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Eine fast perfekte Tarnung Meisterspionin Mary Quinn

Eine fast perfekte Tarnung Meisterspionin Mary Quinn

Titel: Eine fast perfekte Tarnung Meisterspionin Mary Quinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y Lee
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Stunden später, gefesselt an Händen und Füßen, im Versteck des Schurken erwachen. Mary wandte sich brüsk um, aber natürlich war keiner hinter ihr.
    Von unten kam jedoch auch keine Reaktion, nur ein schwaches Rascheln. Sie hatte ein Binsenlicht in der Tasche, aber das würde ihr hier nicht viel nützen. Innerlich aufseufzend machte sie sich daran, hinabzusteigen. Nachdem sie bis hierher gekommen war, war es unsinnig, umzukehren.
    Sie war schlank und leicht, aber dennoch prüfte sie erst mal jede Sprosse, ehe sie ihr volles Gewicht daraufsetzte. Nach sechs Sprossen trat sie auf Erde, nicht mehr auf Holz. Sie hielt wieder an, um sich an diese noch dunklere Umgebung zu gewöhnen. Ein kleiner, vergitterter Schacht zur Straße knapp unter der Decke war die einzige Licht- und Luftquelle hier unten.
    »Hallo? Jenkins?«
    Wenn sie sich nicht mucksmäuschenstill verhalten hätte, wäre ihr das leise Rascheln aus einer Ecke wohl entgangen. Aber sie hörte es und spähte hinüber, konnte jedoch so gut wie nichts erkennen. »Jenkins? Ich bin’s, Quinn.«
    Schweigen.
    Da das Rascheln aufgehört hatte, handelte es sich wohl nicht um Ratten. »Ich weiß, dass du mich hören kannst.«
    Schließlich kam aus derselben Ecke wie eben ein gereiztes Seufzen   – und eine Stimme. »Hau ab!«
    Mary grinste. Eindeutig Jenkins. Mehr dem Gefühl als der Sicht nach ging sie auf die Ecke zu. Da war er. Er lag bäuchlings auf einem Strohlager und hatte einen gehetzten, wenngleich auch trotzigen Ausdruck auf dem Gesicht.
    »Ich hab gesagt, hau ab! Was kreuzt du hier auf, wo dich niemand gebeten hat?«
    Sie überging die Bemerkung. »Ich hab dir was mitgebracht.«
    »Will ich nicht«, war die automatische Antwort.
    »Warte doch, bis du es siehst.« Sie kramte in einer Tasche und zog eine kleine Handvoll Pennys hervor: das gesamte Bargeld, das Mark Quinn besaß. »Na, willst du es immer noch nicht?«, fragte sie und grinste über seinen abweisenden Blick. Er sagte nichts.
    Sie legte die Münzen ordentlich aufgestapelt neben Jenkins’ Ellbogen und holte aus einer anderen Tasche ein Papiertütchen.
    »Was ist das?« Sein Ton war mürrisch, aber sein Blick neugierig.
    »Weidenrindenpulver.« Als er sie verständnislos ansah, erklärte sie: »Gegen Schmerzen.«
    »Hm.« Jetzt folgten seine Blicke ihren Bewegungen, als sei sie eine Taschenspielerin.
    Dann zog sie einen zweipfündigen Laib Brot hervor   – weiß, mit goldener Kruste   –, das Erlesenste, was sie hatte bekommen können.
    Seine Augen wurden groß und er schnupperte beglückt.
    Schließlich zog sie noch ein Fläschchen aus der Tasche und schüttelte es verführerisch. »Na, soll ich immer noch abhauen?«
    »Ach, scheiß drauf.« Jenkins’ Ton war eindeutig erfreut. Das erste Mal, dass sie ihn so hörte, stellte sie überrascht fest. Nicht mal auf der Baustelle, bei der Arbeit, hatte er jemals so fröhlich geklungen. Oder so jungenhaft.
    Sie öffnete das Tütchen und sah zu, wie er das bittere Pulver ohne das Gesicht zu verziehen hinunterschluckte. Dann nahm er einen Schluck Rum und ließ ein zufriedenes »Huu-aaah« vernehmen.
    Stumm schnitt sie mit ihrem Taschenmesser ein paar dicke Scheiben von dem Brotlaib ab. Als er kaute und alle paar Bissen einen Schluck Rum dazu nahm, stieß sie den Stapel Pennys mit der Schuhspitze an. »Brauchst du sonst noch was? Ich kann es für dich besorgen.«
    Das wirkte zwar verführerisch auf ihn, aber dann schüttelte er bestimmt den Kopf. »Nee. Ich kann dein Geld nicht nehmen.«
    »Das ist dein Anteil an der Teerunde.«
    »So viel hab ich auf einer Teerunde nie gekriegt.« Aber sein Blick blieb wie hypnotisiert an den Pennys hängen.
    »Heute schon.« Eine freche Lüge, aber es war die beste Ausrede, die sie hatte. Hoffentlich brauchte Jenkins das Geld dringend genug, um ihr zu glauben. »Bin mit Reid gegangen   – er hat für Wicks Witwe gesammelt   –, und die Männer haben was springen lassen, für ihn und für mich.«
    »Hmm.«
    »So ganz recht war es den Männern aber nicht, dass Reid gesammelt hat.«
    »Für Wick, meinst du. Nein   – der war ein echter Scheißkerl, der Typ. Ich wette, die Glaser haben nichts gegeben.«
    »Genau   – woher weißt du?«
    Jenkins verzog das Gesicht. »Weiß ich halt. Wick und Keenan   – denen will keiner was geben, weil, die lassen sich immer gerne schmieren.«
    Interessant. »Wie meinst du das?«
    Jenkins warf ihr nur einen scharfen Blick zu. »Musst halt hinschauen, dann siehst du es.« Mehr

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