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Eine Frage der Balance

Eine Frage der Balance

Titel: Eine Frage der Balance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana W. Jones
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Menschen antun kann.«
    Ich wußte, er wich mir aus, aber mehr ließ er sich nicht entlocken. Hm. Ich kann nicht anders, als Nicks Beobachtung von gestern nacht mit diesem Blick in Verbindung zu bringen.
    Wie auch immer, anschließend besuchten wir zusammen die Kunstausstellung. Wenn mir tags zuvor jemand erzählt hätte, ich würde mit dem Fatzken vor Gemälden stehen und angeregt plaudern, hätte ich dem Betreffenden ein blaues Auge verpaßt und ihn einen Lügner genannt. Es muß an der Atmosphäre bei diesem Con liegen. Wir diskutieren gerade über einige sehr gewagte Bilder von Zinka Fearon, als Mijnheer in den Ausstellungsraum geschossen kommt. Sofort stürzt sich der Fatzke auf ihn, hält ihn fest und sagt: »Habe ich Sie endlich gefunden! Wollen Sie mit uns zu Mittag essen?«
    Mit uns? dachte ich.
    Unter keinen Umständen, nicht mit Kees - abgesehen davon, daß der Fatzke betucht ist und bestimmt nur in dem teuren Hotelrestaurant ißt, und das kann ich mir nicht leisten. Also machte ich mich flugs in der entgegengesetzten Richtung davon.
    In der Nähe des Aufzugs traf ich Nick. Er strahlte über das ganze Gesicht. »Bristolia hat ihnen gefallen«, jubelte er. »Und auch mein neues Wantchester-Spiel. Ich habe ein paar neue Ideen drin, auf die von ihnen noch keiner gekommen ist. Sie sagen, ich sollte richtige Computerspiele daraus machen lassen. Nur habe ich keine Ahnung, an wen man sich für so was wendet.«
    »Aber ich - rede mit dem Fatzken«, sagte ich. Nick starrte mich an. »Er hat mir gerade erzählt, er ist Designer für Spielesoftware und kennt die meisten Hersteller und Vertreiber.«
    »Wow!« sagte Vetter Nick. »Stell mich ihm vor!«

    [2]

    Aus dem Bericht von
    Rupert Venables

    Mir fällt auf, daß in den Notizen, die ich mir während des Cons gemacht habe, die Stunde mit Maree Mallory nur am Rande erwähnt ist. Da steht nur flüchtig hingekritzelt: Eine unbestimmte Anzahl Bücher gekauft, gefolgt von Mallory beunruhigend scharfsinnig, womit ich bestimmt nicht ihren Onkel gemeint habe. Selten einen solchen Krampf gehört, wie er ihn bei dieser Podiu ms diskussion heute von sich gegeben hat. Worauf ich anspielte, war der unbehagliche Moment, den Maree mir bereitete, als wir vor Zinkas Gemälden standen. Zinka malt exquisite, geschmackvolle Darstellungen von Menschen bei der Kopulation mit verschiedenen Arten fledermausflügliger Lebewesen. Zumeist handelt es sich um Angehörige der Spezies, die man immer häufiger findet, je weiter man sich vom Imperium aus Mehrwärts bewegt. Auch wenn ich selbst den gehörnten Männern nie begegnet bin, kenne ich ziemlich viele der anderen Geflügelten auf den Bildern - wenn auch bestimmt nicht so intim wie Zinka.
    Maree sagte voller Bewunderung, und dieser Schluchzer in ihrer Stimme machte sich deutlich bemerkbar: »Man könnte wirklich glauben, sie wären nach dem Leben gemalt!«
    Ich bemühte mich, nicht zusammenzuzucken. »Zinka hat eine lebhafte Vorstellungskraft«, sagte ich. Daraufhin schob Maree die Brille nach oben und schaute mich an. Sie scheint instinktiv zu wissen, wann ich versuche, etwas zu überspielen. Kurz darauf verschwand sie, als ich mir Cornelius Punt angelte, und ich wußte kaum, ob ich erleichtert war oder es bedauerte.
    Punt war mir weder besonders sympathisch noch besonders unsympathisch, aber das ist bei der Auswahl eines neuen Magids ohnehin kein Kriterium. Wonach ich suchte, waren bestimmte Eigenschaften, die vorhanden sein müssen. Kees, wie er genannt werden wollte, verfügte zweifellos über einige davon. Er hatte den nötigen Grips. Das Reisestipendium hatte er für herausragende Leistungen an der Universität erhalten - wie er mir erzählte, war er aus Tausenden Bewerbern aus den ganzen Niederlanden ausgewählt worden. Doch es dauerte eine Weile, bis ich ihn so weit brachte, darüber zu sprechen. Er war unglaublich aufgedreht - ich nehme an, im Kommunikationsrausch durch den Con - und schien nichts anderes im Sinn zu haben, als den Clown zu spielen.
    »Wir müssen halbe-halbe machen«, war das erste, was er sagte. »Ich habe kein Geld.«
    »Aber das bedeutet, jeder übernimmt die Hälfte.«
    »Genau das!« rief er, und seine Stimme schnappte vor Entzücken über. »Sie steuern das Geld bei und ich das Vergnügen meiner Gesellschaft.«
    Ich erklärte mich einverstanden, und er machte sich daran, die teuersten Gerichte auf der Karte zu ordern, während ich versuchte, etwas Vernünftiges aus ihm herauszubekommen.
    Bei den Scampi des

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