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Eine Frage der Balance

Eine Frage der Balance

Titel: Eine Frage der Balance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana W. Jones
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klimpern. Ein beruhigendes Zeichen, aber zur Vorsicht hielt ich eine massive Stasis in Bereitschaft, während ich weiterlief, als wäre mir nichts aufgefallen.
    Dann sah ich, daß die Fahrertür sich bewegte, und ich schleuderte die Stasis mit aller Kraft dagegen. Die Tür verharrte halb offen, jemandes Hand war zu sehen, die von innen um den Rand griff, und jemandes Fuß dicht über dem Boden. Der Scarlatti verstummte mitten im Pling, doch ich konnte Stan rufen hören, als ich die letzten paar Meter zurücklegte und die Tür aufriß, zu rigorosen Maßnahmen bereit.
    Nick Mallory kippte mir entgegen und fiel auf die Erde, erstarrt in der gebückten, vorgebeugten Haltung eines Menschen, der aus dem Auto steigen will. Staub wölkte um ihn auf, weiß im schwachen Schein der Innenbeleuchtung, legte sich auf seine bereits staubige Kleidung und zeichnete die Tränenspuren in seinem Gesicht nach, was mich erstaunte. Nick Mallory war mir nicht vorgekommen wie ein Junge, der weint.
    Endlich drang Stans angestrengtes Krächzen zu mir durch. »Mann-o-Mann, das war ein echter Hammer! Keine Gefahr, Rupert! Keine Gefahr, ehrlich. Laß ihn aufstehen und laß ihn reden. Es sind üble Dinge im Gange, aber er ist nicht dafür verantwortlich.«
    »Woher weißt du das?«
    »Auch ich höre und sehe einiges. Komm schon, gib ihn frei.«
    Unter normalen Umständen hätte Stans Wort mir genügt, aber dies waren keine normalen Umstände. Ich dachte nicht daran, meinen Vorteil aufzugeben. »Erst will ich wissen, was du gesehen und gehört hast.«
    »Wenn du deinen Dickkopf aufsetzen mußt ... Also gut, ich glaube, ich habe unseren jungen Freund hier ankommen gesehen - muß in dem anderen Auto gewesen sein -, aber ich habe nicht besonders darauf geachtet; es war eine Staubfahne am Horizont, jemand, der auf seinem Feld arbeitet, nahm ich an. Das erste Mal, daß ich wirklich aufschreckte, war gegen Sonnenuntergang. Blutigroter Himmel und so weiter. Von da oben, der Hügelkuppe. Zwei Schüsse.«
    »Zwei Schüsse?« fragte ich. »Für diese Beobachtung bin ich dir zu Dank verpflichtet.« Endlich die Bestätigung, daß ich nicht an Verfolgungswahn litt.
    »Ja, zwei«, bestätigte Stan. »Deutlich zu unterscheiden. Ungefähr eine halbe Minute später gefolgt von drei roten Lichtblitzen - sah aus wie eine Signalpistole.«
    »Das war ich.«
    »Dachte ich mir. Die Soldaten bei den Orlogs wimmelten plötzlich durcheinander wie Ameisen, die Riesendinger spuckten Hover aus, Lichter überall, Chaos. Dauerte ewig, bis alle Mann an Bord waren und die Dinger endlich abheben konnten und Kurs auf den Hügel nahmen. Dein Notsignal scheint sie kalt erwischt zu haben.«
    »Ja, ich glaube, sie hielten mich für allmächtig. Und weiter?«
    »Eine ganze Weile passierte gar nichts. Dann diese Feuerwand...«
    »Feuerwand?«
    »Richtig, aber nur ein kurzes Aufflammen, ganz dicht bei diesem Wald da rechts. Von den Orlogs möglicherweise nicht zu sehen; ich habe es nur bemerkt, weil es in meinem Zustand so ist, als hätte man Augen überall. Außerdem war ich ohnehin wachsam, weil ich fürchtete, du könntest in Schwierigkeiten stecken.« Die körperlose Stimme drückte sehr lebendigen Verdruß aus. »Frustrierend, auf das Innere dieses Wagens beschränkt zu sein. Ich überlegte, ob ich irgend etwas tun könnte, aber erst einmal passierte gar nichts und dann vieles auf einmal. Erst kommt unser Freund wie ein Verrückter durch den Wingert gelaufen und stürmt auf diesen Wagen zu, als wäre er ein rettender Hafen. Doch im selben Moment, als er hier ankommt, schwärmen die Hover von der Hügelkuppe aus wie Hornissen ... «
    »Das dürfte gewesen sein, als ich Dakros von Kris erzählte, dem jungen Kentauren. Hast du ...«
    »Ihn gesehen? Ja, habe ich. Und ich werde dir davon erzählen, sobald du diesen bedauernswerten Knaben aus der Stasis entlassen hast. Er wird sich reichlich blaue Flecken geholt haben, als er aus der Tür gefallen ist, unnötig, daß er mit Krämpfen aufwacht, wenn es dir irgendwann beliebt, ihn zu erlösen. Mein Ehrenwort, er hat nichts mit all dem zu tun. Er ist auf das Auto zugelaufen, weil er hoffte, Hilfe zu finden. Wie heißt er übrigens?«
    »Nick.« Ich blickte auf die verkrümmte Gestalt hinunter. Stan hatte recht, er würde Krämpfe bekommen, also entschloß ich mich zu einem Kompromiß. Ich lockerte die Stasis ein wenig und levitierte den Jungen zurück auf den Fahrersitz. Durch die Anstrengung begannen meine Beine wieder zu zittern. »Zu mehr

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