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Eine Feder aus Stein

Eine Feder aus Stein

Titel: Eine Feder aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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der einen Zauber anwandte, um Thais mit ihrem Laken zu ersticken, Richard, der den armen Tölpel nötigte, mich anzugreifen.
    Ich konnte nicht atmen, bekam keine Luft. In Gedanken sah ich, wie Richard und ich auf sein Bett fielen, wie ich ihm sein Shirt auszog, seinen Kopf zwischen meine Hände nahm, ihn küsste, ihn wollte, mich nach ihm verzehrte. Dabei hatte er versucht, mich und Thais zu töten, wieder und wieder.
    Oh Gott, gleich würde mir schlecht werden.
    Mit einem Würgen kippte ich nach hinten. Der Zauber war gebrochen. Platschend fiel ich ins Wasser, das über mir zusammenschlug, doch ich zwang mich, die Beine auszustrecken und mich, immer noch würgend, aufzurichten, während ich mir den Bauch hielt.
    Thais packte mich am Arm. »Bist du okay?« Sie klang, als sei sie den Tränen nah. »Hast du Richard gesehen?«
    Ich war kaum in der Lage zu nicken, während ich versuchte, das trockene Würgen, das mich schüttelte, in den Griff zu bekommen.
    »Ich kann es nicht glauben«, sagte Thais. »Ich kann es einfach nicht glauben!«
    »Aber es ist wahr«, hustete ich. Plötzlich fühlte ich, wie sich etwas Riesiges, Dunkles hinter mir auftürmte. Ein Schatten fiel auf Thais’ Gesicht. Sie blickte auf, ihre Augen weiteten sich, und ihr Mund öffnete sich vor Entsetzen.
    Als ich mich umdrehte, erblickte ich die neueste Version unserer völlig außer Kontrolle geratenen vereinten Magie: Wir hatten eine Wasserhose erzeugt, einen Tornado aus Flusswasser, der heulend auf uns zugerast kam, schneller als alles, was ich je in Aktion gesehen hatte.
    In nur einer Sekunde hatte uns der sicher sechs Meter breite Wasserzyklon verschluckt, uns in seinen gierigen Schlund gesogen. Ich versuchte, Thais festzuhalten, zu schreien, einen Zauber auszusprechen, der uns retten würde … doch unsere Hände wurden auseinandergerissen. Das Letzte, was ich sah, war Thais’ bleiches, angstverzerrtes Gesicht, wie es von mir wegwirbelte und seitlich in den Zyklon gesaugt wurde.

Kapitel 24
    Der Sache auf den Grund gehen
    Irgendetwas stimmte nicht.
    Petra wachte von einem Augenblick auf den anderen auf, wie immer. Unwillkürlich sandte sie ihre Sinne ins Haus und in den Garten aus. Ein schnelles Abtasten ihrer Welt.
    Die Zwillinge waren nicht da. Sie konnte ihre Vibrationen nirgendwo auffangen.
    Beim Blick auf die Uhr sah sie, dass es Viertel vor sieben war. Sonntags konnte sie normalerweise immer darauf zählen, dass Clio bis zehn schlief. Petra sprang auf und begann, Enthüllungszauber vor sich hin zu murmeln, die ihr zeigen würden, ob irgendjemand versucht hatte, die Mädchen mit magischen Mitteln aus dem Haus zu locken. Zwei Minuten später wusste sie, dass es noch nicht lange her war, dass sie auf eigene Faust weggefahren waren. Mit ihrem Auto. Zähneknirschend beschloss Petra, dass die beiden bis in ihre späten Zwanziger Hausarrest bekommen würden.
    Sie griff nach dem Telefon und streifte sich eine weite Gärtnerhose über. »Ouida? Ich brauche deine Hilfe.«
    7
    »In diese Richtung?« Melysa schaute nach rechts.
    Ouida nickte mit leerem Blick. Sie und Petra saßen auf dem Rücksitz und hielten sich an den Händen. Ihre geballte Konzentration wies ihnen den Weg zu den Zwillingen, die ganze Strecke nach Abita Springs. Abita Springs! Was führten sie bloß im Schilde? Petra presste die Lippen zu einem grimmigen Strich zusammen. Ganz sicher waren die beiden nicht hier, um sich draußen auf den Feldern den schönsten Halloweenkürbis auszusuchen.
    Melysa bog nach rechts ab und fuhr eine enge, spärlich gepflasterte Straße entlang.
    »Ein Fluss«, murmelte Petra, als er vor ihrem geistigen Auge auftauchte. Sie und Ouida setzten sich zeitgleich ruckartig auf.
    »Gute Göttin«, hauchte Ouida.
    7
    Sie hörte es, bevor sie es sah. Als sie, Ouida und Melysa durch die Bäume auf den Fluss zurannten, vernahm Petra ein hohes, heulendes Geräusch, ähnlich dem Motor eines Zuges. Je näher sie dem Fluss kamen, desto mehr Blätter und Zweige schlugen ihnen entgegen, verfingen sich in Melysas Haar und zerkratzen Petras Gesicht.
    »Ist das ein Tornado?«, schrie Melysa über den lauter werdenden Lärm hinweg.
    Dann sahen sie es: eine schlammige Wasserhose, die durch den Fluss auf das Ufer zuwirbelte. In ihrem Trichter rotierten dunkle Gegenstände, Treibholz, eine Schlange, ein paar Fische. Und irgendwo, kaum erkennbar, ein bleiches Gesicht und Arme, die an die gewaltig aufragende Wasserwand geheftet waren.
    Sofort streckten die drei Hexen die Arme

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