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Eine Frage der Balance

Eine Frage der Balance

Titel: Eine Frage der Balance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana W. Jones
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die hinted mir hereinkamen, sahen gerade noch die beiden Tierchen über die Kuppe trippeln und verschwinden.
    »O nein!« seufzte Will.
    Zinkas Blick wanderte über die düstere Landschaft, die sich in einem absurden Winkel an mein ganz gewöhnliches Hotelz imm er anschloß. Ich ko nnt e sehen, daß sie beeindruckt war, doch sie äußerte lediglich: »Unser Mr. White hat uns sogar mehr Schwierigkeiten gemacht als geplant, nicht wahr? Ich glaube nicht, daß du sie jetzt noch zurückholen solltest, Rupert. Was hast du vor?«
    »Wir machen trotz allem weiter«, sagte ich. »Maree wartet da draußen.«
    »Das heißt dann wohl«, meinte Rob, »ich muß für Nick einspringen.«
    Will und Zinka schoben sich neben den Frisierhocker vor dem Badezimmer. Ich schloß die Tür, und wir alle schauten Rob an, Zinka mit unverhohlenem lasziven Wohlgefallen. Kein Wunder. Selbst krank und blaß, mit struppigem glanzlosen Fell, bot Rob einen prachtvollen Anblick. Er belastete vorsichtig alle vier Hufe. »Ich schulde Maree etwas. Sie kann sich nicht allein helfen. Und ich habe nachgedacht. Ich begreife, daß ich großen Schaden angerichtet habe, und ich will versuchen, etwas davon wieder gutzumachen.«
    »Er ist als Magier ausgebildet«, meinte Will.
    »Aber du bist krank!« wandte ich ein. Ich hoffte immer noch auf eine günstige Fügung, die es mir ermöglichte, selbst zu gehen.
    »So schlimm ist es nicht.« Ein Ausdruck heldenmütigen Leidens verklärte die edlen Züge. »Wenn ich Schmerzen habe, geschieht es mir wahrscheinlich recht, nicht wahr?«
    »Ich denke, er ist der Richtige«, sagte Zinka entschieden. »Er fügt sich in das Muster ein.«
    Danach ko nnt e ich keine Einwände mehr erheben. Die beiden Kerzen am Rand der dunklen Landschaft waren fast zu einem Drittel heruntergebrannt; wir hatten genug Zeit vergeudet. »Was muß er mitnehmen?« fragte ich Zinka.
    »Wasser. Ich sehe da vier leere Fläschchen, die man füllen kann. Was die Wolle angeht...«
    »Ich habe einen Kaschmirpullover.«
    »Dann solltest du ihn aufrebbeln.«
    »Ich soll was?«
    »Der Text vermittelt den Eindruck, daß unverarbeitete Wolle gemeint ist«, erklärte sie. »Eine Docke, ein Strang, du weißt schon.«
    Will stand in der Badezimmertür, die Fläschchen in der Hand, und lachte über den Ausdruck auf meinem Gesicht. »Keine Sorge.« Er kramte in seiner Jackentasche und zog eine Faust voll flaumiger weißer Ziegenwolle heraus. »Brauchbar?« fragte er Zinka.
    »Perfekt.«
    Der Rest unserer hastigen Vorbereitungen mußte in den Flur verlegt werden, bei geschlossener Tür war am Beginn der Straße für Rob nicht genug Platz. Er mußte mit einem abgezirkelten Sprung über das erste Kerzenpaar hinwegsetzen und wäre beim Aufkommen fast mit der linken Vorderhand eingeknickt, weil der Schmerz wohl stärker war als erwartet. Dann stakte er durch die Tür und hinaus in den Korridor, wo er kehrtmachte und am Beginn der Straße Aufstellung nahm. Zinka reichte ihm eine Kerze und Wills Gürteltasche, in der die wassergefüllten Fläschchen klapperten, obwohl sie in die Ziegenwolle eingepackt waren.
    »Deine Ausrüstung«, sagte sie und legte ihm den Gürtel liebevoll um die Taille, während ich ungeduldig mit dem Feuerzeug und Salz und Korn bereitstand. »So, fertig. Ko mm gesund wieder, Rob. Du bist ein zu attraktiver Bursche, um dich zu verlieren.«
    Rob hatte nach vorn geschaut, äußerst angespannt und entschlossen, aber bei diesen Worten warf er seine schwarze Haarmähne zurück und wandte Zinka das Gesicht zu. »Findest du?« fragte er. Seine ganze Haltung wurde amourös. Zinkas ebenfalls.
    Ich knirschte heimlich mit den Zähnen, doch bevor ich etwas sagen konnte, hörte ich Schritte; jemand kam den Flur entlanggelaufen, auf uns zu. Es war Nick, der in vollem Lauf gegen mich prallte und sich an mir festhielt. »Großartig!« schnaufte er. »Rob ko mmt mit.«
    Wir alle starrten ihn an. »Ich dachte, deine Mutter ... « sagte Zinka.
    »Ich habe ihr gesagt, ich würde mich ins Bett legen und schlafen«, erklärte Nick. »Das war alles, was sie von mir wollte. Okay, Rob. Von mir aus kann’s losgehen.«
    Will und ich schauten uns an und grienten bei der Erinnerung, wie raffiniert Nick seiner Mutter schon einmal ausgewichen war.
    Ich hatte Nick Korn und Salz in die Hand geschüttet, während Zinka ihm eine Kerze in die andere drückte, und wandte mich Rob zu, als ich glaubte, wieder Schritte zu hören. Ich drehte mich um. Gram White bog um die Ecke,

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