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Eine fast perfekte Tarnung Meisterspionin Mary Quinn

Eine fast perfekte Tarnung Meisterspionin Mary Quinn

Titel: Eine fast perfekte Tarnung Meisterspionin Mary Quinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y Lee
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gerade schon für seine Mühen.«
    Reid sah sich empört nach ihm um. »Sie macht nichts dergleichen; die ist ein anständiges Mädchen, Janey Wick.« Die heimliche Heiterkeit am ganzen Tisch machte klar, dass Reids Gefühle für Mrs Wick ein offenes Geheimnis waren. »Deshalb erzähl ich das ja«, fuhr er beharrlich fort, »dieser Easton ist ein ganz feiner Herr. Man kann sich kaum vorstellen, dass Harky was für so ’ne arme kleine Witwe tun würde, trotz seinem ganzen Kirchengetue und der Teetrinkerei!«
    Die Unterhaltung wandte sich anderen Themen zu. Aber Reid war in Plauderstimmung und griff sich Mary über den Tisch weg. »Du bist ja wohl noch nie auf’m Bau gewesen.« Es war keine Frage.
    »Nein«, sagte Mary. Sie kam mit derselben Erklärung, die sie auch Harkness gegeben hatte: Vollwaise, kein Geld für eine Lehre, in ärmlichen Verhältnissen lebend.
    »Aber du bist mal zur Schule gegangen«, sagte Reid und legte die Stirn in Falten.
    Sie nickte zögerlich. »Nur ’ne Weile.«
    Er ging nicht darauf ein. »Weil nämlich, als ich dich gestern erwischt hab, wie du durch das Fenster geguckt hast, da hat dieser Mr Jones   – Octavius Jones«   – er klang, als ob er den Namen extra betonte   – »gesagt, dass du ein gewitzter kleiner Scheißer bist, und ich soll mich lieber vor dir hüten.«
    Das Bier machte sie dreist. Statt sich zu winden und ihre Rolle kleinzureden, grinste Mary breit. »Gibt’s denn so viel, vor dem Sie sich hüten müssen?« Panikblitzte in Reids Gesicht auf und sie fügte eilig hinzu: »Sind Sie vielleicht der   – äh   – der Geist vom Uhrenturm oder so?«
    Er entspannte sich. »Quatsch, Junge. Aber dieser Mr Jones   – ich glaube, der ist gut informiert.«
    Er horchte sie also aus. Versuchte herauszufinden, was sie wusste. »Muss er ja wohl, wenn er für die Zeitung schreibt, oder?«
    Reid nickte, ließ sie aber nicht aus den Augen. »Beobachtet die Baustelle mit Argusaugen.«
    »Hab ihn aber noch nicht oft da gesehen.«
    »Der hat so seine Kanäle.«
    Es war wie ein Glücksspiel mit hohem Einsatz. Jeder versuchte, dem anderen etwas zu entlocken und seine eigenen Trümpfe zu bewahren. »Meinen Sie, er zahlt den Leuten was, damit sie reden?«
    Reid stieß leicht die Luft aus. »Genau, so in der Art.«
    »Ich hab ihm noch nichts gesagt«, erwiderte sie freimütig. »Zahlt er denn so gut, wie er behauptet?«
    »Ach   – Quatsch. Weiß ich nicht. Ich hab ihm nichts zu sagen.« Aber er wurde rot dabei und schob unbewusst die Hand in die Hosentasche. Wahrscheinlich steckte der kleine Bonus von Jones da drin. »Hab keine Geheimnisse.« Ein so wenig überzeugendes Abwiegeln hatte Mary schon lange nicht mehr gehört   – so unbeholfen, dass sie sich erneut fragte, inwiefern Reid mit Gaunern wie Wick und Keenan unter einer Decke steckte. Und ob sie weiterbohren sollte.
    »Keenan hat schon welche«, sagte sie mutig und leerte ihren Krug.
    Reid machte ein listiges Gesicht   – oder vielleicht war das auch nur auf die Wunde unter seinem Auge zurückzuführen, die ihm ein ziemlich verwegenes Aussehen gab. »Kann schon sein.«
    »Er redet mit Harky, als ob er der Boss ist.«
    »Mhm.«
    »Und er und Sie und Wick, Sie führen doch alle was im Schilde.«
    Reid wurde rot, halb ertappt, halb abwehrend. »Keine Ahnung, wovon du redest.«
    »Na klar wissen Sie das.« Sie machte eine Pause und lehnte sich etwas vor. Die anderen Männer achteten nicht auf sie; das war die perfekte Gelegenheit. »Und dabei springt doch ein schönes Sümmchen raus.«
    Er starrte sie entgeistert an und seine vom Bier geröteten Wangen bebten. Vor Schreck waren seine runden blauen Augen noch größer geworden. »Ich doch nicht«, stieß er scharf hervor, sodass sein nächster Nachbar träge den Kopf wandte. »Ich hab nie gewollt, dass es so weit kommt«, murmelte er, ihr zugewandt.
    »Aber Sie wissen davon«, hielt sie ihm vor, ermutigt von dem Ausdruck auf seinem sensiblen, naiven Gesicht und dem konsumierten Alkohol. »Sie wissen davon und haben Octavius Jones davon erzählt.«
    »Ich muss mal pinkeln«, sagte er und stand abrupt auf. Als er die Hand aus der Tasche zog, rutschte einzerknülltes Stück Papier heraus, fiel auf die Bank und glitt dann zu Boden. Reid war so verdattert, dass er es nicht merkte. Wie der Wind war er durch die Hintertür in die Gasse nach draußen verschwunden, die allgemein als Klo diente. Mary versteckte den Zettel in ihrer Hosentasche, und als Reid ein paar Minuten später

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