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Eine Frage Der Groesse

Eine Frage Der Groesse

Titel: Eine Frage Der Groesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Hoffmann
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führen – ist eher fatal. Für Frauen gehen sowohl Verbindungen mit einem deutlich jüngeren als auch mit einem deutlich älteren Partner mit einem Sinken der Lebenserwartung einher. Das Gleiche gilt für Männer, die mit einer älteren Frau verbandelt sind. Als eine mögliche Erklärung gilt die damit verbundene Abweichung von der sozialen Norm: Wer ausgegrenzt wird, steht unter psychischem Druck, wird schneller krank und stirbt früher, lautet die dahinterstehende Spekulation.
    Schon einige Jahre länger bekannt ist, dass Männer, die schon in jungen Jahren sexuelle Beziehungen zu einer älteren Frau haben, darunter häufig leiden. So weisen sie später dreimal so häufig psychische Störungen auf und verstümmeln sich viermal so oft selbst wie ihre Geschlechtsgenossen. Das fand der Londoner Psychiater Michael King von der Royal Free and Medical School heraus, indem er die sexuellen Erfahrungen von 2500 Männern auswertete. Als Ursache vermutete er einen verzehrenden Selbsthass, der als Reaktion darauf erfolgte, dass diese jungen Männer aufgrund ihres Mangels an Erfahrung die sexuellen Ansprüche ihrer reiferen Partnerin nicht erfüllen konnten. Für jemanden wie mich, der sich intensiv unter anderem mit dem sexuellen Missbrauch von Jungen beschäftigt hat, legen die geschilderten Symptome allerdings eher den Verdacht nahe, die Formulierung »schon in jungen Jahren sexuelle Beziehungen zu einer älteren Frau haben« könnte eine beschönigende Formulierung für eine Missbrauchsbeziehung darstellen. In unserer Gesellschaft wird es häufig als besonders »geil« oder erfüllend fantasiert, wenn beispielsweise ein 15-jähriger Schüler von einer »attraktiven Lehrerin in die Liebe eingeführt wird«, während bei umgekehrter Geschlechterverteilung niemand so denken würde. Die seelischen Folgen sind für die betroffene Person aber häufig die gleichen.

JUNGFRAUEN
     

Was weiß man über Männer, die im fortgeschrittenen Alter noch Jungfrau sind?
     
    In Filmen und TV-Sendungen werden sie gerne als Witzfiguren hingestellt, aber tatsächlich stehen Männer, die das Alter von 30 oder 40 Jahren erreichen, ohne je Sexualität und Partnerschaft erlebt zu haben, häufig unter einem starken Leidensdruck. Da ich diesen sogenannten »Menschen ohne Beziehungserfahrung« im Jahr 2006 ein komplettes Buch gewidmet habe, will ich hier nur kurz das Wesentliche zusammenfassen und ergänzen, was inzwischen an neueren Erkenntnissen hinzugekommen ist.
    Grundsätzlich führen Männer, die bis zu ihrem vierten Lebensjahrzehnt noch mit keiner Frau im Bett waren, statistisch ein Schattendasein, da sie bei Umfragen schwer zu erfassen sind. Sexualforscher geben dies umstandslos zu. So beruhen typische Erfassungen über das Sexualleben etwa von Studenten auf Fragebögen, die von den Wissenschaftlern verteilt und von den Befragten ausgefüllt und zurückgeschickt werden. Die Rücksendequote kann aber gut und gerne gerade mal 40 Prozent betragen. Logischerweise sind es vor allem die Studenten mit sehr wenig oder gar keiner sexuellen Erfahrung, die den Bogen einbehalten – einfach weil sie nicht wissen, was sie auf Fragen wie »Wie oft?« und »Wann?« antworten sollen.
    Allerdings wandte sich schon Bernie Zilbergeld in seinen beiden Standardwerken über die Sexualität des Mannes ausdrücklich gegen den weit verbreiteten Mythos der männlichen Erfahrenheit und betonte, dass Jungfräulichkeit in jeglicher Altersstufe bis hinauf zu den Fünfzigjährigen zu vermelden ist. Hierzu zitierte er eine Erhebung der Zeitschrift Psychology Today, die auf der Grundlage eines breiten Altersspektrums 22 Prozent an männlichen Jungfrauen ermittelte. Der Leipziger Sexualforscher Kurt Starke kam in einer Studie zu dem Ergebnis, dass rund zehn Prozent aller männlichen Hochschulabsolventen aus dem Westen bis zu ihrem 29. Lebensjahr noch keinen Geschlechtsverkehr hatten. Hier könnte eine sicher nicht unbeträchtliche Dunkelziffer die Zahl eher noch nach unten verfälscht haben. Zu einer vergleichbaren Rate, was die Bevölkerung insgesamt angeht, gelangte das Institut infratest.dimap bei einer Erhebung für das Magazin ZEIT Wissen.
    Es gibt im Internet einige Selbsthilfe- und Diskussionsforen der Betroffenen, in denen sich weit überwiegend Männer äußern. Vom amerikanischen Psychologen Brian Gimartin, der international das erste Buch über dieses Thema veröffentlichte, bis zu seinen Fachkolleginnen, die das Thema erst später entdeckten, herrscht Einigkeit

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