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Eine feine Gesellschaft

Eine feine Gesellschaft

Titel: Eine feine Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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hat, und damals gab es am U. C. nur ein paar Fortbildungskurse. Ich fand Levys Buch großartig und bedeutend, und ich werde es auch weiterhin in höchsten Tönen loben. Sie«, und damit wandte er sich an O’Toole, »haben sich in einen düsteren Wald ver-irrt.« Wieder schnaubte er durch seinen Schnurrbart, und sein amü-
    siertes Publikum durfte darüber rätseln, ob dieser düstere Wald in einem der nebulösen Dramen von Miss Macleod vorkam.
    »Wir entfernen uns offensichtlich ziemlich weit von unserem Thema«, fuhr Clemance fort. »Zumindest«, fügte er hinzu, einen neuen Ausbruch befürchtend, »von meinem Thema. Wie die Einstellung eines jeden von uns zum University College auch sein mag, gegenwärtig ist sie nicht entscheidend. Der Verwaltungsrat plant, soweit ich weiß, die Bedürfnisse der gesamten Universität zu untersuchen. Zweifellos werden wir als erste nach unserer Sicht der Dinge gefragt werden. Bis dahin scheint es mir doch vielleicht nicht ganz den Regeln entsprechend, über eine Beförderung und Festanstellung von Assistenzprofessoren zu beraten, die ausschließlich an einer Einrichtung mit, sagen wir einmal, problematischer Zukunft lehren.«
    Haben Sie vor, alles nur schön glattzubügeln? dachte Kate. Sie fragte sich, ob Peter Packer Pollingers Vorwürfe gegen Cudlipp wohl der Wahrheit entsprachen. Interessant. Nun erhob sich Professor Goddard, der über Literatur des Mittelalters las und dessen Spezial-73

    gebiet Piers Plowman war.
    »Ich kann den Ausführungen von Professor Clemance nicht zustimmen. Erstens ist es unsere Aufgabe, Leute aufgrund ihrer Fähigkeiten und ihrer Nützlichkeit für unser Seminar zu befördern und nicht aufgrund von Zukunftsaussichten für irgendeine Institution im Verband der Universität. Zweitens gehöre ich dem Verwaltungsrat an, auf den Professor Clemance verweist, und ich begehe wohl keinen Vertrauensbruch, wenn ich sage, daß der Rat auch untersucht, ob denn ein College im alten Stil an einer großstädtischen Universität wie dieser heutzutage noch einen Platz hat, die sich ihren guten Ruf großenteils durch das Graduiertenstudium erworben hat, das sie anbietet. Ich muß sagen, daß ich ein College für Erwachsene für New York passender finde als eine Institution für große Schulbuben, aus deren Reihen – daran muß ich Sie wohl kaum erinnern – die meisten Aufwiegler der Unruhen im letzten Frühjahr kamen.«
    Das ehrfürchtige Schweigen, das dieser Bemerkung folgte, wurde von Kates Stimme gebrochen. »Ich frage mich«, sagte sie, »wie viele von uns eigentlich Studenten vom University College in den eigenen Vorlesungen und Übungen haben. Wir haben bisher immer Über-schneidungen mit den Kursen des Graduiertenstudiums vermieden, aber ich habe soeben erfahren, daß das University College seine Studenten sogar ermutigt, an möglichst vielen unserer Kurse teilzunehmen. Also: Wie viele der hier Anwesenden haben Studenten vom University College in ihren Veranstaltungen?«
    »Ich darf vielleicht hinzufügen«, sagte Michaels, »daß solche Handzeichen inoffiziell sind und das Ergebnis nicht ins Protokoll kommt. Sind Sie einverstanden, Professor Fansler, daß auch Ihre Frage nicht ins Protokoll aufgenommen wird?«
    »Natürlich«, sagte Kate. »Ich habe nur zur eigenen Information gefragt und weil ich noch eine Frage anhängen will. Wenn Sie wollen, ebenfalls unprotokolliert, zumindest im Augenblick. Wie gut sind diese Studenten?«
    Zuerst zögernd, dann, je mehr Hände in die Höhe gingen, immer weniger zaghaft, bedeuteten die Professoren, daß Studenten vom University College auch bei ihnen eingeschrieben waren. Natürlich war Professor Peter Packer Pollinger der erste, der triumphierend die Hand hob, vielleicht weil er wußte, daß Clemance sich darüber ärgern würde, vielleicht weil er unter ihnen einen Verehrer von Macleod gefunden hatte. Den wahren Grund würde man nie erfahren.
    »Und sind diese Studenten nach Ihrer Erfahrung gut, schlecht oder 74

    bloß zufriedenstellend?«
    »Einspruch«, rief Cudlipp und strich sich über den kahlen Schä-
    del. Er hatte die Angewohnheit, seinen kahlen Kopf mit einem Ruck nach hinten zu werfen, als hingen ihm Haare in die Augen. »Die Frage ist irrelevant.«
    »Unsinn«, rief Professor Goddard. »Piers Plowman mag es, wie mir meine Studenten dauernd erzählen, an Relevanz mangeln, aber wenn Sie einen Teil dieser Universität quasi zum Tode verurteilen, sehe ich nicht ein, wieso es irrelevant sein soll, über die

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