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Eine Frage der Zeit

Eine Frage der Zeit

Titel: Eine Frage der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Sander
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sagte Marcks. „Ich hoffe, Sie haben dafür Verständnis.“
    „Das muss ich wohl“, antwortete Linaud enttäuscht. „Aber Sie werden mir den Namen des Täters doch verraten, wenn Sie ihn entlarvt haben, Frau Marcks?“
    Sie lächelte: „Sehr gerne.“
    „Ich nehme Sie beim Wort. Am St. Johanner Markt gibt es ein nettes kleines Restaurant, wo wir bei einem guten Essen prächtig über Mörder und Kunsträuber plaudern können.“
    „Ich werde es mir überlegen“, versprach sie.
    „Wussten Sie, dass die Volkmer mit Alexander Stürmer eine Beziehung gehabt haben soll?“, unterbrach Velten die beiden.
    Linaud riss die Augen auf: „ Elke und dieser Mörder? Das kann ich nicht glauben.“
    „Hat sie mit Ihnen jemals über den Kunstraub gesprochen?“
    Er dachte kurz nach: „Ja, und das ist noch gar nicht so lange her. Ich hatte in einer Fachzeitschrift etwas über die gestohlenen Bilder gelesen und sagte zu ihr, es müsse doch mit dem Teufel zugehen, wenn diese einzigartigen Kunstwerke nicht irgendwann wieder auftauchen würden. Sie meinte nur, die Bilder befänden sich vielleicht an einem Ort, an dem selbst der Teufel sie nicht aufspüren könnte.“
    Velten war sofort alarmiert: „In einer Kirche vielleicht?“
    Linaud sah ihn ratlos an: „Ich weiß nicht, was sie damit meinte. Wir haben das Thema nicht weiter vertieft. Wahrscheinlich hatte sie das nur so dahin gesagt.“
    Velten wurde langsam ungeduldig. Er wollte nicht zu spät zu dem Gespräch mit Dieter Kreutzer kommen: „Wir müssen uns leider wieder auf den Weg machen. Vielen Dank, dass Sie sich Zeit für uns genommen haben, Herr Linaud.“
    „Aber ich bitte Sie, das war doch selbstverständlich. Und wenn Sie noch Fragen haben, rufen Sie mich jederzeit an.“
    Er begleitete Velten und Marcks zum Ausgang der Galerie: „Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kunstraub aufgeklärt wird, liegt nur bei eins zu vier. Die Chancen für die Täter stehen daher leider ziemlich gut, erst recht, wenn die Tat schon so lange zurückliegt. Als Kunstfreund tut mir das in der Seele weh.“
    „Herr Linaud, es geht hier nicht nur um Kunsträuber, sondern in erster Linie um Mörder“, entgegnete Velten. „Und die Aufklärungsquote bei Mord liegt bei weit über neunzig Prozent.“
     
    - - -
     
    Wenig später waren sie auf dem Weg zurück nach Waldenthal. Auf der A6 herrschte wenig Verkehr und Velten kam zügig voran. Die Autofahrer, die den alten Mercedes überholten, ließen sich damit oft auffällig viel Zeit und bewunderten den bildschönen Benz. Normalerweise genoss er die Aufmerksamkeit der Oldtimerfans, doch an diesem Tag hatte er dafür kein Auge. „Sollte die Volkmer gegenüber Linaud wirklich angedeutet haben, dass die Gemälde in Fleischmanns Kirche versteckt sind“, grübelte er laut.
    „Das würde der Sache eine völlig neue Wendung geben“, antwortete Marcks. „Bis jetzt wissen wir nichts von einer Verbindung zwischen der Zahnärztin und dem Zuhälter.“
    Vor dem Autobahnkreuz Neunkirchen verengten sich die Fahrspuren wegen einer Wanderbaustelle. Velten blieb auf der rechten Spur. Das langsame Tempo erlaubte es ihm, das Fenster etwas herunterzukurbeln. Die hereinströmende Luft war zwar so warm, als käme sie aus einem Haartrockner, aber er empfand sie dennoch als angenehm. Ein schwarzer Wagen ohne Klimaanlage war im Hochsommer ein rollender Backofen. Velten hätte trotz seiner Liebe zu dem alten Auto viel darum gegeben, jetzt in seinem klimatisierten Golf zu sitzen.
    „Dafür, dass Fleischmann in den Raub verwickelt ist, gibt es ja einige Indizien“, nahm er das Gespräch wieder auf. „Vor allem ist da Stürmers SMS an Marion Clarke, in der er andeutete, dass er sich mit dem Zuhälter treffen und ihm sein Geld geben wolle. Und wenn Elke Volkmers Selbstmord etwas damit zu tun hat, dass die Polizei in dem Kunstraub wieder verstärkt ermittelt, legt das doch ihre Tatbeteiligung und damit eine Verbindung zwischen ihr und Fleischmann nahe.“
    Marcks hatte das Fenster auf der Beifahrerseite ebenfalls einen Spalt breit geöffnet und genoss den Fahrtwind, der ihr Haar zerzauste. „Das sind ziemlich wilde Spekulationen, finden Sie nicht?“, entgegnete sie mit geschlossenen Augen.
    „Ja, vielleicht haben Sie recht“, gab Velten zu und beschloss, das Thema zu wechseln. „Welchen Eindruck haben Sie von Linaud?“
    Sie drehte sich zu ihm herum: „Ein faszinierender Mann. Einerseits lebt er nur für die Malerei und nimmt seine eigene Person völlig

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