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Eine Frage der Balance

Eine Frage der Balance

Titel: Eine Frage der Balance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana W. Jones
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einen schlaftrunkenen Klang. »Ja? Was ist los?«
    »Sie haben Nick Mallory da drin, nicht wahr?«
    »Nein, habe ich nicht«, antwortete ich mit ziemlich reinem Gewissen. »Warum?«
    »Seine Mutter macht sich Sorgen um ihn.«
    »Und wie kommen Sie darauf, daß ausgerechnet ich weiß, wo er steckt? Bestellen Sie Janine, falls ich Nick sehe, werde ich ihm ausrichten, daß er sich bei ihr melden soll.«
    White glaubte mir nicht. Mit gesenkter Stimme sprach er eine Drohung aus, was er tun würde, falls sich herausstellte, daß ich gelogen hatte. Danach blieb er noch eine Zeitlang im Flur stehen und murmelte vor sich hin, endlich schien er sich zu entfernen. Ich forschte durch die Barriere nach ihm und hatte den Eindruck, daß er tatsächlich den Flur hinunterging, zu den Aufzügen, aber ich wartete ab, bis ich ganz sicher war.
    Dann wandte ich mich an Rob.
    »War es Gram White, mit dem dein Onkel heute nachmittag eine Verabredung hatte? Deine Kameraden am Tor sollten nur jemand Bestimmtes hereinlassen, und Knarros selbst kam erst, um mit mir zu reden, nachdem er reichlich Zeit gehabt hatte, den Zauber vom Pfad zu nehmen.«
    »Ja.« Rob sah beunruhigt aus, als rückte ich ihm mi t meinen Fragen zu dient auf den Pelz. »Gramos hatte sich angekündigt.«
    »Und auch Janine? Nicks Mutter?«
    Er schenkte mir einen seiner seelenvollen, aufrichtigen Blicke. »Ihre Majestät Kaiserin Jaleila wurde erwartet«, erklärte er. »Sie ist meine Tante und Schwester von Gramos.«
    »Aber diese Kaiserin ist Nicks Mutter.«
    »Ja.«
    »Moment mal«, Will hob einhaltgebietend die Hand, »da komme ich nicht mit. Das koryfonische Imperium hat nie eine Kaiserin gehabt.«
    »Wenn der Kaiser stirbt und der Thron verwaist ist, wird die edelste der überlebenden kaiserlichen Gemahlinnen als Herrscherin eingesetzt«, deklamierte Rob offenbar eine Passage aus einem Gesetzestext.
    »Dann müßte der Titel an die Gemahlin zur Linken Prinzessin Alexandra fallen«, wandte ich ein. »Janine - Jaleila - ist lediglich eine Erwählte Gespielin, oder nicht?«
    »Ich wußte nicht, daß die Gemahlin zur Linken das Attentat überlebt hatte«, versuchte Rob zu lavieren.
    Ich ließ nicht locker.
    »Ist sie’s? Jaleila, Nicks Mutter, eine Erwählte Gespielin?«
    »Ja, aber ...«
    »Warte, hör dir erst den Rest an. Diese beiden kamen in eure Festung, und einer von ihnen schnitt ohne Federlesens deinen Freunden und dem kleinen Mädchen die Kehle durch, während der andere erst auf mich schoß und dann Knarros tötete. Dann ...«
    »Ist Kris etwas passiert?« fiel Rob mir aufgeregt ins Wort.
    »Sie hatten ihn weggeschickt.« Rob atmete sichtlich auf. Ich fuhr fort: »Wir fanden die Toten, und er floh in den Wald, wo er, Berichten zufolge, auf White und Janine gestoßen ist, kurz nachdem sie Maree entseelt hatten. Er muß ein großes Geschrei angestimmt und sie des Mordes bezichtigt haben ... «
    Fast mußte Rob trotz allem lächeln. »Kris ist so anständig und ehrlich. Keiner hat ihm etwas ...« Er verschluckte, was er hatte sagen wollen, und schaute mir angstvoll ins Gesicht. »Wie ist es weitergegangen?«
    »Kris wurde das nächstemal gesehen, als er um sein Leben rannte, verfolgt von Janine in Marees Auto, während Gram aus dem Seitenfenster auf ihn schoß.«
    »Nein!« Robs Vorderhufe schlugen dumpf auf den Boden, und er hatte sich halb aufgerichtet, bevor der Sc hm erz in seiner Seite ihn innehalten ließ. »Nein!« Wieder stürzten Tränen aus seinen Augen. »Aber Gramos ist sein Vater! Gramos hat auf Kris geschossen?«
    »Keine Aufregung. Wir sind ziemlich sicher, daß Kris entkommen konnte. Stan - der Zeuge - sagte, Kris wäre wie ein Vogel über die Hecke in den nächsten Weingarten gesprungen.«
    Rob ließ sich langsam wieder auf das Bett sinken. »Allen Göttern sei Dank dafür!«
    »Halt mal, hier komme ich wieder nicht mit«, mischte Will sich ein. »Weshalb regst du dich wegen diesem Kris so auf? Du hast nicht mit der Wimper gezuckt, als Rupert dir sagte, man hätte den Kindern, mit denen du immerhin aufgewachsen bist, die Kehle durchgeschnitten.«
    »Und Marees Schicksal scheint dich auch nicht sonderlich berührt zu haben«, schlug ich in die gleiche Kerbe. »Obwohl sie dich zusammengeflickt hat.« Es kam viel anklagender und bitterer heraus, als ich gewollt hatte, und ich mußte ein Schluchzen hinunterwürgen. Ich war über mich selbst erstaunt.
    Auch Rob war überrascht. »Aber weshalb sollte ich um sie trauern? Keiner von ihnen war vom selben

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