Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine fast perfekte Tarnung Meisterspionin Mary Quinn

Eine fast perfekte Tarnung Meisterspionin Mary Quinn

Titel: Eine fast perfekte Tarnung Meisterspionin Mary Quinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y Lee
Vom Netzwerk:
ansieht? Herausfindet, wie seine Familie ist? Wir müssen mehr über seinen Charakter erfahren, um zu verstehen, warum er sterben musste.«
    Anne nickte. »Da ist was dran.«
    »Ich brauche einen Blick in sein Innenleben. Ein Gespräch mit Mrs Wick. Das kann ich aber als Junge nicht bekommen.«
    »Das klingt, als ob du etwas aus erster Hand brauchst. Warum gehst du nicht selbst?«
    Mary starrte sie an. »Als ich?«
    »Oder als eine Dame. Zum Beispiel eine wohlhabende Dame mit einem mildtätigen Anliegen. Bring der Witwe einen Korb mit Essen, stürme einfach ins Haus und frage sie aus.« Felicitys Augen leuchteten. »Sie kann wohl kaum ablehnen.«
    Das stimmte allerdings. Wohlmeinende Damen drangen schon mal in die Wohnung von Armen ein. Sie waren auf arrogante Art sicher, dass sie als großzügige Wohltäter immer willkommen waren. »Aber meine Rolle als Mark Quinn   … und morgen ist die Beerdigung; da muss ich auch hin, und morgen früh muss ich arbeiten   …«
    Anne sah auf die Uhr. »Wir können auch heute Abend noch einen Besuch arrangieren, wenn wir sofort damit anfangen. Und wenn es Ihnen nichts ausmacht zu fahren, Flick.«
    Felicity nickte und erhob sich. »Natürlich nicht.«
    Mary sah mit einem Gefühl der Hilflosigkeit zu, wie Anne und Felicity aus dem Zimmer stürmten. Auch wenn sie gerne selbst in Wicks Haus herumstöbern wollte, hatte sie sich das so nun wirklich nicht vorgestellt. Sie war nicht sicher, ob sie so schnell die Rollen wechseln konnte. Hatte noch keine klare Idee, wonach sie suchte. Fand die Vorstellung, ihr Leben als Mark Quinn zu unterbrechen und dann wieder aufzunehmen, nicht gerade angenehm. Andrerseits hatten Anne und Felicity recht: Es war die sinnvollsteVorgehensweise. Und es bedeutete   – sie hatte dabei ein schlechtes Gewissen   –, dass sie ein Bad nehmen durfte! Ein heißes, herrliches, schaumiges, bürgerliches Bad   …
    Unter der Leitung von Anne war die Agentur unglaublich effizient. Zehn Minuten später lag Mary in einem dampfenden Bad. Während sie sich schrubbte, saß Anne hinter einem Wandschirm und lauschte ihrem Bericht. Mary begann damit, wie sie um Anerkennung auf der Baustelle gekämpft hatte, erzählte von ihren eigenen Torheiten, davon, dass Harkness sie zu seinem Wohltätigkeitsprojekt gemacht hatte, und von ihrem vollständigen Mangel an Erfahrung   – was man nicht mal einem zwölfjährigen Jungen abnahm.
    »Das hatte ich schon befürchtet«, murmelte Anne, als Mary sich unterbrach, um Luft zu holen. »Es ist ein Gebiet, über das wir so gut wie nichts wissen.«
    »Wie bitte, Miss Treleaven?«
    »Entschuldige, Mary. Fahre bitte fort.«
    »Ich habe noch nicht viel herausgefunden. Aber   …« Mary hörte das Kratzen von Annes Feder auf der anderen Seite des Wandschirms. Zuerst nur ab und zu. Sie berichtete von der Teerunde und von Jenkins’ kleinem Nebenverdienst, was Anne höchst amüsant zu finden schien. Aber als Mary von Reids magerer Kollekte für die Witwe Wick erzählte und von Keenan, der den Ruf hatte, sich gerne »schmieren« zu lassen, wurde das Kratzen der Feder heftiger. Als sie bei dem Einbruch und seinen Folgen angelangt warund dem Auftauchen von Octavius Jones, schrieb Anne wie wild mit.
    »Da Jones Jenkins namentlich kennt, neige ich zu der Annahme, dass Jenkins ihn mit Informationen versorgt hat. Ich überprüfe das, wenn ich ihn das nächste Mal besuche   – morgen Abend hoffentlich.«
    »Gut.« Noch einmal heftiges Kritzeln, dann sagte Anne: »Dieser Kerl Keenan scheint ja unglaublich niederträchtig zu sein.«
    »Das würde Jenkins sicher nur bestätigen.« Mary beschrieb kurz das Auspeitschen und wie knapp sie davongekommen war. »Weswegen ich fragen wollte, Miss Treleaven: Was weiß Harkness über meine Rolle auf der Baustelle?«
    »Nichts natürlich.« Die Frage schien Anne sehr zu erstaunen. »Gibt es noch etwas, außer dem Auspeitschen, weswegen du fragst?«
    »Er ist immer so nett zu mir; ungewöhnlich nett. Ich weiß nicht, ob es daher kommt, dass er etwas argwöhnt, oder ob er seine eigenen Absichten verfolgt, oder ob ihm seine Arbeiter wirklich so am Herzen liegen.«
    »Vielleicht verhält er sich nur als guter Christ so.« Wieder kratzte die Feder über das Papier, aber eher gemächlich. »Es ist natürlich ziemlich ungewöhnlich, aber er ist sehr aktiv in seiner Gemeinde   – eine eher konservative Kirche, wie ich gehört habe. Gibt es sonst noch etwas zu berichten?«
    Es gab allerdings noch ein Thema, das sie

Weitere Kostenlose Bücher