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Eine Frage der Zeit

Eine Frage der Zeit

Titel: Eine Frage der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Sander
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Valerie, also Marion, wurde ihm aber schnell langweilig, so wie alle Frauen. Vor seinem Tod war er schon wieder mit einer Neuen zusammen. Das wussten alle, nur Valerie nicht. Sagte Stürmer jedenfalls.“
    „Wissen Sie, wer seine neue Freundin war?“
    „Keine Ahnung. Warum wollt ihr das eigentlich alles so genau wissen?“, fragte Fleischmann argwöhnisch.
    „Wir recherchieren in der Kunstraubsache“, sagte Velten „Sie haben ja sicher gehört, dass Martin Rothaar gestern ermordet aufgefunden wurde. Wie wir hörten, kannten Sie ihn.“
    „Hör mir gut zu, ich habe mit der ganzen Scheiße nichts zu tun. Warum sollte ich einen wie Stürmer umlegen, der mir einen Haufen Kohle schuldete?“ Fleischmann baute sich bedrohlich vor Velten auf. „Ich will meinen Namen im Zusammenhang mit Stürmer oder Rothaar nicht noch einmal in deiner Zeitung lesen, verstehen wir uns?“
    „Ich werde sehen, was sich da machen lässt. “
    Der Zuhälter machte einen halben Schritt auf ihn zu und blies ihm eine Ladung Zigarettenrauch ins Gesicht. Hätte Velten deswegen nicht die Augen zukneifen müssen, hätte er die Faust vielleicht rechtzeitig genug bemerkt, um ihr noch ausweichen zu können. So traf ihn Fleischmanns Schlag jedoch völlig unvermittelt ins Gesicht. Der Schmerz paralysierte ihn sofort und er sah grellgelbe Sternchen. Er sackte zu Boden. Wie durch eine Wand hörte er Marcks aufschreien.
    „Ich bin sicher, dass du meine Bitte wohlwollend prüfen wirst, du Schlappschwanz“, hörte er Fleischmann höhnisch sagen „Wenn nicht, können wir unser Gespräch gerne da fortsetzen, wo wir es gerade beendet haben.“
    Marcks kniete sich neben Velten und drückte ihm ein Papiertaschentuch ins Gesicht. Erst jetzt schmeckte er das Blut, das ihm aus der Nase in den Mund lief. Er erholte ich nur langsam von dem Schlag. Der Schmerz war überwältigend.
    Während sich Marcks um ihn kümmerte, schloss der Zuhälter in aller Seelenruhe den Seiteneingang der Kirche ab und schlug den Kofferraum seines Straßenkreuzers zu. Dann setzte er sich in seinen Wagen und rollte langsam im Rückwärtsgang auf die Straße. „Süße, überlege dir mein Angebot“, rief er „Du kannst sofort bei mir anfangen.“ Dann fuhr er davon.
    „So ein Arschloch“, fluchte Marcks. „Wie geht es Ihnen? Ist die Nase gebrochen?“
    Velten betastete sein Gesicht: „Ich glaube nicht.“
    „Sie müssen das Schwein anzeigen.“
    „Die Hände, es sind die Hände“, sagte Velten und spuckte Blut auf den Asphalt.
    „Was?“
    „Auf dem Foto von Stürmer beim Restaurieren des Landgrafengemäldes. Mir ist eingefallen, was daran nicht stimmt. Wir müssen uns seine Hände ansehen. Wir fahren sofort in die Redaktion.“
     
    - - -
     
    Marcks lenkte Veltens Golf auf den Parkplatz des Pressehauses. Er saß auf dem Beifahrersitz und presste Papiertaschentücher auf seine Nase. Die junge Journalistin sah zu ihm herüber: „Verstehe ich das richtig? Als Fleischmann Ihnen ins Gesicht schlug, ist Ihnen plötzlich eingefallen, was Sie an dem Foto von Stürmer stört?“
    „Sie sagten doch, dass man manchmal einen Kick von außen braucht, um sich zu erinnern“, näselte er.
    Sie sah ihn entgeistert an: „Wenn Ihnen so etwas tatsächlich beim Nachdenken hilft, kann ich Ihnen gerne hin und wieder auf die Nase hauen.“
    Sie stellte den Wagen auf Veltens markiertem Parkplatz ab und hatte den Schlüssel noch nicht abgezogen, als er schon aus dem Auto sprang und in das Gebäude lief. Auf dem Weg durchs Treppenhaus begegneten ihm mehrere Kollegen, die erschrocken zur Seite wichen, als er mit den blutenden Taschentüchern im Gesicht an ihnen vorbei rannte.
    Vor seinem Büro begegnete er Renate Knab. „Um Gottes Willen, Velten, was ist denn mit dir passiert?“
    „Nasenbluten“, antwortete er und stürmte zu seinem Schreibtisch. Sekunden später eilte auch Marcks in den Raum. Velten schaltete den Rechner ein und trommelte nervös mit den Fingern auf der Maus herum. Es schien ihm endlos zu dauern, bis der Computer endlich hochgefahren war. Er öffnete das Redaktionsprogramm. Schnell fand er das Foto und öffnete es. Beide starrten auf den Monitor.
    „Und was ist jetzt mit den Händen?“, wollte Marcks wissen. „Sie sehen ganz normal aus. In der Rechten hält er das Wattestäbchen mit irgendeiner Chemikalie, die Linke mit der Uhr befindet sich fast komplett außerhalb des Fotos.“
    „Haben Sie noch die Liste der Gegenstände, die man bei der Leiche von Stürmer gefunden

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