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Eine fast perfekte Tarnung Meisterspionin Mary Quinn

Eine fast perfekte Tarnung Meisterspionin Mary Quinn

Titel: Eine fast perfekte Tarnung Meisterspionin Mary Quinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y Lee
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den Kopf. »Da unten wohnt niemand, Junge.«
    »Doch, Peter Jenkins«, beharrte Mary. »Mit seiner Familie.«
    Die alte Frau schüttelte wieder den Kopf. »Der Junge Jenkins ist ausgezogen, gestern früh. Hat die Kleinen mitgenommen.«
    »Wo ist er hin?«
    Die Alte zuckte die Schultern. »Wo’s besser ist, wahrscheinlich. Was Schlimmeres als das hier gibt’s nicht.«
    Mary stimmte ihr insgeheim zu. »Sie wissen nicht, wo er hin ist? In die Nähe?«
    »Ist einfach abgehauen. Hat nichts gesagt.«
    Das war wirklich keine gute Nachricht. Und doch   … »Und sein Vater? Ist der auch weg?«
    »Sein Pa?« Die Frau sah Mary verwirrt an. Doch ihre Augen waren klar und wach, und sie schien nicht zu fantasieren. »Der hat keinen Pa.«
    »Hat er wohl. Der ist Schreiner oder so was. Oder nicht?«
    Die Alte schüttelte den Kopf. »Der ist gar nichts. Jimmy Jenkins ist seit zwei Jahren tot.«
     
    Freitag, 8.   Juli
    Coral Street, Lambeth
     
    Trotz ihrer Sorge um Peter Jenkins schlief Mary in dieser Nacht besser als jemals, seit sie bei Miss Phlox wohnte. Dazu trugen Erschöpfung und Gewöhnung bei, sagte sie sich. Nicht einmal das markerschütterndeSchnarchen von Rogers störte ihre Ruhe. Kaum hatte er das Zimmer verlassen, schwang sie die Beine über die Bettkante und streckte ihre schmerzenden Muskeln. Hatte sie Zeit, sich zu waschen? Sie sah nach, wie viel frisches Wasser in dem Krug war, und hatte gerade beschlossen, es zu tun, als die Tür mit einem Ruck aufgestoßen wurde und jemand in das winzige Zimmer taumelte: Winnie, das Dienstmädchen. Sie schleppte einen Eimer und einen Mopp.
    Beim Anblick von Mary bekam sie große Augen und wurde dunkelrot. » E-Entschuldigung «, brachte sie nach ein paar Sekunden heraus. »Ich dachte   – ich hab nicht   – ich hab nicht gewusst, dass du noch hier bist. Du bist ja zwei Nächte nicht gekommen.«
    Mary zuckte die Schultern. »Manchmal übernachte ich bei Freunden.«
    Winnie nickte. Sie sah Mary erneut mit ihrem starren Blick an und machte keine Anstalten zu verschwinden. Mary fing erst mal an, ihre Stiefel anzu ziehen . Mit dem Waschen musste sie wohl warten. »Wo?«
    »Was meinst du mit ›wo‹?«
    Winnie starrte jetzt auf den Boden, den sie sorgfältig und mit energischen Bewegungen wischte. »Wo wohnen deine Freunde? Limehouse? Poplar?«
    Eine ziemlich unverblümte Frage; jeder wusste, dass im Osten von London eine beträchtliche Anzahl an Süd- und Südostasiaten lebten. Diesen Augenblick hatte Mary schon die ganze Woche gefürchtet. Doch jetzt, nachdem Winnie endlich den Mut aufgebrachthatte zu fragen, wenn auch ungeschickt, schien es töricht zu leugnen. »Nein«, sagte sie, »St. John’s Wood.« Winnies Miene   – oder das, was sie davon sehen konnte   – blieb unbewegt. »Es sind keine Chinesen. Mein Vater war aber einer.«
    Winnie hob rasch den Kopf und vor Freude leuchtete ihr sonst eher grämliches Gesicht auf. Eine Schnellfeuergarbe von Fragen auf Kantonesisch sprudelte aus ihrem Mund.
    Das war der Moment, den Mary hasste und weswegen sie möglichen Fragen über ihre Herkunft meistens auswich. »Tut mir leid«, sagte sie und schüttelte den Kopf, »ich verstehe dich nicht.«
    Winnie sperrte vor Enttäuschung auf so lächerliche Weise den Mund auf, dass es schwierig war, ernst zu bleiben. »Du verstehst deine eigene Sprache nicht?«
    »Nein«, sagte Mary bestimmt. Sie hatte nicht vor, mit Erklärungen und Entschuldigungen anzufangen.
    »Aber dein Vater   – hat er sie dir nicht beigebracht?«
    »Er ist tot.«
    »Und deine Mutter   …?«
    »Auch tot. Und sie ist eine
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.« Das war so ungefähr das Einzige, was sie auf Kantonesisch kannte.
    »Ach   …« Das Mitleid in Winnies Stimme war zugleich rührend und lästig, und Mary war froh, gehen zu können. Sie schlüpfte in ihre Jacke und sagte: »Ich komm heut Abend vielleicht nicht her.« Sie wollte Winnie auf keinen Fall die Gelegenheit bieten, sie weiter auszufragen.
    Ziemlich niedergeschlagen verließ sie die Pension. Die Leute waren so verdammt neugierig, so zwanghaft besessen davon, einen in Kategorien und Klassen einzuordnen. Bis ans Lebensende würde sie mit solchen oder ähnlichen Fragen belästigt werden und nie würde sie eine befriedigende Antwort darauf finden. Die einzige vernünftige Lösung war genau das, was sie seit Jahren praktizierte: nicht auffallen und den Kopf einziehen, oft ganz wörtlich, und dem Thema komplett aus dem Weg zu gehen.
    Zum x-ten Mal überlegte sie, was ihr

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