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Eine fast perfekte Tarnung Meisterspionin Mary Quinn

Eine fast perfekte Tarnung Meisterspionin Mary Quinn

Titel: Eine fast perfekte Tarnung Meisterspionin Mary Quinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y Lee
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Geld zu streiten. Es war sein Geld, und jetzt gehört es mir, und ich gebe es aus, wofür ich will.
Du
–« sie deutete mit dem Finger auf Keenan, der unwirsch und stur dastand   – »kümmer du dich um deine eigenen Angelegenheiten. Du hast deinen Lohn und das andere Geld noch dazu, einen viel größeren Anteil als Wick, wie ich mal vermuten würde, und ich habe nie ein Wort gesagt. Und
du
–«, wechselte sie zu Reid, der wie unter einem Schlag zuckte   – »hast keinerlei Anlass, für mich zu sprechen.« Sie atmete schwer, als sie ihre Rede beendete. Inzwischen sahen Reid und Keenan wie gescholtene Schuljungen aus, der eine mürrisch und trotzig, der andere verlegen mit den Füßen scharrend und nicht in der Lage, sie anzusehen.
    Mrs Wick verschränkte die Arme mit einer sowohl schützenden als auch herausfordernden Geste. »Verschwindet.« Als die beiden Männer sie nur dümmlich anstarrten, stampfte sie mit dem Fuß auf. »Geht schon! Ihr habt kein Recht, hier zu sein, alles zu verderben und den Kindern eure schlechten Manieren beizubringen.« Reid sah sie mit waidwundem Welpenblick an, doch sie schob trotzig das Kinn vor. »Geht schon, alle beide!«
    Stumm machten sich Keenan und Reid davon. Keenan bewegte sich vorsichtig und gemessen   –ganz anders als sonst. Er musste wohl viel getrunken haben. Reid folgte mechanisch, konnte aber nicht umhin, über die Schulter zu Mrs Wick zu blicken, die immer noch mit verschränkten Armen dastand. Doch nach einer Minute schüttelte er ärgerlich den Kopf und ging schneller, überholte Keenan und verschwand die Straße hinunter.
    Mary stieß zitternd die Luft aus. Sie hatte nicht bemerkt, dass sie den Atem angehalten hatte. Ihre Finger kribbelten richtig, so sehr hatte sie sich verkrampft. Das war es, worauf sie gewartet hatte. Welches »andere Geld« hatte die Witwe wohl gemeint? Jetzt war ziemlich eindeutig, dass Keenan, Reid und Wick sich hatten »schmieren« lassen; und womöglich waren die Maurergehilfen auch darin verwickelt. Kein Wunder, dass Keenan es nicht eilig hatte, Ersatz für Wick zu suchen. Es ging nicht nur darum, einen fähigen Maurer zu finden; er musste jemanden fin den , dem er trauen konnte.
    Einen unehrlichen.
    Einen, der wie die anderen war.

Sechzehn
    I hre letzte Station an diesem Abend war der Keller von Peter Jenkins. Als sie durch die stinkende Jauchegrube von Bermondsey ging, wurde die Luft dicker, und ihre Kehle war in kürzester Zeit ganz staubig. Die verwitterte Tür stand heute einen Spalt offen und auf ihr Klopfen kam keine Antwort. Sie klopfte erneut, dann stieß sie die Tür auf. »Hallo?«
    Keine Antwort. Drinnen war es mucksmäuschenstill und es stank. Sie wartete, bis sich ihre Augen an das dämmrige Licht gewöhnt hatten, dann ging sie weiter. Immer noch niemand. Sie ging zu der Kellertür, wobei sie fast den Atem anhalten musste. Die Klappe war bereits aufgestemmt und sie starrte in die düstere Tiefe. »Jenkins, bist du da?«
    Wieder keine Antwort. Mit einem Seufzer machte sie sich daran, die klapprige Leiter hinunterzusteigen. Hoffentlich zum letzten Mal. Die Akademie konnte Jenkins’ Vater mit Sicherheit helfen, eine bessere, saubere Wohnung zu bekommen. Sie hatte den Fuß aufdie oberste Sprosse gesetzt, als ihr jemand ins Ohr schrie: »Raus aus meinem Haus!«
    »Hilfe!« Sie fuhr zusammen und fiel fast von der Leiter. Etwas wischte ihr übers Gesicht   – etwas Ekliges und Borstiges. Sie schlug es weg und spuckte angewidert aus. Es war ein Strohbesen.
    Als er klappernd zu Boden fiel, sah sie die bucklige alte Frau, die beim letzten Besuch die Tür geöffnet hatte. Sie war offensichtlich in Panik und stürzte sich mit ihren verkrüppelten Händen auf Mary, als wolle sie ihr die Augen auskratzen. »Raus hier! Raus hier!«
    »Ich hab geklopft!«, schrie Mary und wich den alten, krummen Fingern aus. »Ich will Jenkins besuchen!«
    »Raus! Hier gibt’s nichts zu stehlen!«
    »Ich will doch nichts stehlen! Keiner hat geantwortet, als ich angeklopft habe!«
    Schließlich ließ die Alte erschöpft ab von ihrer schwächlichen Attacke. »Junger Mann«, krächzte sie mit einem entsetzten, hilflosen Ausdruck auf dem Gesicht, »ich hab nichts. Schau selbst nach. Hier gibt’s nichts zu holen.«
    Mary schüttelte den Kopf. »Ich bin kein Dieb«, sagte sie erneut und ganz deutlich. »Ich will Peter Jenkins besuchen.«
    »Häh?«
    »Peter Jenkins!«, rief Mary. Sie deutete in den Keller. »Den Jungen!«
    Darauf schüttelte die Alte

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