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Eine Frage der Balance

Eine Frage der Balance

Titel: Eine Frage der Balance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana W. Jones
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nicht!«
    »Doch, du kannst!« schallte es im Kommandoton aus dem Badezimmer.
    »Du hast die Chefin gehört«, sagte Will. »Komm schon. Trink aus.«
    Gemeinsam flößten wir ihm den Inhalt von anderthalb Fläschchen ein. Maree erschien, öffnete ihre Arzttasche und sagte: »Verdammt! Ich habe antibiotischen Puder, aber kein Antiseptikum. Rupert...«
    »Schon unterwegs.«
    Ich erwischte die Angestellte mit ihrem Servicewagen, als sie eben die Etage verlassen wollte. »Wozu brauchen Sie die Sachen?« wollte sie verständlicherweise wissen.
    »Dem Sohn des Ehrengastes ist ein wenig übel gewesen«, erklärte ich wahrheitsgemäß.
    »Da ist er nicht der einzige!« sagte sie. »Die meisten der Gäste hier oben müssen gestern ordentlich zugelangt haben. Deshalb bin ich erst so spät hier fertig, und weil Maureen mich im Stich gelassen hat. Sie ist gegangen, wegen dem Geist, der auf dem Parkplatz Musik macht.«
    »Lieber Himmel, doch nicht immer noch!« entfuhr es mir, und ich fügte rasch hinzu: »Ich habe gesehen, daß die halbe Belegschaft heute morgen danach gesucht hat.«
    »Aber man hört die Musik immer noch. Ich meine, wenn es Pop wäre, dann wüßte man, sie kommt aus einem Autoradio. Aber ist was Klassisches, irgend so ein Geklimper.«
    Ich nickte verständnisvoll, während ich fieberhaft überlegte, wie ich Stan dazu bringen konnte, seine Musikleidenschaft zu zügeln. »Dann muß es wohl ein Geist sein, da haben Sie recht. Kein Wunder, daß Maureen es nicht mehr ausgehalten hat.«
    Mit einem Armvoll diverser Desinfektionsmittel kehrte ich in mein Zimmer zurück, an dessen Tür mir Dampfschwaden und der Geruch nach Blut und Pferd entgegenschlugen. Will und Nick verteilten geschäftig Operationsbesteck und Nahtmaterial in Seifenschalen, Tassen, Untertassen und den Deckel meine silbernen Rasierdose. Vor Rob standen jetzt drei leere Fläschchen, und sein bräunliches Gesicht schien von innen heraus zu glühen. Inmitten all dessen stand Maree, eine Schere in der Hand.
    Sie nickte mir beifällig zu. »Gut. Danke.« Schnipp, machte die Schere. Schnipp, schnipp. Lange gelbe Krallen flogen durchs Zimmer. »Bring das Zeug ins Badezimmer, und ich zeige dir, wie man sich steril wäscht. In dieser Welt muß es alle möglichen Krankheitskeime geben, für die Robs Immunsystem nicht gerüstet ist, und ich will kein Risiko eingehen.«
    Offensichtlich war ich ungefragt als Sanitäter rekrutiert worden, notgedrungen, in Anbetracht des Zustande, in dem Will und Nick sich befanden, aber ich hielt mich nur deshalb noch senkrecht, weil ich es bisher sorgsam vermieden hatte, mehr als einen flüchtigen Blick auf Robs linke Seite zu werfen, und ich wußte nicht, wie es mir ergehen würde, wenn ich die Bescherung aus der Nähe betrachten mußte.
    »Komm schon!« blaffte Maree und entledigte sich des letzten Fingernagels. Schnipp!
    »Zu Befehl.«
    Sie fing meinen Blick auf und grinste. »Sorry.« Im Badezimmer vertraute sie mir flüsternd an: »Das ist meine erste Operation, und ich habe unheimliches Lampenfieber.«
    »Wäre mir nicht aufgefallen«, sagte ich. Sie schob die Brille hoch und belohnte mich mit einem echten Lächeln. Mir wurde so warm wie Rob nach den drei Fläschchen Malt. Ich wollte liebend gern die Schrecken einer blutigen Operation ertragen, we nn ich dadurch in Marees Wertschätzung stieg.
    Kurz darauf waren wir alle bereit anzufangen. Maree trug den einzigen Mundschutz, der sich in ihrer Arzttasche befunden hatte. Ihr Haar in ein Handtuch eingebunden, und die frisch manikürten Hände steckten in Gummihandschuhen. Ich hatte ein Seidentuch vor Mund und Nase befestigt, trug ein zweites turbanartig um den Kopf geschlungen und natürlich ebenfalls Handschuhe.
    Als wir zu Rob hinübergingen, klopfte es an der Tür.
    »Nicht aufmachen«, nuschelte ich hinter meinem provisorischen Mundschutz.
    Aber die Tür öffnete sich, trotz des umgedrehten Schlüssels, und Zinka steckte den Kopf durch den Spalt. »Aha«, sagte sie, »dachte ich mir doch gleich, das ist kein Kostüm. Hallo, Will! Rupert, gehe ich recht in der Annahme, daß dies ein Notfall ist?«
    »Wir haben die Situation mehr oder weniger unter Kontrolle. Aber ich wäre dankbar, we nn du dich um den Aufzug kümmern könntest. Er ist voller Blut, und ich mußte ihn vorläufig auf dieser Etage fixieren.«
    »Ist mir ein Vergnügen. Ich tue es gleich - die Leute fangen nämlich an zu murren. Was hast du benutzt, um ihn hier festzuhalten?«
    »Nur eine ziemlich starke

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