine fast perfekte Tarnung Meisterspionin Mary Quinn

Eine fast perfekte Tarnung Meisterspionin Mary Quinn

Titel: Eine fast perfekte Tarnung Meisterspionin Mary Quinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y Lee
Vom Netzwerk:
auf einmal einen Stich ganz anderer Art: Angst.
    Sie war zu klug, um sich herauszureden   – oder noch schlimmer, um um Nachsicht zu betteln. Stattdessen starrte sie Keenan trotzig an, der seinen Gürtel löste. Stand ganz still, während er ihn einmal um die Hand legte und die Dicke des Leders und das Gewicht der Schnalle prüfte.
    »So«, sagte er mit ungewohnt leiser Stimme. »Wer zuerst?« Er sah von Mary zu Jenkins und ein unangenehmes Lächeln umspielte seine Lippen.
    Schweigen. Mary sah nicht zu Jenkins; sah keinen an außer Keenan. Sie hasste ihn mit jeder Faser und machte sich nicht die Mühe, das zu verheimlichen. All ihre Sinne waren in Alarmbereitschaft. Sie hörte Verkehrsgeräusche, sowohl vom Fluss als auch von der Straße hinter der Baustelle, sie spürte die Schwüle der Luft auf der Stirn, den rauen Hemdkragen an ihrem Hals und schmeckte den bitteren Hass in ihrem Mund; und neben den klebrigen, unterschiedlichen Gerüchen der Stadt konnte sie plötzlich etwas Neues und Beißendes und Warmes riechen. Wie Ammoniak   …
    Jenkins, der neben ihr stand, wimmerte leise, und sie begriff plötzlich, was passiert war. Ein rascher Blick bestätigte es: Seine Hose klebte mit einem dunklen Fleck an seinem Bein und eine kleine Pfütze bildete sich neben seinem rechten Fuß.
    Keenan war es auch nicht entgangen. Ein sadistisches Grinsen verzerrte seinen Mund, und er starrteJenkins mit einem Blick an, als sei er ein kaputtes Stück Werkzeug. »Kleiner Dreckskerl. Das darfst du wohl zu Hause bei deiner Mami, was?«
    Jenkins gab einen erstickten, rasselnden Laut von sich.
    »Wie bitte?«
    Mary starrte Jenkins an und flehte ihn stumm an, sich zu wehren. Je mehr Angst er zeigte, je weniger Kontrolle er über seinen Körper und seine Stimme hatte, desto mehr würde Keenan die Situation genießen und voll ausnutzen. Aber Jenkins war von Sinnen vor Angst. Er konnte seine Blase und seine Stimme so wenig kontrollieren wie Mary das Wetter.
    »Keine Antwort?« Keenan Stimme war immer noch gefährlich sanft.
    Jenkins zitterte jetzt so heftig, dass seine Zähne klapperten.
    »Ekelhaft«, sagte Keenan. »Her mit ihm, Smith.«
    Mit einer raschen Bewegung griff Keenan nach Jenkins und zog ihm die nasse Hose herunter. Jegliches Mitleid, das Mary für den Jungen gefühlt hatte, wurde von zunehmender Panik verdrängt. Das war’s dann wohl. In ein paar Minuten würde sie ganz wörtlich öffentlich bloßgestellt. Ein leises Zittern durchlief ihren Hals und breitete sich in die Gliedmaßen aus. Verzweifelt kämpfte sie dagegen an, aber vergeblich. Ihr Lungen verkrampften sich, sie bekam nicht genug Luft.
    »Ruhig«, murmelte Reid leise und drückte ihr fest die Schultern. »Ganz ruhig, Junge.«
    Er klingt, als ob er ein Pferd beruhigt
, dachte sie hysterisch.
    Der Gürtel pfiff tatsächlich etwas, als er durch die Luft sauste; das war nicht nur ein Klischee. Als er auf Jenkins’ blassen, dünnen Hintern traf, machte er ein sattes, lautes
Z ack
, das deutlich auf der inzwischen vollkommen stillen Baustelle zu hören war. Alle hatten ihr Werkzeug beiseitegelegt; alle sahen zu. Abgesehen von dem Rhythmus des Gürtels   –
pfiiiie-zack, pfiiiie-zack   –
waren nur Jenkins’ halb unterdrückte Schreie und Keenans angestrengtes Grunzen zu vernehmen.
    Zwei Schläge.
    Drei.
    Nach dem vierten Schlag zeigte sich ein leuchtend roter Blutstriemen. Mary zwang sich hinzusehen, sich die Details zu merken: die absolute Stille um sie herum, die Männer, die praktisch den Atem anhielten, statt Keenan an seiner Vorführung zu hindern. Keiner schritt ein; keiner protestierte. Sie hatten
Spaß
an der Sache, die dreckigen Schweine.
    Fünf.
    Kleine Blutrinnsale liefen die Beine des Jungen entlang, tropften auf seine Hose und den staubigen Boden.
    Sechs.
    Jenkins hörte zu schreien auf und weinte nur noch, ein klagendes, kindliches Geräusch, das sogar Marys anhaltende Panik durchdrang: Was für Folgen würde so ein brutales Auspeitschen bei so einem zarten,unterernährten Jungen haben? Würde Keenan klug genug sein, aufzuhören, ehe er ihn zum Krüppel schlug, oder war ihm das egal?
    Sieben.
    Gab es nichts, was sie tun konnte? Gar nichts?
    Acht.
    Sie schmeckte Blut. Warum? Sie musste sich auf die Lippe gebissen haben.
    »Keenan.« Die Stimme kam von über ihrem Kopf.
    Pfiiiie-ZACK.
    Pfiiiie-ZACK.
    »Keenan!« Etwas lauter diesmal. »Genug, Mann!«
    Eine Unterbrechung des Rhythmusses. »Halt’s Maul, Reid.«
    Es ging weiter. Elf?
    Schweiß tropfte

Weitere Kostenlose Bücher