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Eine Frage der Zeit

Eine Frage der Zeit

Titel: Eine Frage der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Sander
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die andere. Als er schließlich in einen unruhigen Schlaf fiel, verfolgten ihn der Zuhälter und sein Baseballschläger sogar im Traum. Er durchlebte die Szene auf dem Parkplatz immer wieder aufs Neue. Der gut drei Meter große Zuhälter kam mit einer riesigen Keule auf ihn und Marcks zu. Hinter dem wütenden Kriminellen stand Nina Jost, die einen kleinen Jungen an der Hand hielt. Der Knirps drückte seine bunt gemusterte Katze eng an seine Brust. „Du verdammter Drecksack“, brüllte Fleischmann und schwang den Schläger hin und her. Velten schoss durch den Kopf, dass auch Stürmer mit einer ähnlichen Waffe erschlagen worden war. Der Schläger stand jetzt massiv wie ein Gebirge vor ihm: „Du hättest deine verdammten Finger von Nina lassen sollen. Jetzt werde ich sie dir brechen.“ Der Kerl schlug nach ihm, doch der erste Hieb ging vorbei und traf die Windschutzscheibe seines Autos, die sofort zersplitterte. Plötzlich sprang Marcks an Velten vorbei und zielte mit dem Pfefferspray auf das Gesicht des Angreifers. Doch als sie ihn eben kampfunfähig machen wollte, klingelte ihr Handy. Sie ließ die Sprühdose fallen und suchte in ihren Taschen fluchend nach dem Telefon. Das Klingeln wollte nicht aufhören, Fleischmann grinste breit. Er holte mit dem Knüppel aus und - Velten wachte schlagartig auf. Ein paar Sekunden lang war er völlig verwirrt. Dann realisierte er erleichtert, dass er in seinem Bett lag. Von prügelnden Luden war weit und breit nichts zu sehen. Durch das gekippte Fenster wehte der Morgenwind hinein und bauschte die Gardine auf. Vögel zwitscherten in dem Bäumen vor dem Haus.
    Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass das Handy aus seinem Traum weiter klingelte. Es dauerte ein paar Sekunden, bis ihm klar wurde, dass das Gebimmel von seinem eigenen Mobiltelefon kam, das neben dem Bett auf dem Boden lag. Noch im Halbschlaf tastete er auf dem Teppich herum. Schließlich fand er es unter einer Socke: „Ja, verdammt.“
    „Max, hier ist Susanne.“ Er konnte im Hintergrund das Martinshorn hören. Offenbar war sie mit dem Auto mit voller Musik unterwegs. Von einer Sekunde auf die andere war Velten hellwach. Er wusste sofort, dass etwas passiert war.
    „Was ist los?“
    „Wir sprachen doch gestern über diese Zahnärztin, Elke Volkmer. Du sagtest, dass Katja Marcks sie besuchen wollte.“
    „Ja, das hatte sie auch. Was ist denn los?“
    Er hörte wie Susanne einen Autofahrer verfluchte, der seinen Wagen nicht schnell genug zur Seite fuhr. „Sie ist tot. Ihre Arzthelferin hat sie heute Morgen in ihrer Praxis gefunden. Die Kollegen vor Ort haben durchgegeben, dass sich erhängt hat. Ich bin gerade auf dem Weg dorthin.“
    „Ich fahre sofort los .“
    „Kannst du Frau Marcks mitbringen? Ich will sie über ihren Besuch bei Dr. Volkmer befragen. Womöglich steht ihr Selbstmord in irgendeinem Zusammenhang mit ihrem Gespräch mit deiner Kollegin.“
    Eine Viertelstunde später war Velten auf dem Weg zur Praxis von Dr. Volkmer. Da der Golf noch mit zerschlagener Windschutzscheibe auf dem Parkplatz des Kurier stand, hatte er notgedrungen den Mercedes nehmen müssen. Er hatte Marcks auf ihrem Handy erreicht und sie mit knappen Worten über den Tod der Zahnärztin informiert. Sie war inzwischen ebenfalls unterwegs und würde sich vor Ort mit ihm treffen. Während Velten sich durch den morgendlichen Berufsverkehr arbeitete, dachte er über den Tod von Elke Volkmer nach. Hatte ihr Freitod etwas mit den Kunstraub-Morden zu tun? Wenn ja, wo war der Zusammenhang? Bislang gab es nur zwei Verbindungen zwischen ihr und der Tat, nämlich ihre mögliche Affäre mit Stürmer und die Weitergabe von dessen Röntgenbildern an die Rechtsmedizin. Beides lang drei Jahre zurück und taugte aus seiner Sicht nicht als Auslöser für einen Selbstmord.
    Endlich erreichte Velten die ruhige Allee, in der die Praxis lag. Schon von weitem konnte er die Polizeifahrzeuge erkennen, die mit blinkenden Blaulichtern auf der Straße standen. Vor dem Haus parkte ein Rettungswagen und blockierte eine Fahrbahn. Die wenigen Autofahrer, die im Villenviertel unterwegs waren, quetschten sich auf der verbliebenen Spur aneinander vorbei. Er parkte den Mercedes zwischen zwei Platanen und legte die letzten fünfzig Meter zu Fuß zurück. Unter den etwa fünfzehn Schaulustigen, die sich am Absperrband vor dem Eingang zur Zahnarztpraxis versammelt hatten, entdeckte er Marcks.
    Die junge Journalistin sah ihn im gleichen Moment und kam ihm aufgeregt entgegen:

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