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Eine Frage der Balance

Eine Frage der Balance

Titel: Eine Frage der Balance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana W. Jones
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Mrs. Buttle, doch auf dem Schild über der Ladentür hatte ich INHABER L & M NUTTAL gelesen. Ich beschloß, eine direkte Anrede tunlichst zu vermeiden, und sagte höflich, ich wäre auf der Suche nach Maree Mallory.
    Sie musterte mich mit auf eine abschätzende Art, die mich einigermaßen beunruhigte. »Ich denke nicht daran, Ihnen zu helfen«, verkündete sie endlich.
    »Darf ich fragen, weshalb nicht?«
    »Sie haben eine zu hohe Meinung von sich selbst. Stinkvornehmer Akzent, blitzblanke Schuhe, piekfeiner Trenchcoat, jedes Haar an seinem Platz - oh, ich kann sehen, weshalb Sie das arme Mädel fallengelassen haben wie eine heiße Kartoffel. Sie war nicht gut genug für einen wie Sie, st imm t’s? Oder hat Ihnen nicht gepaßt, wie sie Ihre Hemden bügelt?«
    Ich war einen Moment sprachlos. Mein Gesicht brannte. Zwar stimmt es, daß ich mich gern elegant kleide, aber es lag mir auf der Zunge einzuwenden, daß ich meine Hemden grundsätzlich selber bügele. Lächerlich. Ich holte tief Atem und sagte: »Mrs. - äh - Buttle - Nuttal? - ich versichere Ihnen, ich habe Ihre Tochter ganz und gar nicht fallengelassen wie >eine heiße Kartoffel    »Weshalb hat sie es mir dann unter Tränen erzählt? Maree lügt nicht. Und weshalb kommen Sie zu mir gekrochen? Ihnen ist klargeworden, daß Sie sich ein Juwel haben durch die Finger schlüpfen lassen, ist es nicht so?«
    »Mrs. Buttle ...«
    »Nuttal. Männer mit seidenen Halstüchern statt Krawatte habe ich nie ausstehen können. Was ist auszusetzen an einem ordentlichen Schlips? Wenn meine Tochter Sie mir vorgestellt hätte, gleich zu Anfang, hätte ich sie gewarnt. Traue keinem Mann mit seidenem Halstuch, hätte ich gesagt. Und einem Trench mit so vielen kleinen
    Taschen und Knöpfen. An der Kleidung erkennt man den Menschen!«
    »Mrs. Nuttal!« Ich merkte entsetzt, daß meine Stimme überschnappte. »Ich habe Ihre Tochter nie im Leben gesehen!«
    Sie zog ungläubig die Augenbrauen in die Höhe. »Ja, was wollen Sie dann hier und tropfen mir den Fußboden voll?«
    »Ich bin hergekommen«, sagte ich, »weil ich versuche, Ihr e Tochter zu finden, Maree Mallory, in Verbindung mit - mit einer Erbschaftsangelegenheit, bei der sie möglicherweise eine der Begünstigten ist.« Nicht besonders originell, aber ich war so durcheinander, daß mir all die ausgeklügelten Geschichten, die ich mir tags zuvor auf der Fahrt nach Bristol ausgedacht hatte, nicht mehr einfallen wollten.
    Mrs. Nuttal schien beeindruckt zu sein, und nun war sie es, die rot wurde. Sie schlug die Hände vor den Mund. »Ach du meine Güte! Dann sind Sie nicht dieser Robbie?«
    »Mein Name ist Rupert Venables, Madam«, belehrte ich sie förmlich. Rache ist süß.
    »Meine Güte!« wiederholte sie. Ich glaubte, nun hätte ich sie so weit, klein beizugeben und ihre Tochter aus einer Wohnung oben oder sonst woher zum Vorschein zu bringen. Weit gefehlt. »Beweisen Sie’s« verlangte sie, als ihre Hautfarbe sich wieder normalisiert hatte.
    Meine Visitenkarte kommentierte sie mit: »Jeder kann sich so was drucken lassen«, also zeigte ich ihr meinen Führerschein, eine Kreditkarte und mein Scheckbuch. Sie studierte jedes einzelne Beweisstück sorgfältig.
    »Meinen Reisepaß habe ich leider nicht dabei«, bemerkte ich spitz.
    Die Ironie verpuffte wirkungslos, sie meinte nur: »Eigentlich besteht gar kein so großer Unterschied zwischen >Rupert< und >Robbie<.«
    »Ein himmelweiter Unterschied!« protestierte ich.
    Sie griff wieder nach meiner Visitenkarte und betrachtete sie mit gerunzelter Stirn. »Hier steht: Designer von Computersoftware. Das sind Sie von Beruf?«
    Ich nickte.
    »Und dieser Robbie studiert angeblich Tiermedizin. Das ist ein Unterschied. Aber warum sind Sie kein Rechtsanwalt, wenn es sich um eine Erbschaft handelt?«
    »Weil ich der Testamentsvollstrecker bin. Der Verstorbene, Stanley Churning, hat mich beauftragt, seinen Letzten Willen auszuführen. Mrs. Nuttal, auch wenn ich Ihr Mißtrauen lobenswert finde, ich wäre dankbar, wenn Sie mir erlauben würden, mit Maree zu sprechen.«
    »Ich nehme an, ich muß Ihnen glauben«, sagte sie widerwillig. »Aber Maree ist nicht hier.«
    Mir sank der Mut. »Und wo ist sie?«
    »Sie ist zu ihrem Vater gefahren, als sich herausstellte, daß er Krebs hat. Sie wollte unbedingt. Ich kann nichts dafür, daß sie nicht hier ist.«
    »Würde es Ihnen etwas ausmachen, mir ihre Adresse zu geben?«
    Und ob es ihr etwas ausmachte. Sie war mißtrauisch. Ich bewunderte ihren

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