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Eine Frage der Balance

Eine Frage der Balance

Titel: Eine Frage der Balance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana W. Jones
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ersten Ganges meinte er kauend: »Ich habe beschlossen, es ist ein feiner Spaß, in Maree Mallory verliebt zu sein. Es heißt, sie hat ein gebrochenes Herz, also besteht keine Gefahr für mi ch.«
    Mir wurde heiß vor Ärger. »Da wäre ich mir nicht so sicher.«
    »Oh, ich weiß. Sie wird mich beißen. Oder kratzen.« Er gluckste. »Aber ich bin bekennender Masochist, also geht das in Ordnung.«
    Fast wäre mir eine aufgebrachte Bemerkung entschlüpft. Nur merkte ich rechtzeitig, daß Kees mich mit Maree gesehen hatte und versuchte, aus mir eine Reaktion herauszukitzeln. Meine Vermutung wurde Gewißheit, als er hinzufügte und mich dabei aus den Augenwinkeln beobachtete: »Und sie ist ganz der Vater. Wahrscheinlich ist sie einer der Dämonen ihres Onkels in Menschengestalt.«
    Ich ging darüber hinweg, aber ich fühlte mich beschämt. Wahrscheinlich ist die Eintragung über diesen Vormittag so kurz und knapp ausgefallen, weil ich zu meiner Bestürzung erkannte, daß ich Maree, von der ich gesagt hatte, nur über meine Leiche würde sie je ein Magid, jedem der anderen Kandidaten vorzog. Wenn nur nicht dieser Schluchzer in ihrer Stimme wäre ...
    Mittlerweile ging mir Kees Punt mehr und mehr auf die Nerven. In gewisser Weise, dachte ich, wäre es eine gute Tarnung für einen Magid, für einen Spaßvogel gehalten und niemals ernst genommen zu werden, nur lenkte Punt zu sehr die Aufmerksamkeit auf sich - seine Stimme steigerte sich zum schrillen Diskant, wenn er wieder eins seiner unsäglichen Wortspiele vom Stapel ließ -, und das ist für einen Magid kein empfehlenswertes Verhalten. Wenn man erst die Blicke auf sich gezogen hat, bleibt nichts mehr lange verborgen. Aber Kees war jung. Es bestand die Hoffnung, daß er ruhiger wurde. Irgendwo hinter den Albernheiten mußte ein ernsthafter Charakter verborgen sein, dachte ich, während er mir mit gellender Signalpfeifenstimme verkündete, die Schrift auf seinem T-Shirt sei Elfisch.
    Und ich denke immer noch darüber nach, ob ich Kees Punt ausreichend geprüft habe, denn während er sich mit Appetit über seine Becasse Supreme hermachte, wurden wir beide durch einen sich anbahnenden Disput unter den anderen Gästen abgelenkt. An dem Tisch hinter mir sagte Ted Mallory laut: »Und weshalb hätte ich es leugnen sollen, gottverdammich? Er hat es total verbockt. Ich habe den Gag genommen und verbessert, und ich schäme mich nicht, es zuzugeben. Bücher sind Allgemeingut - und er hatte kein Recht, so verda mm t u nh öflich zu sein!«
    Kees’ blasses Gesicht bekam Farbe. Er hob die Hand, um meine Aufmerksamkeit auf das Gespräch zu lenken. »Ich liebe Klatsch und Skandale«, bekannte er mit entwaffnender Unverfrorenheit, »das da scheint ein fetter Brocken zu sein.«
    An dem Tisch hinter ihm äußerte einer meiner amerikanischen Bekannten: »Also, wenn der Mann glaubt, er wäre beraubt worden, wie will er sich in das Autorenprojekt Gemeinsame Welt einfügen? Da läuft es doch so, daß einer einen guten Einfall hat, ein anderer greift ihn auf, und in null Komma nichts wird er mehr oder weniger variiert in jeder einzelnen Story verbraten. Nichts anderes hat Mallory getan. Thurless ist ein Arschloch.«
    Von der anderen Seite des Speisesaals konnte man Thurless keifen hören: »Schamloses Plagiat, ne nn e ich das! Geistigen Diebstahl! Ich hätte nicht übel Lust, Mallory zu verklagen!«
    Ich beobachtete Kees, sein lebhaft gerötetes Gesicht, die erhobene Hand. Er hatte das Zeug zu einem Magid, kein Zweifel. Ich konnte spüren, wie er den Lautstärkepegel aller Stimmen ringsum anhob, so daß auch von dem weit entfernten Thurless jedes Wort zu verstehen war. »Es ist ein Skandal!« gluckste er entzückt.
    Wie es schien, hatten Maree und ich die Podiumsdiskussion zu früh verlassen, bevor es lustig wurde - Thurless war unvermittelt auf Mallory losgegangen und hatte ihn beschuldigt, die amüsantesten Szenen von Shadowfall aus einem im Jahr zuvor veröffentlichten Roman von Thurless gestohlen zu haben. Mallory hatte kein Hehl daraus gemacht. »Wenn ich das Rädchen, das ich brau- che, in jemandes verkorkster Maschine herumliegen sehe«, sagte er hinter mir, »erscheint es mir durchaus gerechtfertigt, es zu nehmen und nach den Regeln der Kunst zu benutzen.« Diese Einstellung entsprach seiner privaten Philosophie, aber kein Zweifel, daß es einen handfesten Streit gegeben hatte und nicht zu jedermanns Vergnügen.
    Durch Punts Manipulationen hörte ich die Leiterin der Diskussion, Tina

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