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Eine Frage der Balance

Eine Frage der Balance

Titel: Eine Frage der Balance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana W. Jones
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Hintergrund des Himmels abzeichnete - die perfekte Zielscheibe. Zu meinem Glück hatte der Schütze sich Zeit gelassen, um auch wirklich ganz genau zu treffen, und ahnungslos hatte ich ihm den Blattschuß vermasselt, indem ich meinen Standort verließ und ein Bündel undurchdringlichen Schutzzauber zwischen mich und die Kugel brachte. Zu einem zweiten Versuch kam er nicht mehr, weil ich in die entgegengesetzte Richtung lief, woraufhin der Mörder sich schadlos hielt, indem er Knarros erschoß. Ich wußte nicht, ob das von Anfang an Teil des Plans gewesen war, aber eins wußte ich genau: Ich hatte Glück gehabt; sehr, sehr großes Glück.
    Meine Hände zitterten, als ich dem wartenden Soldaten meinen Becher reichte. Und nicht nur die Hände, das Zittern lief durch meinen ganzen Körper, bis hinunter zu den Knien. »Ja, ich bin überzeugt, daß Knarros getäuscht wurde«, sagte ich zu Dakros. Auch meine Stimme zitterte. »Aber der wichtigste Fakt ist, daß die Mörder von der Erde kommen, und vermutlich sind sie inzwischen dorthin zurückgekehrt. Mein Vorschlag ist, daß ich ihnen folge und versuche, sie ausfindig zu machen. Könnte einer der Hover mich zu meinem Wagen bringen?«
    Dakros war einverstanden, und wir einigten uns darauf, wie üblich Kontakt zu halten. Doch in einem Punkt war er eisern. Er verlangte, daß die Mörder der koryfonischen Gerichtsbarkeit überstellt wurden, um nach koryfonischem Recht verurteilt und hingerichtet zu werden. Das war auch mein Wunsch. Auf der Erde wären sie ungeschoren davongekommen - wessen hätte man sie anklagen sollen? »Und es wird uns nichts anderes übrigbleiben, als die Kaiserin von ihren Gnaden zu akzeptieren«, meinte er niedergeschlagen, »außer es gelingt uns zu beweisen, daß eins von diesen Mädchen einen Anspruch auf den Thron hat. Ich hoffe, Ihr könnt den Rest des fraglichen Dokuments finden, Magid.«
    Was das anging, hatte ich keine große Hoffnung, aber ich versprach, mein Bestes zu tun, und kletterte in den Hover. Im Inneren herrschte ein neutraler Geruch nach Metall, der eine Atmosphäre nüchterner Effizienz erzeugte und meine Flugangst linderte. Mir wurde klar, daß ich einen echten und triftigen Grund hatte zurückzukehren. In der unbarmherzigen Helligkeit der Tatortbeleuchtung war meine Argumentation mir vorgekommen wie eine faule Ausrede. Während der Hover sich in die Höhe schraubte und Kurs auf die Ebene nahm, begann ich über meine Todesangst und das Entsetzen hinauszudenken. Ich blickte nach unten auf die Baumwipfel und erkannte, daß es meine Pflicht als Magid war, diese Verbrecher zu finden. Erstens wußten sie mehr über mich, als gut war, zweitens vermuteten sie, daß ich mehr über sie wußte, als ihnen lieb sein konnte. Das größte Gewicht aber hatte die Tatsache, daß sie eine Minderwärts gelegene Welt als Basis benutzten, um eine Mehrwärts gelegene anzugreifen, und dem mußte ein Riegel vorgeschoben werden.

Kapitel 17
Rupert Venables, Fortsetzung

    Als der Hover den Hügel hinter sich ließ und das kurze Stück über die Ebene brummte, merkte ich überrascht, wieviel Tageslicht sich hier draußen noch gehalten hatte. Der goldene, von Staubschleiern überlagerte Boden mit dem Gitternetz der helleren Wege war deutlich zu erkennen, und die ordentlichen schwarzen Reihen der Rebstöcke auf dem gelben Löß. Die Scheinwerfer der Hover in der Ferne, die nach dem jungen Kentauren ausspähten, sahen aus wie vom gelben Himmel gestohlene Irrlichter. Ich fürchtete, daß sie Kris nicht finden würden; die Attentäter, die sich als akribische Planer erwiesen hatten, waren ihnen sicher zuvorgekommen. Er kannte die Mörder - ohnehin ein Rätsel, daß sie ihn geschont hatten. Und fast sicher wußte Rob ebenfalls zu viel. Plötzlich hatte ich namenlose Angst, auch um Will, falls Will versuchte, Rob zu verteidigen. Und um mein Auto. Sie konnten ohne weiteres mein Auto gestohlen haben. Mitsamt Stan. Das bedeutete Probleme, über die ich lieber nicht nachdenken wollte.
    Aber das Auto war da, genau an dem Fleck, wo ich es zurückgelassen hatte. Ich war so erleichtert, es zu sehen, daß ich nach kurzem Dank an den Piloten zu Boden sprang, in den Kreisel aus schmirgelndem Staub, den der Hover aufwirbelte, und auf mein silbernes Prachtstück zurannte.
    Die Tür, die ich offengelassen hatte, war geschlossen. Fast wäre ich stehengeblieben, doch als der Hover in die Höhe stieg und sich entfernte - und mit ihm das Motorengeräusch -, hörte ich Scarlatti

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