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Eine fast perfekte Tarnung Meisterspionin Mary Quinn

Eine fast perfekte Tarnung Meisterspionin Mary Quinn

Titel: Eine fast perfekte Tarnung Meisterspionin Mary Quinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y Lee
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schon ziemlich schmutzig, aber sie konnte nicht verbergen, dass sie keine Schwielen hatte. Diesmal ließ sie den Hammer fest heruntersausen und wie durch ein Wunder war der Nagel gerade.
    »Genau. So, die da sind für dich«, sagte der Schreiner und ließ einen Lederbeutel klimpern. Etwas daran schien ihn jedoch zu stören und er schaute hinein. »Aber da fehlt ja mehr als die Hälfte! Cam! Wo sind die restlichen Nägel?«
    »In dem Beutel«, rief ein untersetzter Mann.
    »Den Beutel hab ich!«
    »Mehr gibt’s nicht!«
    Der Mann zog die Brauen zusammen. »Ist ja komisch. Ich hätt schwören können, dass da mindestens’ne Menge für zwei Wochen drin is.« Er starrte erneut in den Lederbeutel und runzelte die Stirn. Dann reichte er Mary den Beutel mit einem Achselzucken. »Gib Laut, wenn du fertig bist   – vielleicht sind die anderen Nägel bis dahin ja aufgetaucht.«
    »Ja, Sir.«
    Es war ein faszinierender Einblick in sogenannte »Hilfsarbeit«. Ihre Zeit war praktisch nichts wert   – auf jeden Fall weniger als die Kosten für neue Nägel   –, aber sie musste noch viel lernen, selbst für diese untergeordneten Tätigkeiten. Die Schreiner ließen sie ziemlich in Ruhe. Es war eine angenehme Abwechslung gegenüber gestern, und Mary wurde mal wieder daran erinnert, wie sehr Arbeitserfahrung von dem jeweiligen Arbeitgeber abhing. Wie musste es sein, sich die ganze Zeit so machtlos zu fühlen?
    Die Schreiner arbeiteten nicht weit weg von ihr. Gelegentlich schnappte Mary Fetzen ihrer Unterhaltung auf. In der Hauptsache wollten sie Nachschub von Material voneinander und rissen Witze, während sie ihrem Tagewerk nachgingen. Irgendwann hörte sie, wie einer, der Lemmon hieß, bemerkte: »Harky ist heute Morgen ganz schön daneben.«
    Sein Freund grinste. »Ist ja kein Geheimnis, warum.«
    »Pscht.« Ein dritter Zimmermann deutete mit dem Kinn in Marys Richtung.
    Lemmon warf ihr einen Blick zu. Sie sah sich mit besonderer Konzentration einen verbogenen Nagel an. »Glaubst du   …?«
    Er zuckte die Schultern. »Wer weiß.«
    Die drei Männer sahen eine Weile verstohlen zu ihr hinüber, dann schüttelte Lemmon bestimmt den Kopf. »Ach was. Doch nur ein Kind.« Aber er sprach jetzt ziemlich leise.
    »Vor zwei Tagen hier aufgekreuzt? Harkys Schoßhündchen? Kann seinen Arsch nicht von seinem Ellbogen unterscheiden?« Der dritte Mann sprach bewusst lauter, beugte sich vor und präsentierte den unbestreitbaren Beweis: »Und vergesst nicht   – Harky hat ihn vor Keenan bewahrt, obwohl der kleine Jenkins so viel abgekriegt hat.«
    »Komm schon, kein Kind sollte man so verprügeln.«
    »Eben   – auch Jenkins nicht, obwohl er ein neugieriger kleiner Hurensohn ist.«
    Lemmon schnaubte. »Schon gut. Wofür soll Harky denn ein Schoßhündchen wollen?«
    Der misstrauische Zimmermann seufzte entnervt. »Fällt euch Dösköppen denn gar nichts auf? Harky hat die Baustelle doch nicht mehr im Griff. Erst dieser Quatsch mit dem Geist. Dann Wick. Und gestern hat einer von den Glasern gesagt, dass so ein Offizieller kommt, um Harkys Arbeit zu überprüfen. Die wär nicht sauber.«
    Lemmon dachte eine Weile nach. »Aber was hat das denn damit zu tun? Was kann denn so ein Lümmel für Harky tun?«
    »Lauschen. Geschichten weitererzählen. Dafür sorgen, dass man gefeuert wird   …« Er ließ seine Aussage provozierend in der Luft hängen.
    Die drei Männer starrten Mary erneut an. Sie versuchte, so zu tun, als merke sie nichts und sei völlig in ihre Arbeit versunken. Als die Schreiner mit ihrer Tuschelei angefangen hatten, hatte sie befürchtet, dass es um ihr Geschlecht ging. Vermuteten sie womöglich, dass »Mark Quinn« doch kein zwölfjähriger Junge war? Aber als sie andeuteten, sie spioniere vielleicht für Harkness, war sie auch nicht gerade erleichtert. Sie waren einfach zu dicht an der Wahrheit.
    Die Zimmerleute waren nicht die Einzigen, die ihr argwöhnisch begegneten. Das wurde klar, als der Morgen fortschritt und Mary die Runde machte und Geld für die Rum-Aktion einsammelte. Die Männer zahlten natürlich, aber sie machten nicht mehr so unbeschwerte Scherze wie gestern. Während der Teepause ließen sich die Männer von ihr bedienen, zogen sich zum Reden dann aber in kleine Gruppen zurück. Und bildete sie sich das nur ein oder waren ihre Stimmen gedämpfter als gestern? Es war nicht nur das Fehlen von Peter Jenkins, das sie verstummen ließ. Das Gefühl hatte sie in zunehmendem Maße.

Zehn
    J ames traf zu Fuß im

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