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Eine feine Gesellschaft

Eine feine Gesellschaft

Titel: Eine feine Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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See stehen und sahen den Ruderern zu. »Wollen wir uns ein Boot mieten?« fragte Reed. Kate schüttelte den Kopf.
    »Entschuldige, daß ich so hartnäckig bei dem Thema bleibe«, sagte sie. »Ich versuche, eine Struktur in alles zu bringen. Also gut, ich will sagen: Wir haben etwas falsch gemacht. O. K. wir haben uns geirrt, und wir wollen das ändern. Aber was für eine Aufgabe das ist!
    All die entspannten Beziehungen innerhalb der Fakultät, alles dahin.
    Jeder hat jetzt jeden mit einem Etikett versehen: radikal, konservativ, unzuverlässig. Reed, ich möchte dich etwas fragen.«
    »Ich weiß.«
    »Du weißt? Wieso?«
    »Ich bin schließlich ein schlauer Kopf von der Bezirksstaatsanwaltschaft… Ich kenne dich ja schon eine Weile, Kate. Ich weiß, wann du etwas sagen willst, und ich weiß, daß du dich nicht durch Martinis und Champagner bis zum Cherry Heering vorkämpfst, nur weil Auden das auch mal getan hat. Was du sagen willst, kannst du weder nüchtern, noch, wie wir jetzt wissen, betrunken aussprechen.
    Vielleicht geht’s an diesem lieblichen Herbstmorgen? Leihen wir uns Fahrräder?«
    »Du hast jetzt bis auf Pferde alles vorgeschlagen. Und geritten bin ich nicht mehr seit, ach, das war in einem anderen Leben. Wir könnten uns natürlich eine von diesen Pferdekutschen nehmen.«
    »Wollen wir?«
    »Laß uns lieber zu Fuß gehen. Wir können uns am Bootshaus ein Bier besorgen.«
    Sie kauften sich Bier, schlenderten schweigend weiter und trugen die Dosen bis zum einem Platz auf einem Hügel, von dem aus sie den Radfahrern zuschauen konnten; die meisten schoben ihre Räder, aber einige legten sich in die Pedale und erklommen den Berg. Kate sah besonders gern, wie die, die es bis oben geschafft hatten, sich vom Wind erfassen ließen und bergab rollten.

    Eines Tages werden wir die Erinnerung An vergangenes Glück bitter nötig haben.

    »Das Leben, das wir vor dem letzten Frühjahr geführt haben, scheint eine Zeit der Unschuld gewesen zu sein.
    Heute bin ich mir in nichts mehr sicher, Reed, aber in meiner Un-43

    sicherheit glaube ich, daß ich gern mit dir leben würde, wenn du mich haben willst.«
    »Mit mir leben. Was bedeutet das?«
    »Sogar Worte haben keine Bedeutung mehr. Mit dir leben. Dasselbe Haus bewohnen, dieselbe Adresse haben. So tun, als wären wir verheiratet.«
    »So tun?« Reed stand an einen Baum gelehnt, die Hände in den Hosentaschen. »Das einzige Wort, das ich nie aus deinem Mund erwartet hätte. Ich habe dich oft gebeten, mich zu heiraten; ich habe nichts dagegen, wenn du mich jetzt mal fragst.«
    »Ich glaube nicht an die Ehe; jedenfalls nicht in meinem Alter.«
    »Kate, ich kann nicht behaupten, das Durcheinander an der Universität hätte dir gutgetan. Du hast bloß eine Menge alarmierender Symptome entwickelt, und dazu gehört, daß du ständig so tust, als stündest du am Rande der Gebrechlichkeit. Auch Leute in deinem Alter heiraten, wie du sehr wohl weißt, und sogar solche, die doppelt so alt sind wie du. Aber wie dem auch sei, wenn du anfängst, tatterig zu werden, bin ich noch viel tatteriger und nicht die Spur begeistert –
    wie du zu erwarten scheinst – bei dem Gedanken an eine Ehefrau, die zwanzig Jahre jünger ist als ich, wie süß sie auch immer sein mag.«
    »Reed, ich… sogar Auden hat eine ›Dichtung und Wahrheit‹ ü-
    ber die Liebe geschrieben, und kein Liebesgedicht. Für die Worte, die ich sagen will, gibt es keine Worte.«
    »Darf ich dir ein paar vorschlagen? Einfach, direkt, unmiß-
    verständlich? «
    »Sie treffen nicht das, was ich sagen will. Ich habe die Sache ganz falsch angefangen. Wieso mein Vertrauen in mich selbst von der Besetzung eines Präsidentenbüros, das ich sowieso nicht einmal hätte finden können, beeinträchtigt worden sein soll, weiß ich nicht.
    Keine Ahnung. Eine alleinstehende Frau zu sein kommt mir nicht mehr so leicht vor wie früher. Ich brauche, zumindest für einige Zeit, das Gefühl, Teil einer Partnerschaft zu sein; ich meine all die kleinen Dinge, an die du vielleicht denkst: diese Gewißheit, einen Mann zu haben. Aber nichts davon scheint mir Grund genug für eine Ehe.«
    »Was mußt du für eine seltsame Vorstellung von der Ehe haben.
    Die einzigen Menschen, die der zumindest nahekommen, dürften Tristan und Isolde gewesen sein, und die konnten nichts anderes tun als sterben. Jetzt, da ich darüber nachdenke, fällt mir auf: Alle gro-
    ßen Liebenden haben keine Wahl, sie müssen sterben, weil die Ehe 44

    ihrem Wesen

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