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Eine feine Gesellschaft

Eine feine Gesellschaft

Titel: Eine feine Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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das zuzugeben, aber wenn Cudlipp und Clemance für etwas sind, dann bin ich dagegen. Das klingt reichlich unwissenschaftlich und voreingenommen, was ja auch stimmt-, aber ich ten-diere in Ihre Richtung, falls das ein Trost ist.«
    »Das ist es«, sagte Kate. »Übrigens, um noch einmal auf mein Glücklichsein zurückzukommen, ich werde heiraten. Im Seminar habe ich es noch nicht erzählt, aber das muß ich wohl bald nachho-len. Vielleicht hat mich die Ehelosigkeit dünn gehalten.«
    »Herzlichen Glückwunsch oder was immer man da sagt, aber irgendwie tut es mir auch leid.« Kate zog fragend eine Augenbraue hoch. »Verstehen Sie mich nicht falsch, aber Sie sind die einzige Frau, die ich je kennengelernt habe, die aus wunderbar eigenem Entschluß unverheiratet zu sein schien – der gemeinsame Einfluß von Artemis, Aphrodite und Athene. Bitte seien Sie nicht gekränkt.«
    »Ganz im Gegenteil«, sagte Kate. »Ich fühle mich geehrt.« Emilia grinste erfreut und ließ Kate den Vortritt. Aber im Gang blieb Kate kurz stehen. »Wissen Sie«, sagte sie, »Forster sagt in einem seiner Romane, die Aufgabe der eigenen Persönlichkeit kann ein Vorspiel der Liebe sein; für die meisten Frauen stimmt das sicherlich. Durch Sie habe ich erfahren, daß das auf mich nicht zutrifft.«
    »Mögen Sie Forster?« fragte Emilia Airhart. »Ich sehe schon, Sie tun es; mir ist er zu steril. Aber er hat einmal gesagt, das Leben sei ein Solo auf der Violine, das man aber erst beim Spielen beherrschen lernt. Eine bemerkenswerte Beschreibung unserer Zeit.«
    »Sanft vielleicht«, sagte Kate, »aber nicht steril.«
    Der Fakultätsrat, der alle Professoren des Englischen Seminars umfaßte, tagte, jedenfalls in vorrevolutionären Zeiten, mehrmals im Semester, um über Promotionen und Neuzugänge zu beraten. Obwohl diese Sitzungen wahrhaftig kein Zuckerlecken waren, herrschte doch eine gewisse Herzlichkeit, so daß, wie Kate sich auszudrücken pflegte, zwar jeder wußte, wie sehr der eine Professor den anderen für ermüdend, päpstlicher als den Papst und einen Angeber hielt, das 68

    jedoch nicht aussprach. Bis zum letzten Frühjahr hatte das so gegol-ten. Doch dann hatten Müdigkeit und das Übermaß an Sitzungen, das der Prozeß der Umstrukturierung unvermeidlicherweise mit sich brachte, ihre Opfer gefordert, und das waren, wie immer, guter Wille, Höflichkeit und Entgegenkommen. Die Professoren waren ausgelaugt, und ausgelaugte Menschen reagieren leicht ärgerlich und grob.
    Um die Sache noch schlimmer zu machen, brachte diese Erschöpfung nicht nur schlechte Laune, sondern auch Langatmigkeit mit sich. Das Unvermögen mancher Männer, nachdem sie erst einmal aufgestanden waren, ihre Meinung zu äußern und sich dann wieder hinzusetzen, war in Kates Augen eine Krankheit, die so un-heilbar war wie die Satyriasis und für die Gesellschaft viel gefährlicher.
    Als sie im Sitzungssaal Platz nahm, wußte sie, daß, sowie Michaels raschelnd seine Papiere geordnet und, unterbrochen von einigem Gekicher, mit dem er seine Erschöpfung abreagierte, ein paar ver-zweifelte Grunzer von sich gegeben hatte, Plimsole aufspringen und nicht mehr zu halten sein würde. Und so war es dann auch.
    Plimsoles Sorge galt, und das schon seit Monaten, der Frage, ob Assistenten, die Lehrfunktionen übernommen hatten, weiterhin in erster Linie als Studenten gelten sollten, was sie noch waren, oder als Lehrer, was sie ja ebenfalls waren. Das war sicherlich eine Frage von Bedeutung und überdies ein Problem, auf das sich die radikale Fraktion mit wahrer Wonne stürzte, weil die konservative Fraktion nicht wußte, wie sie darauf reagieren sollte. Wahrscheinlich ärgerte das Professor Plimsole mehr als alles andere. Kate konnte den Gesich-tern um sie herum entnehmen, daß, hätten die hier Versammelten die Möglichkeit gehabt, Mr. Plimsole vor seiner Promotion zu hören, er jetzt wohl kaum als Professor in ihrer Runde stünde. Für Kate war die Tatsache, daß früher Studenten an Fakultätssitzungen nicht teilnehmen durften und die Alten die Sorgen der Jungen nicht kannten, ein Beweis für die Notwendigkeit dieser Revolution. Aber seit dem letzten Frühjahr waren alle Sitzungen öffentlich bis auf die des Fakultätsrats, und die langatmigen Mr. Plimsoles würden in Zukunft besser gebremst werden.
    »Ich bin in der Tat der Meinung«, begann Mr. Plimsole seine Ausführungen, »daß dieses Gremium zu einer Entscheidung über die berufliche Autonomie der Assistenten mit Lehrauftrag

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