Eine franzoesische Affaere
zurück in die Spüle, wo er den Rest kurzerhand
hinein kippte und das Porzellan hinterher knallte. Schale auf Schale mit einem
lauten, Scherben verkündenden Geräusch. Wenn sie wütend war, konnte er auch
wütend sein. Das war gar kein Problem! Er hatte nur höflich Fragen gestellt.
Sie war doch diejenige, die hier eine Andeutung nach der anderen fallen ließ,
sich aber nicht traute, Klartext zu reden. Er hätte sich das ja auch sparen
können, wenn sie doch nicht reden wollte. Vielleicht sollte er sie nach Hause
bringen. In ihre Wohnung. Damit sie dort weiter herumbrüllen und auf Französisch
fluchen konnte, wie es ihr gerade gefiel.
"Und
jetzt lass doch mal endlich die doofe Tasche stehen. Du klammerst dich daran,
als würde sie einen Schatz enthalten. Ohne das Ding kannst du viel besser
fluchen und um dich schlagen. Komm schon, du hast eine Ohrfeige frei, aber
danach sagst du mir, was los ist."
Sie konnte sich gern vor ihm verstecken, ihm den hübschen Rücken zudrehen und
glauben, dass er so nicht mehr mit ihr sprechen wollte. Aber da hatte sie sich
getäuscht, die gute Sid. So schnell wurde sie ihn nun auch nicht los. Malcolm trat
zu ihr ans Fenster, stellte sich neben sie und zögerte eine Sekunde, um zu
überlegen, was er nun am Besten mit ihr machte. Er hatte es auf die
unverbindliche und dann auf die freundschaftliche Nummer versucht. Nun fiel ihm
nur noch eine ein, die er umsetzen konnte, ohne ihr wehzutun.
Malcolm packte Sid an ihrem Arm, drehte sie ohne Mühe zu sich herum und
taxierte sie für einige Sekunden mit seinem Blick
In ihm
mussten unglaubliche Kräfte schlummern, mit denen er jeden Knochen in ihrem
Leib mit Leichtigkeit brechen könnte. Es war aber nicht diese Vorstellung, die Sid
atemlos machte, es war sein durchdringender Blick, vor dem sie sich fürchtete.
Er könnte in die Tiefen ihrer Seele blicken und Dinge entdecken, die sie vor ihm
verbergen musste, wenn sie die Trennung von ihm irgendwie verkraften wollte.
Malcolm beugte sich über sie, bis ihre Atem sich vermischte und dann küsste er sie.
Hart und unnachgiebig.
„ Non… “,
hauchte Sid schwach, dann lag sein Mund auch schon auf ihrem. Er wollte sie nur
provozieren, das wusste sie, doch er bewirkte damit nur, dass alle Barrieren in
ihr niedergerissen wurden. In den paar Sekunden durchlebte sie wie im
Zeitraffer jeden Moment ihrer Begegnung, die sie nie als bedeutungslos abtun
könnte. Ihr Herz raste, ihr Blut kochte in den Adern und eine beinahe
unerträgliche Wärme breitete sich in ihrer Brust aus.
Wenn sie nun
ihre Fassung endgültig verlor, umso besser. Dann würden sie hier hoffentlich
endlich ein kleines Stückchen vorwärts kommen, statt immer nur mittendrin
stecken zu bleiben oder rückwärts zu gehen. So abrupt wie Malcolm sie küsste,
gab er sie auch wieder frei. Er ließ seine Augen glühen und verschränkte die
Arme in provozierender Geste vor der Brust, um spöttisch auf sie herabzusehen.
"Ich weiß, du platzt gleich. -Komm schon, Sid. Lass dich einfach gehen.
Das bleibt ganz unter uns, versprochen."
Und sie konnte so viel schreien, wie sie wollte. Es würde sie niemand hören.
Die Wände, Decken und Fußböden waren gut isoliert.
Sid fühlte
sich zurück in die Kälte getrieben. Er stand vor ihr. Triumphierend mit diesem
Glühen in den Augen, das wirklich überirdisch war. Sie empfand keine Angst vor
ihm, sie wünschte sich, es wäre so, das würde alles leichter machen. Sie
durchlebte ein weiteres Tief nach diesem allzu kurzen Hoch, dessen Nachwirkung
sie noch auf ihren Lippen spürte. Hätte er es darauf angelegt, sie wirklich zu
küssen, dann hätte sie ihn nicht abgewiesen. Alles in ihr schrie danach, sich
in seine Arme zu werfen, anstatt ihn wie aufgefordert zu schlagen.
„ Ça suffit …
Bist du nun zufrieden?! Ich habe dir nichts entgegen zu setzen. Nur ein kleines
Bisschen Wut… Ist das nicht erbärmlich? Glaubst du wirklich, ich würde mich
besser fühlen, wenn ich dich schlage?“
Sid wischte sich mit einer müden Geste die Tränen von den Wangen und wühlte
dann mit halbblinden Augen in der Tasche, die sie aufgeklappt hatte. Sie zog
zwei Kopien heraus und hielt sie Malcolm hin.
„Es ist
überhaupt nichts Besonderes… Ich wollte nur wissen, wer meine Mutter ist. Das
ist Papa … mit seiner damaligen Freundin… Ich denke, sie… sie ist
wahrscheinlich meine Mutter… Sie trägt den Skarabäus, den mein Vater mir zum
achtzehnten Geburtstag geschenkt hat… Er hat mir nicht gesagt, dass er von
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