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Eine feine Gesellschaft

Eine feine Gesellschaft

Titel: Eine feine Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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könnte sogar Max Beerbohm zitieren, was Professor Cudlipp angeht«, sagte Mr. Higginbothom. »Wenn zwei Leute sich über einen Dritten nicht einig sind, dann hat immer der recht, der ihn mag.«
    »Daraus soll ich schließen, daß Sie Cudlipp mochten?«
    »Ja, sehr sogar. Er war wirklich sehr nett zu mir. Er hat mich mit meiner Gruppe von Erstsemestern experimentieren lassen – ich habe das ganze Jahr mit linguistischen und stilistischen Übungen zugebracht, und den Studenten hat es tatsächlich Spaß gemacht –, aber das ging nur, weil er seinerseits an mich geglaubt hat. Außerdem hing er sehr an seinem Fachbereich, und das tue ich auch. Er war überzeugt, daß er der richtige Ort für aufregende Lehrversuche war, weil wir alle die Bereitschaft zum Experiment hatten und Robert O’Toole Dekan werden sollte, der zum erstenmal seit vierzig Jahren neue, aufregende Perspektiven in die Arbeit hineinbringen würde.
    Ich weiß, Cudlipp hielt nicht gerade viel vom University College, und ich weiß auch, daß Sie sich dafür einsetzen, aber ihm war vollkommen klar, daß es hier nur ein Institut für das Grundstudium geben darf, und das muß erstklassig sein. Ich teilte seine Meinung und tue das immer noch. Ich glaube, Cudlipp war ein mutiger Mann, und er setzte sich für das ein, woran er glaubte. So etwas bewundere ich.
    Zu viele Leute lassen die Dinge einfach laufen.«
    Kate lehnte sich in ihrem Sessel zurück und lachte. »Entschuldigen Sie«, sagte sie zu Mr. Higginbothom, als sie sich wieder beruhigt hatte. »Ich lache über mich selbst. Ich war so verdammt selbstsicher und habe vergessen, daß jedes Ding seine zwei Seiten hat, und dabei 124

    sollte gerade ich das eigentlich besser wissen. Wollen Sie mir verraten, wer wohl der neue Leiter des Englischen Seminars wird?«
    »Im Augenblick steht es da unentschieden. Ich habe gehört, es hätte hitzige Diskussionen gegeben.«
    »Zwischen wem in erster Linie?«
    »Sie vergessen nicht, Professor Fansler, daß das hier die Wurm-perspektive ist?«
    »Selbstverständlich nicht. Ich würde mich für diese direkten Fragen, auf die Sie kaum ausweichend antworten können, entschuldigen, Mr. Higginbothom, wenn es sinnvoll wäre, sich für etwas zu entschuldigen, das zu tun man fest entschlossen ist.«
    »Es gibt Gerüchte, daß Clemance uns noch eine Zeitlang darüber nachdenken lassen will, ein paar Monate ein bißchen kämpfen und vorläufig keinen von Cudlipps Gefolgsleuten einsetzen wird. Er sagt, er sei bereit, für den Rest des Semesters einige der anfallenden Aufgaben zu übernehmen, und dagegen läßt sich ja kaum etwas sagen.
    Mir persönlich tut es leid, daß die Atmosphäre immer noch gespannt ist; wir sollten dafür sorgen, daß die Wunden bald heilen. Übrigens stellen wir eine Gedenkschrift für Cudlipp zusammen. Ich hoffe, Ihre Einstellung ihm gegenüber ist bis zu dem Erscheinen des Buches positiver geworden, was bei den Zeitplänen der Wissenschaftler und der Universitätsverlage in etwa drei Jahren der Fall sein dürfte.«
    »Ich bin sicher, daß sich meine Einstellung schon viel früher ändern wird. Danke, daß Sie gekommen sind, und viel Spaß mit den Sätzen von Max.«
    Tatsächlich war es dann ein Satz von Max Beerbohm, den Kate zitierte, als Reed wissen wollte, wie ihr Tag gewesen sei. »›Um eine genaue und erschöpfende Schilderung dieses Zeitabschnitts zu geben, bedürfte es einer weit weniger brillanten Feder als der meinen‹«, sagte sie müde.
    »Gleichfalls«, sagte Reed. Was ein Computer daraus gemacht hätte, blieb offen.
    125

Neun
    Unsere Rasse hätte es nicht weit gebracht Hätten wir nicht gelernt zu täuschen Und sicherer zu wirken als wir sind Was unsere Ziele angeht

    Die folgende Woche war für Kate weniger bemerkenswert wegen der Versuche, das Puzzle von Aufzügen und Aspirin zu lösen, als wegen der gemeinsamen Präsenz mit Reed auf dem Campus. Es überraschte sie, zu entdecken, daß sie in ihrem Bewußtsein die Universität und Reed immer säuberlich voneinander getrennt hatte, als sei der Ort, an dem sie arbeitete, was Reed anging, nichts anderes als die Quelle von Neuigkeiten, Problemen und Erfahrungen, die sie mit nach Hause brachte und ihm als Tribut zu Füßen legte.
    Aber jetzt waren diese Probleme, Erfahrungen und Neuigkeiten auch zu seinen geworden, und sie genoß es ungeheuer, mit ihm über den Campus zu wandern und sich, wenn es soweit war, ganz förmlich von ihm zu verabschieden, was ihre Liebe füreinander besser

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