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Eine Frage der Balance

Eine Frage der Balance

Titel: Eine Frage der Balance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana W. Jones
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Blut.«
    Die Antwort brachte Will in Rage. Er sprang auf, versetzte dem Frisierhocker einen Tritt, streifte Rob mit einem vernichtenden Blick und wandte ihm dann den Rücken zu. Die kleinen Enten spürten die geladene
    Atmosphäre und suchten Zuflucht unter dem Rollstuhl. »Von allen ... allen ... Verdammt, mir fällt kein Ausdruck ein, der schlimm genug wäre!«
    Rob starrte auf Wills Rücken, sein erst verblüffter Gesichtsausdruck wandelte sich zu ratloser Bestürzung. Er hatte tatsächlich eine Zuneigung für Will entwickelt. » Ihr meint«, fragte er kleinlaut, »Ihr meint, ich müßte es mir zu Herzen nehmen?«
    Will fuhr herum. »Selbstverständlich müßtest du es dir verdammt noch mal zu Herzen nehmen!« brüllte er. Die geschrumpften Kerzenflämmchen flackerten, »Was bist du denn für ein gefühlloser Klotz? Drei von deinen Altersgenossen und eine junge Frau werden ermordet, und dein Kommentar lautet, sie waren nicht vom selben Blut! Und zum Donnerwetter, das stimmt nicht einmal! Ihr hattet denselben Vater! Sie waren deine Brüder und Schwestern.«
    Rob zuckte zusammen und senkte den Blick auf die Bettdecke. Nach einer längeren Pause sagte: »Ja, ich nehme an, das waren sie.«
    »Hör dir das an«, sagte Will zu mir. »Er nimmt an, das waren sie! Das ist ja fast schon verbale Beihilfe zum Mord!«
    Ein kramphaftes Schluchzen schüttelte Robs ganzen Körper.
    »Tu nicht so!« ging Will wieder auf ihn los. »Wir wissen, du hast nah am Wasser gebaut...«
    »Laß ihn zur Besinnung kommen«, bremste ich ihn. Wir schienen die Rollen getauscht zu haben; ich hatte jetzt das Zuckerbrot und Will die Peitsche. »Wie ich das sehe, ist er traditionsgemäß dazu erzogen worden, ausschließlich die Nachkommen von Knarros’ zwei Schwestern als Familie zu betrachten. Und Janine, als Whites Schwester, doppelt verbunden durch Timos IX. Stimmt das, Rob? Du betrachtest Nick als den nächsten Kaiser, nicht wahr?«
    Rob nickte. Er konnte nicht sprechen.
    »Bah!« machte Will. »Tradition! Erzogen! Papperlapapp! Er hat einen eigenen Verstand. Er hat eine Ausbildung als Magier erhalten, das bedeutet, er kann selbständig denken. Übrigens, warum sieht er sich nicht selbst als den nächsten Kaiser? Er ist Timos’ ältester noch lebender Sohn, stimmt’s?«
    Rob hob mit ungeheuchelter Verblüffung den Kopf. »Aber ich bin ein Kentaur!«
    »Ach ja?« Will zog mokant die Augenbrauen in die Höhe. »Sind wir auch noch ein kleiner Rassist, außer einem Mordkomplizen?«
    »Ich...« Rob schluckte hart, der goldene Anhänger an seiner glatten braunen Kehle hüpfte. »So habe ich das nie betrachtet. Ich schwöre.«
    Er meinte es ehrlich. Ich konnte sehen, daß er bisher wirklich nicht über seinen Anteil an den Schrecknissen des heutigen Tages nachgedacht hatte. Nun, ich ebensowenig. Auf meine unnachahmliche Art hatte ich es geschafft, Dakros lange genug von der Kolonie fernzuhalten, damit White in aller Ruhe sein schmutziges Werk vollbringen konnte. Weder Rob noch ich hatten gemerkt, daß wir manipuliert wurden. »Du könntest uns«, sagte ich zu ihm, »ruhig erzählen, was du im Aufzug wirklich zu Nick und Maree gesagt hast.«
    Rob zuckte die Schultern. »Ich sagte, wir wären alle die leiblichen Nachkommen von Seiner Majestät dem Kaiser. Ich erkannte Nick, weil er aussieht wie ich, nur heller. Und er trug sein Medaillon unter dem Hemd, zum Beweis. Maree sagte, ihres wäre irgendwo zwischen dem Kram in ihrem Zimmer. Sie ...« Er lebte sichtlich auf, während sein Redestrom munter um die eigentliche Nachricht, die zu überbringen man ihn geschickt hatte, herumplätscherte. Ich hustete mahnend, und er warf mir einen Blick zu, der, muß zu seiner Ehre gesagt werden, aufrichtiges Schuldbewußtsein ausdrückte. »Ich - ich sollte Maree bestellen, daß Knarros mit ihr zu sprechen wünschte«, sagte er, »weil sie der älteste Sproß des Kaisers ist und seiner rechtmäßige Nachfolgerin auf dem Thron.«
    »Und was hat sie geantwortet?« fragte ich neugierig.
    »Sie sagte, von ihr aus könnte dieser Knarros sich seinen Thron hinters Knie nageln.«
    Das konnte ich mir vorstellen. »Aus welchem Grund? Nein, sag’s mir nicht. Weil sie Tierärztin werden will.«
    Rob grinste mit der Miene eines verschmitzten Cherubs. »Nein. Sie sagte, sie wolle ein Magid werden.« Will und ich starrten ihn an. »Ehrlich«, beteuerte er. »Als Ihr uns im Lift nach unten geholt habt, stritten wir noch deswegen. Ich sagte, sie könnte ein Magid sein und

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