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Eine Frage der Zeit

Eine Frage der Zeit

Titel: Eine Frage der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Sander
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ablenkt.“ Sie nippte an ihrem Prosecco. „Sie haben sich Jonas’ Namen gemerkt. Noch ein Bonuspunkt für Sie.“
    Velten fragte sich, wie viele Bonuspunkte er wohl sammeln musste, um die Nacht mit ihr verbringen zu können.
    „Wie ist das mit Ihrem Job? Ist es das, was Sie machen wollen?“
    Sie sah ihn einen Augenblick konzentriert an, als würde sie überlegen, ob sie ihm trauen konnte. „Nein. Nein, das ist es nicht. Man verdient gutes Geld als Berater, aber man baut nichts auf. Verstehen Sie, was ich meine? Ich bin eine Zeitlang in einem Unternehmen und analysiere es. Und dann packe ich meine Sachen und beginne irgendwo anders einen neuen Job. Was aus der Firma wird, entscheiden dann andere. Auf Dauer ist das ziemlich unbefriedigend, jedenfalls empfinde ich es so.“
    Sie sprachen über ihre Kindheit, ihre Reisen und ein kleines Restaurant an der Piazza della Signoria in Florenz, das sie beide kannten. Velten fühlte sich wohl in ihrer Gesellschaft und hatte das Gefühl, dass sie genauso empfand. „Wollen wir zum Du übergehen?“
    „Gerne, ich bin Nina.“
    „Max.“
    Sie stießen mit ihren Aperitifs an, als der Kellner auch schon das Essen servierte. Nina nahm einen Chardonnay zu ihrem Zanderfilet. Velten, der noch fahren musste, beschränkte sich auf Wasser zu seinem etwas zu trockenen Seeteufel. Sie saßen noch lange zusammen an diesem milden Augustabend und redeten über Gott und die Welt, nur nicht über ihre Jobs, was Velten ausgesprochen angenehm fand. Schließlich wurde es Zeit zum Aufbruch. Er signalisierte dem Kellner, dass er zahlen wollte.
    „Es gibt nicht viele Menschen, die Max zu dir sagen dürfen. Ich weiß das sehr zu schätzen“, sagte Nina, als sie wieder auf dem Rückweg nach Waldenthal waren. „Ich habe bemerkt, dass deine Kollegen dich nur Velten nennen, auch wenn sie dich duzen.“
    „Und was schließt Frau Dr. psych. Nina Jost daraus?“
    „Angst vor zuviel Nähe vielleicht? Der einsame Wolf will niemanden an sich heranlassen.“
    Er fragte sich, warum Frauen so einen Hang zur Küchenpsychologie hatten. Er hatte es sich längst abgewöhnt, mehr als nötig über sich nachzudenken und fühlte sich bei solchen Unterhaltungen stets unterlegen. „Ein Wolf? Vorhin war ich noch ein einsamer Cowboy.“
    „Du lenkst ab.“
    „Ja.“
    Sie erreichten Waldenthal nach Mitternacht und fuhren durch die menschenleere Stadt. Bald hatten sie Ninas Hotel erreicht. Velten stellte den Wagen auf dem Haltestreifen ab. Nina löste den Sicherheitsgurt und wandte sich ihm zu: „Das war ein sehr, sehr schöner Abend.“
    „Wir könnten noch...“
    Sie legte ihm den Zeigefinger auf die Lippen und brachte ihn sanft zum Schweigen. „Heute musst du alleine in den Sonnenuntergang reiten, einsamer Cowboy.“
    „Welche Sonne? Es ist stockdunkel.“
    Nina hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. „Ruf mich an.“ Sie stieg aus und wollte die Wagentür schließen. Dann hielt sie noch einmal inne: „Pack dir zuhause einen Eisbeutel auf die Nase, sonst siehst du in ein paar Stunden aus wie ein Mandrill.“
     
    - - -
     
    „Rot ist einfach deine Farbe“, sagte Susanne anstelle einer Begrüßung, als er am nächsten Morgen ihr Büro betrat. „Auch die blaue Schattierung am Rand ist recht hübsch.“
    Velten betastete seine Nase, die über Nacht tatsächlich ein kräftiges Rot angenommen hatte, wie er nach dem Aufstehen beim Blick in den Spiegel hatte feststellen müssen. Der Anblick hätte ihm vermutlich nachhaltig die Laune verdorben, wenn ihm Nina nicht einige Minuten später eine SMS geschickt und sich für den schönen Abend bedankt hätte. Ihm fiel plötzlich ein, dass er ganz vergessen hatte, sie zu fragen, ob sie Alexander Stürmer kannte. Er nahm sich vor, das nachzuholen.
    Susanne klopfte ihm mit dem Zeigefinger an die Stirn: „Jemand zuhause?“. Er hatte sie für einen Moment völlig vergessen. „Los, raus damit! Was hast du mit deiner Nase angestellt?“
    „Bernd Fleischmann gab mir mit Nachdruck zu verstehen, dass er es nicht schätzt, wenn sein Name in der Zeitung erscheint.“
    „Du warst bei ihm?“, fragte sie entsetzt. „Bist du verrückt? Ich hatte dich vor ihm gewarnt. Er ist ein brutaler Schläger und vielleicht auch ein Mörder.“
    „Keine Sorge, so leicht haut mich nichts um. Und einschüchtern lasse ich mich von so einem Typen schon gleich gar nicht.“
    Sie sah ihn besorgt an. „Pass auf dich auf, Max. Als Ehemann warst du zwar eine Zumutung, aber als Freund bist du für

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