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Eine fast perfekte Tarnung Meisterspionin Mary Quinn

Eine fast perfekte Tarnung Meisterspionin Mary Quinn

Titel: Eine fast perfekte Tarnung Meisterspionin Mary Quinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y Lee
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Hof des Parlamentsgebäudes ein. Barker hatte natürlich keine Ahnung davon; er hatte James vor einer halben Stunde am Eingang abgesetzt und war davongefahren, fest überzeugt, dass sein junger Herr direkt hineingehen würde. Stattdessen hatte James die Gelegenheit ergriffen und war um das Parlamentsgebäude herumspaziert. Er betrachtete den Baufortschritt und nahm die Atmosphäre generell auf. Das war seine letzte Gelegenheit, unerkannt hier herumzustöbern, und er hatte vor, das Beste daraus zu machen.
    Schon von der Straße aus konnte James sehen, dass die Baustelle schlampig geführt wurde, wie es überall üblich war, und dass den Sicherheitsvorschriften wenig Genüge getan wurde. Die gesamte Ordnung beziehungsweise ihr Fehlen sagte viel aus über die sorglose Haltung gegenüber dem Wert eines Menschen. Wenn er sich nicht gründlich täuschte, setzte Harkness der Anzahl von Leuten, die sich gleichzeitig in dem Glockenturm aufhalten durften, keine Grenzen;es gab keine besonderen Vorsichtsmaßnahmen für das Arbeiten auf hohen Gerüsten und keine regelmäßige Wartung der Ausrüstung. Doch das war alles im Bereich des Üblichen. James hatte den Ruf, auf seinen eigenen Baustellen sehr gewissenhaft zu sein, und er wusste, dass viele seiner Kollegen   – vor allem ältere wie Harkness   – das für übertrieben hielten.
    Und doch hatte ihn Harkness aus irgendeinem Grund gebeten, das Gutachten zu übernehmen. Er fragte sich immer noch, warum. Seiner Jugend wegen? Glaubte Harkness, dass das gleichbedeutend war mit Unerfahrenheit oder dass er beeinflussbar war? Dann war da noch die Beziehung zu seiner Familie. Möglicherweise erwartete Harkness deswegen eine gewisse Rücksicht von James. Da würde er aber bald eine ziemliche Überraschung erleben. James vertraute seinen eigenen Fähigkeiten   – so sehr, dass er von manchen für arrogant gehalten wurde, das wusste er   –, und er war gänzlich unfähig, nachzugeben, wenn er recht hatte.
    Aber vielleicht war er auch zu zynisch. Immerhin war er ein Jahr lang in Indien gewesen und hatte keine Kenntnis vom Klatsch im Gewerbe. Ohne Vorurteile auf eine Arbeitsstelle zu kommen, die so von Gerüchten umwoben war, würde von Vorteil sein. Oder Harkness wollte ihm einfach, wie er gesagte hatte, einen Gefallen tun und ihm helfen, Beziehungen zu knüpfen. James unterdrückte sein ungutes Gefühl und trat durch das Eingangstor. Dabei wurde er auf eine Bewegung aufmerksam: derselbe Laufbursche, den ergestern gesehen hatte. Wieder hatte James das seltsame Gefühl des Wiedererkennens. Wo hatte er dieses Kind schon mal gesehen? Auf den zweiten Blick war es klar, dass der Junge Alfred Quigley keineswegs ähnlich sah. Er war mindestens ein bis zwei Jahre älter und ein ganz anderer Typ. Vielleicht war es der Sohn von einem Bekannten   – einem Handwerker, den er mal angestellt hatte. Aber würde das das beinahe verstörende Gefühl von Vertrautheit erklären?
    Er merkte, dass er ins Leere starrte. Mit einem Kopfschütteln klopfte er an die Bürotür, etwas lauter, als er vorgehabt hatte. »Harkness?«
    »Mein lieber Junge! Oder sollte ich lieber sagen, mein lieber
Easton.
Wir sind ja jetzt Kollegen.«
    James’ Mundwinkel zuckte. »Sie müssen ja ziemlichen Einfluss haben beim Beauftragten, Sir; ganz früh heute Morgen hatte ich schon den Brief mit der Berufung.«
    »Das würde ich nicht sagen«, erwiderte Harkness und errötete. »Vielmehr ist es ja eine ziemlich drängende Aufgabe, wie ich gestern schon sagte, und der Beauftragte ist sehr energisch   …« Er räusperte sich und sprach schnell weiter. »Also, Sie brauchen wohl Hilfe bei Ihrer Aufgabe   …«
    »Ich bin gut in der Lage, allein klarzukommen«, sagte James schnell. »Ich hätte die Arbeit nicht angenommen, wenn ich nicht völlig wiederhergestellt wäre.«
    »Nein, nein«, sagte Harkness lachend, »ich meinte doch nicht Ihre Gesundheit, mein lieber Junge. Ichmeinte nur einen Helfer, der Ihnen beim Vermessen zur Hand geht und dergleichen. Ich habe mir erlaubt, jemanden zu bestimmen   – ach, lassen Sie mich ihn einfach herbeirufen.« Er trat aus dem Büro, ehe James etwas erwidern konnte, und kam nach einer Minute mit dem dunkelhaarigen Jungen zurück. »Das ist Mr Easton, der Herr, den ich dir vorstellen wollte«, sagte Harkness. »Easton, das hier ist einer der klügsten Jungen, den einzustellen ich die Freude hatte; ich glaube, er wird Ihnen viel helfen können. Sein Name ist Quinn. Mark Quinn.«
    James

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