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Eine fast perfekte Tarnung Meisterspionin Mary Quinn

Eine fast perfekte Tarnung Meisterspionin Mary Quinn

Titel: Eine fast perfekte Tarnung Meisterspionin Mary Quinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y Lee
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Harkness waren anwesend, der eine als Zuschauer, der andere als Zeuge. Und obwohl Mary wusste, dass eine offizielle Gerichtsuntersuchung kein Ort für einen Mark Quinn war, hatte sie das Gefühl, auf der Baustelle festzusitzen. Die Atmosphäre im Palasthof war heute noch angespannter als sonst. Die einzige Ausnahme bildeten zwei Arbeiter, die gemächlich einen Karren mit Baumaterial entluden und ungeniert diskutierten.
    »Ich möcht nicht an Harkys Stelle sein, nicht für den ganzen Tee aus China.«
    »Wieso nicht?«
    »Was, zu so ’ner Gerichtsuntersuchung gehen? Hast du denn überhaupt keine Ahnung?«
    »Ist doch bloß ein Saal voller Leute.«
    »Klar, und ’ne Leiche.«
    »Was?«
    »Mann, bist du beschränkt, Batsey. Irgend so ein Knochensäger schneidet Wicks Leiche vor aller Weltauf und sie müssen zugucken. So ’ne Gerichtsuntersuchung ist ’ne Leichenschau, du Döskopp.«
    »Ojeeee!«
    »Genau, ›oje‹. Da könnt ich nie zugucken, egal, was so’n Richter verlangt. Da würde mir auf der Stelle schlecht, das sag ich dir.«
    Trotz der gedrückten Stimmung konnte Mary nicht anders, sie musste über Batseys klugen Freund lächeln. Sie hätte ihn aufklären können über den Unterschied zwischen einer gerichtlichen Leichenschau und einer Obduktion, aber das konnte Mark Quinn wohl schlecht. Doch dieser unbeschwertere Augenblick war schnell vorüber, und es gab sonst nicht viel, was ihren Arbeitsmorgen unterbrach: Sie musste eine Schubkarre nach der anderen mit Sägespänen und anderem Abfall zur Feuerstelle bringen. Erst ungefähr zwei Stunden später sah sie einen Fremden, der die Nase durch das Eingangstor steckte.
    Für einen Gentleman sah er ziemlich ungepflegt aus: Seine Hose war an den Knien ausgebeult und ein Ärmel war mit etwas Hellem beschmiert   – Kreide vielleicht. Er spähte in Harkness’ Büro und interessierte sich offenbar für das, was er darin sah. Ein verstohlener Schritt näher   – ein kurzer Blick in die Runde   – und schon hatte er Mary entdeckt, die ihn aus einigen Metern Entfernung mit unverhohlener Neugier beobachtete. Sofort richtete er sich auf und fuhr zu ihr herum.
    »He, Junge, ist Mr Harkness in der Nähe?« Seine Stimme war warm und freundlich, eine Stimme, dieeinen beruhigte und der zu vertrauen man geneigt war. Vielleicht war das der Grund, warum sie eben das nicht tat.
    »Nein, Sir.«
    »Nicht auf dem Gelände? Wann wird er zurückerwartet?«
    »Keine Ahnung, Sir. Hat nichts gesagt.«
    Er verzog das Gesicht. »Ist ja ein seltsamer Chef, was? Und was sollt ihr so lange machen?« Er stand jetzt sehr dicht vor ihr   – gewissermaßen auf ihren Zehen.
    Sie zuckte die Schultern und trat einen halben Schritt zurück. »Einfach weitermachen, denk ich mal.«
    Er starrte sie durchdringend an, als wolle er sich ihre Züge einprägen, was ihr sehr unangenehm war. Wenige Erwachsene beachteten »Mark«, außer er tat etwas, was ihre Aufmerksamkeit erregte. Das war bei Harkness so gewesen und bei Keenan. Was hatte sie jetzt wieder angestellt? »Du bist neu hier«, verkündete der Fremde.
    »Dritter Tag, Sir.« Hatte sie ihn schon mal gesehen? Das Dumme war, dass er völlig unscheinbar war: blond, kurz geschnittener Bart, ebenmäßige, nicht sonderlich bemerkenswerte Züge. Er war weder jung noch alt, weder gut aussehend noch hässlich.
    »Und, gefällt’s dir?«
    »Ganz gut, Sir.« Er war eindeutig hinter etwas her. Kein Herr mit einem legitimen Anliegen würde so viel Zeit auf einen Lehrjungen verschwenden.
    »Ich dachte«, sagte er wie beiläufig, »dass jemand wie Mr Harkness einen Sekretär oder einen Büroangestellten hätte, der die Aufsicht führt, wenn er weg ist. Wohin ist er gegangen, sagtest du?«
    Aha! Darauf lief es hinaus. Mit leicht pikierter Stimme erwiderte sie: »Tut mir leid, Sir, sagte ich nicht.«
    Er musste grinsen und Mary blinzelte. Er gab seine sachliche Neutralität auf und versuchte es mit lässigem Charme. »Bist ein kluges Bürschchen   – zu gewitzt für einen wie mich.«
    Mary konnte nicht anders, sie musste zurückgrinsen. »Das glaub ich eher nicht, Sir.«
    »Doch, doch. Na gut: Ich gestehe es. Ich weiß bereits, dass Mr Harkness bei der gerichtlichen Untersuchung in Sachen John Wick war. Aber jetzt, wo die Untersuchung vertagt worden ist   …« Er bemerkte Marys erstaunten Blick und grinste. »Ach   – noch nicht gehört? Ich dachte, Bengel wie du wissen alles, kaum, dass es passiert ist.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Aus welchem

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