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Eine Frage der Zeit

Eine Frage der Zeit

Titel: Eine Frage der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Sander
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hatte?“
    „Natürlich.“ Marcks ging zu ihrem Arbeitsplatz und zog den Zettel aus einer Aktenhülle. Sie las vor: „Vordere linke Hosentasche: Autoschlüssel. Linke hintere Hosentasche: Geldbörse mit 22 Euro und 45 Cent, Kreditkarte auf den Namen ‚Alexander Stürmer’. Jacke, rechte Innentasche: Kugelschreiber aus Plastik.“
    Velten warf die Tempos in den Papierkorb. Die Nase schien nicht mehr zu bluten. Er grinste triumphierend: „Habe ich es doch gewusst.“
    „Wenn Sie mir nicht sofort verraten, wovon Sie reden, wird die nächste Packung Taschentücher fällig.“
    „Schon gut. Lesen Sie bitte noch einmal den Teil mit dem Kuli vor.“
    Marcks verdrehte genervt die Augen: „Jacke, rechte Innentasche: Kugelschreiber aus Plastik.“
    „Jetzt nehmen Sie einen Kuli in die rechte Hand, stellen sich vor, Sie würden eine Jacke oder einen Blazer tragen, und stecken Sie ihn in Ihre imaginäre Innentasche.“
    Marcks nahm einen Stift zwischen Daumen und Zeigefinger der rechten Hand und führte ihn an die linke Brustseite. Einen Moment lang verharrte sie in dieser Position, dann riss sie die Augen auf. „Verdammt!“ Sie rannte um den Schreibtisch und starrte auf das Bild auf Veltens Computer. „Er ist Rechtshänder. Er hält das Wattestäbchen in der rechten Hand.“
    „Genau“, bestätigte Velten. „Und für jeden Rechtshänder, der kein Schlangenmensch ist, ist es verdammt umständlich, einen Kugelschreiber in die rechte Innentasche seiner Jacke zu stecken. Er wird immer die linke Seite wählen. Wer immer den Kuli einsteckte, war ein Linkshänder. Dazu passt auch, dass sich Schlüssel und Geldbörse in der linken Hosentasche befanden, denn dorthin würde sie ein Linkshänder automatisch stecken.“
    „Wollen Sie damit sagen, dass der Tote, der damals im Wald gefunden wurde, nicht Alexander Stürmer ist?“ Marcks sah ihn zweifelnd an. „Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.“
    „Warum nicht? Vielleicht hat ihm jemand nach seinem Tod die Dinge aus dem Besitz von Stürmer untergeschoben.“
    Marcks sah in zweifelnd an: „Der Tote wurde doch damals anhand seiner Zähne zweifelsfrei identifiziert. Wie passt das zu Ihrem Verdacht?“
    Gar nicht, dachte Velten. Aber so leicht wollte er sich nicht geschlagen geben: „Beim Vergleich der Röntgenbilder mit den Zähnen des Toten könnte doch damals in der Rechtsmedizin geschlampt worden sein.“
    Marcks runzelte die Stirn. „Das klingt jetzt schon ein wenig abwegig, finden Sie nicht?“
    „Abwegig oder nicht, wir werden das morgen früh überprüfen. Ich werde mit Susanne sprechen und versuchen, einen inoffiziellen Blick in die Akten zu werfen. Und Sie besuchen Dr. Elke Volkmer. Sie war Stürmers Zahnärztin.“
     
    - - -
     
    Velten war kurz nach Hause gefahren, um unter die Dusche zu springen und seine legere Bürokleidung gegen eine blaue Stoffhose, ein helles Poloshirt und ein indigofarbenes Sakko auszutauschen. Er entschied sich, mit dem alten Benz zu seinem Date mit Nina Jost zu fahren. Bis zu ihrem Hotel würde er etwa eine Viertelstunde brauchen. Er würde es gerade noch rechtzeitig schaffen. Was für ein verrückter Mittwoch, dachte Velten, während er in Richtung Innenstadt fuhr. Er war am Morgen neben Susanne aufgewacht, war am Nachmittag von einem Zuhälter verprügelt worden und hatte am frühen Abend eine Spur gefunden, die eine Menge Fragen im Hinblick auf die Morde an Landau und Stürmer aufwarf. Und jetzt war er auf dem Weg zu einer Verabredung mit einer Frau, die er ziemlich aufregend fand.
    Als er sich dem Hotel näherte, konnte er Nina Jost erkennen, die vor dem Eingang stand und telefonierte. Sie trug weiße Jeans, eine kurzärmelige Bluse und eine große Sonnenbrille. Velten fand, dass sie umwerfend aussah. Er fuhr den Wagen auf den Taxiparkplatz, beugte sich über den Beifahrersitz und kurbelte die Seitenscheibe herunter. „... tappen noch völlig im Dunkeln. Lass uns morgen über alles reden“, fuhr sie ihren Gesprächspartner in diesem Moment gereizt an. Dann steckte das Handy in ihre große Umhängetasche.“
    „Kann ich Sie irgendwohin mitnehmen?“, fragte Velten.
    Irritiert sah sie zu ihm herüber, offenbar in Gedanken immer noch bei dem Telefonat. Es dauerte eine Sekunde, bis sie ihn in dem ungewöhnlichen Wagen erkannte. Dann schenkte sie ihm ein bezauberndes Lächeln, trat an den Wagen und beugte sich zum Fenster herunter. „Meine Mutter hat mich immer davor gewarnt, zu fremden Männern in große,

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