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Eine feine Gesellschaft

Eine feine Gesellschaft

Titel: Eine feine Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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abschießen wollen, nicht davon abhalten muß.«
    »Aber wieso konnte er auf die Idee kommen, diese Rückendeckung von dir zu erwarten?«
    »Das ist die Frage, ich weiß. Er wird sich wohl gedacht haben, daß ich, weil mir die Entwicklungen der letzten Zeit so viel Kopfschmerzen bereiten wie ihm, seinen altmodischen Ansichten beipflichte, besonders da ich, wie er vermutet hat, aus einer altmodischen Familie stamme, deren Reiz ich nicht bereit bin zu leugnen.
    Du siehst, seine Grundeinstellung oder seine Phantasie oder beides zusammen haben ihm einen Streich gespielt. Emilia Airhart hält ihn natürlich für einen Chauvinisten und einen Mann, der für seine Firma alles tut; wenn sie recht hat, ist das University College dem Untergang geweiht. Aber ich verstehe seine Einladung zum Lunch als ein Zeichen dafür, daß sie vielleicht falsch liegt.«
    »Mein Instinkt rät mir, die Frage nicht zu stellen, aber ich werde ihn ignorieren: Wer ist Emilia Airhart?«
    »Du wirst sie heute abend kennenlernen – das einzige weibliche Mitglied unseres Seminars, das, außer mir, eine ordentliche Professur hat. Deswegen steht sie auch auf der Liste der Sekretärinnen ganz oben. Ich glaube, sie wird dir gefallen, es sei denn, du hast prinzipiell etwas gegen große und resolute Frauen. Mich mag sie, weil sie mich für graziös und schlank hält.«
    »Das bist du auch«, sagte Reed. »Die Grazilste unter den Gra-zien.«
    Mit einigem Zögern erklärte Kate sich einverstanden, den Aufzug zu besteigen und in den achten Stock zu fahren. Nach ihrer dramati-schen Schilderung der Unberechenbarkeit universitärer Fahrstühle war Reed ein wenig enttäuscht, ohne ungebührlichen Zwischenfall das Englische Seminar zu erreichen. Die Sekretärinnen nahmen ihn sofort ins Schlepptau, versorgten ihn mit Drinks und führten ihn aller Welt vor, als sei er, wie Reed später sagte, ein absolut einmaliges Exemplar, das sich auf wunderbare Weise in den Netzen des Ehestandes verheddert hatte – was vielleicht auch stimmte. Jedenfalls hätten die jungen Damen nicht stolzer auf ihn sein können, wenn sie vorgehabt hätten, ihn selber zu heiraten. Unterdessen akzeptierte 80

    Kate Drink und Glückwünsche von Professor Goddard, dem Spezia-listen für das englische Hochmittelalter.
    »Ich kann mich nicht erinnern«, sagte Kate, »je das Gefühl einer so ausnehmend klugen Tat gehabt zu haben. Als hätte man mich nach Tagen endlich vom Grund eines Ziehbrunnens gerettet oder aus den Tiefen des Waldes. Und das Bemerkenswerte daran ist«, fügte sie in vertraulicher werdendem Ton hinzu, »daß wir, Reed und ich, uns schon lange kennen und zugetan sind.«
    »Das besagt nichts«, sagte Professor Goddard. »Heirat ist Schicksal und Gehängtwerden ebenso.«
    »Steht das in ›Piers Plowman‹?« fragte Kate. Kates totale Un-kenntnis von ›Piers Plowman‹ gehörte zu ihren bestgehüteten Ge-heimnissen.
    »Nein, das stammt von John Heywood. Lebte zu spät für mein Spezialgebiet. Aber ich werde schon ein entsprechend dummes Zitat im ›Piers Plowman‹ für Sie finden und Ihnen eingerahmt zur Hochzeit schenken. Er mag Sie in diesen Zeiten schrecklicher Relevanz daran erinnern, wie wichtig das Unnütze ist.«
    »Das Unnütze ist nie wichtig, es ist nur tröstlich«, mischte Robert O’Toole sich ein. »Ich bin froh, daß Sie heiraten«, fügte er hinzu.
    »Alle Frauen sollten verheiratet sein. Eine unverheiratete Frau ist eine Beleidigung der Natur.« Er schien das für eine überaus witzige Bemerkung zu halten, Kates Blick zum Trotz, der Reed am anderen Ende des Raumes deutlich zeigte, daß sie ihrerseits Robert O’Toole für eine Beleidigung der Natur hielt. Wenn Kate wirklich beleidigt und verletzt war, mußte sie vierzehn Tage grübeln, bis ihr endlich die passende Antwort darauf einfiel. Zum Glück wurde sie vor dieser Mühe gerettet durch die Stimme von Emilia Airhart, die sich zu ihnen gesellt hatte. »Was ich bei Ihnen nie verstehe, Mr. O’Toole«, sagte sie, »ist, ob Sie glauben, Arroganz und schlechte Manieren stärkten die Illusion von Männlichkeit, oder ob Sie meinen, mit Arroganz und schlechten Manieren ließe sich offensichtliche Unmännlichkeit übertönen!«
    Professor Peter Packer Pollinger unterbrach, was einem auf diese Beobachtung – die übrigens mit der sanften Stimme eines Menschen vorgetragen wurde, der ein ganz natürliches Phänomen konstatiert –
    als Antwort möglicherweise hätte einfallen können. Er schlenderte auf Kate zu und drückte

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