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Eine fast perfekte Tarnung Meisterspionin Mary Quinn

Eine fast perfekte Tarnung Meisterspionin Mary Quinn

Titel: Eine fast perfekte Tarnung Meisterspionin Mary Quinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y Lee
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irgendwoher. Die Geräusche der Stadt von der anderen Seite   – Pferdehufe und Wagenräder auf Kopfsteinpflaster, erhobene Stimmen aus Kneipenund Häusern, das ständige Murmeln von Tausenden von Menschen, deren Lebenswege sich kreuzten. Aber die Baustelle selbst war geradezu unheimlich still.
    Als Eingang wählte sie die östliche Begrenzung des Geländes. Sie tastete sich am Zaun entlang, bis sie die Stelle erreicht hatte   – gefühlt, nicht gesehen   –, die sie suchte. Ein Brett des Zauns war hier lose und kippte nach innen, als sie dagegendrückte. Sie lächelte. Ein unbeaufsichtigtes Zaunstück, das nicht im Blickfeld der Straße lag, war eine mächtige Versuchung für Jungen. Jenkins und seine Kumpel hatten diesem Brett wohl so lange zugesetzt, bis es eine praktische Katzenklappe geworden war, durch die sie die Baustelle betreten konnten, ohne dass Harkness es merkte.
    Sie war gerade noch klein genug, um sich durch die Lücke zu zwängen. Drinnen blieb sie tief am Boden und lauschte erneut. Immer noch nichts. Eine gute Gelegenheit, um den Blick über die Baustelle gleiten zu lassen. Nachts sahen Orte immer anders aus, und das traf ganz besonders für dieses Baugelände zu, das ihr sogar bei Tag noch ziemlich unvertraut war. Entfernungen und Ausdehnungen wirkten ganz anders. Die Haufen von Baumaterial und die Gerüstteile nahmen seltsame Formen an, unheimlich und komisch zugleich. Und der St. Stephen’s Turm selbst wirkte höher und prachtvoller denn je.
    Ein leises Scharren rief sie in die Gegenwart zurück, und sie schlich auf seinen Ursprung zu, irgendwo bei Harkness’ Büro. Seltsamerweise schien in der kleinenHütte kein Licht zu brennen und der Mann hatte auch keine Laterne dabeigehabt. Die Tür stand jedoch einen Spalt offen. Sie rückte bis zum Türpfosten vor und spähte hinein.
    Der einzige Grund, warum sie ihn in der Dunkelheit überhaupt erkennen konnte, war, dass er sich schnell bewegte. Er machte drei entschlossene Schritte auf Harkness’ Schreibtisch zu, griff in die oberste Schublade und steckte etwas ein, ohne es auch nur anzusehen. Ein leichtes Zittern durchrieselte sie: Hier handelte es sich nicht um einen normalen Diebstahl.
    Sie machte kein Geräusch, doch plötzlich schien er auf der Hut zu sein   – als ob er spüren konnte, dass er beobachtet wurde. Er hielt in der Bewegung inne. Langsam und vorsichtig zog sie sich zurück. Er konnte sie zwar nicht sehen, aber dennoch   …
    Er fuhr zur Tür herum. Instinktiv glitt sie von der Bürotür weg um die Ecke   – und war sofort froh über ihren Schritt. Eine Sekunde später streckte er den Kopf heraus und ließ den Blick durch die dunkle Stille gleiten. Hätte sie einen Moment länger gezögert, wäre sie entdeckt worden. Aber er war noch nicht beruhigt. Er bewegte sich vorsichtig, aber mit beeindruckender Geschwindigkeit, und suchte das Umfeld der Hütte ab. Mary befand sich inzwischen auf dem Rückzug, ohne ihr Opfer aus den Augen zu lassen und im Gegenzug zu seinem Opfer zu werden.
    Die seltsame, stumme Verfolgungsjagd dauerte an. Er schien immer überzeugter, dass er etwas oder jemandenfinden würde, und Mary eilte schneller auf ihren Ausgang zu. Sie bog um eine Ecke und blieb wie angewurzelt stehen. Verwundert blickte sie die Wand an, die sich vor ihr erhob. Die konnte doch in so kurzer Zeit nicht aus der Erde gewachsen sein. Hatte sie sich verlaufen? Doch dann gewöhnten sich ihre Augen an die Umgebung, und sie merkte, dass die »Wand« ein Schatten war, den eines der umstehenden Gerüste im Mondlicht warf.
    Der Mond. Er war herausgekommen, als sie vor der Bürohütte stand und den Dieb beobachtet hatte. In den meisten Nächten wäre er ihr willkommen gewesen, doch heute behinderte er sie bei der Flucht. Sie war nicht nur leichter zu entdecken, alles auf der Baustelle sah in seinem Licht plötzlich anders aus. Nun gut. Sie versuchte sich rasch und geräuschlos weiterzubewegen.
    Eine kurze freie Strecke lag jetzt zwischen ihr und dem Zaun. Der Mann, der sie verfolgte, war inzwischen nicht mehr ganz lautlos. War er nicht sicher, wohin er trat? Oder wollte er nur, dass sie ihn hörte, in der Hoffnung, dass sie in Panik geraten und einen Fehler machen würde? Wie auch immer, er war ihr jetzt dicht auf den Fersen. Hatte sie genug Zeit, um das ungeschützte Stück zu überqueren? Sie sah sich um und suchte nach Versteckmöglichkeiten: ein Haufen Schutt, ein Schuppen mit Bauholz, der Eingang zum Turm. Keiner versprach, sie

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