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Eine Frage der Zeit

Eine Frage der Zeit

Titel: Eine Frage der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Sander
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das Gutachten gefunden. Sie blätterte es durch, bis sie zum Bericht über den Zahnstatus gelangte: „Hier, sieh selbst, die Zähne unseres Toten im Wald stimmen hundertprozentig mit denen von Stürmer überein.“
    Velten las den entsprechenden Teil des Gutachtens aufmerksam durch. „Du hast Recht, da gibt es wirklich keinen Zweifel“, räumte er enttäuscht ein.
    „Erwähnte ich schon den DNA-Abgleich?“, fragte Susanne.
    „Ihr hab die DNA verglichen? Wieso hast du das nicht gleich gesagt?“
    „Das war ja nur noch eine Formalität nach der Identifizierung Stürmers anhand seiner Zähne“, sagte Susanne. Sie blätterte in dem Aktenordner. „Hier ist es. Er hatte keine lebenden Verwandten, deren Erbmaterial man mit seinem hätte abgleichen können. Deshalb wurden aus seinem Badezimmer Zahnbürste, Kamm und Rasierapparat sichergestellt. Daraus wurde seine DNA gewonnen. Kein Zweifel, der Tote ist Alexander Stürmer.“
    Velten konnte seine Enttäuschung nicht verbergen: „Das muss ich dann wohl akzeptieren.“
    „Nicht traurig sein“, frotzelte sie. „Sei doch froh, dass deine Polizei so eine gute Arbeit macht.“
    „Marcks ist gerade auf dem Weg zu dieser Zahnärztin, um bei ihr wegen der Röntgenfotos zu recherchieren.“
    „Dort wird sie auch nichts anderes erfahren als das, was ich dir gerade gesagt habe.“
    „Ja, es scheint so.“ Er beschloss, das Thema zu wechseln: „Edda Sahm hat gestern im Radio über Rothaars Verwicklung in den Raub der Hofstetter-Bilder vor zwanzig Jahren gesprochen. Marcks und ich hatten das vorher auch schon recherchiert. Warum fiel darüber in der Pressekonferenz am Dienstag kein Wort?“

„Das war eine Anweisung von Präsidentin Räder“, sagte Susanne ärgerlich. „Sie hat mich angewiesen, vor den Medien nur ganz allgemein darauf hinzuweisen, dass Rothaar früher bereits im Verdacht stand, etwas mit Kunstdiebstählen zu tun gehabt zu haben. Sie wollte den Hofstetter-Fall nicht erwähnen, um euch Presseleute nicht mit der Nase darauf zu stoßen, dass wir jetzt bereits im zweiten spektakulären Kunstraubfall auf der Stelle treten. Ich hatte ihr geraten, besser mit offenen Karten zu spielen, aber sie wusste es wie üblich besser. Jetzt sieht es so aus, als hätten wir etwas vertuschen wollen oder als seien wir zu dämlich, unsere Akten zu lesen.“
    „Ein gefundenes Fressen für Edda Sahm und den Krawallsender, für den sie arbeitet“, meinte Velten lakonisch. „Hat meine Lieblingspolizistin schon herausgefunden, was Rothaar mit dem Mord an Konstantin Landau zu tun hat?“
    „Nicht direkt. Aber aus den Akten geht immerhin hervor, dass er früher für Fleischmann gearbeitet hat.“
    „Wenn Rothaar zu Fleischmanns Leuten gehörte und mit der Uhr des ermordeten Alexander Stürmer durch Waldenthal spazierte, wird die Luft wohl langsam dünn fü r diesen schmierigen Zuhälter.“
    „Immer langsam, Max“, bremste Susanne ihn. „Ich kann ja verstehen, dass du Fleischmann lieber heute als morgen hinter Gittern sehen willst, aber noch haben wir nicht genug gegen ihn in der Hand, um ihn festnehmen zu können.“
    Velten verabschiedete sich von ihr und verließ das Polizeigebäude. Er wollte Marcks anrufen, um sie von ihrem Besuch bei der Zahnärztin abzuhalten, doch er stellte fest, dass er sein Handy wohl wieder einmal zuhause vergessen hatte. Aber wahrscheinlich war es ohnehin bereits zu spät, denn Marcks war sicher schon in der Praxis und sprach mit Dr. Volkmer.
    Enttäuscht, dass seine schöne Theorie von dem Toten, der nicht Stürmer war, wie eine Seifenblase geplatzt war, fuhr Velten ins Pressehaus.
     
    - - -
     
    Marcks drückte auf die Klingel an der schweren Eingangstür des gründerzeitlichen Prachtbaus in Waldenthals bester Wohnlage. Augenblicklich ertönte der Summer. Sie öffnete die Tür und nahm die breite Treppe zum ersten Stock. An der Rezeption der nobel eingerichteten Praxis wurde sie von einer jungen Sprechstundenhelferin in Empfang genommen. „Mein Name ist Katja Marcks, ich komme vom Waldenthaler Morgenkurier und hätte gerne mit Frau Dr. Volkmer gesprochen.“
    „Einen Augenblick bitte, ich werde nachschauen, ob Frau Doktor Zeit hat. Wenn Sie möchten, können Sie gerne im Wartezimmer Platz nehmen.“ Die Frau verschwand durch eine Türe.
    Katja warf nur einen kurzen Blick ins Wartezimmer, in dem noch keine Patienten saßen. Wie offenbar die ganze Praxis war auch dieser Raum hochwertig und geschmackvoll eingerichtet. Es dominierten dunkles

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