Eine franzoesische Affaere
fertig brachte,
ihren Namen auszusprechen?
"Ja.",
erwiderte er leise und bemerkte mit wachsendem schlechten Gewissen, dass sie
lautlos geweint hatte. "Deswegen bin ich in der Nähe gewesen."
„Du bist
eigentlich alt genug, um zu wissen, dass wir niemals Freunde sein können,
Malcolm!“
Nicht in tausend Jahren, wenn ihm so viel Zeit vergönnt sein sollte…
Es war nicht nötig, sie mit diesem mitleidigen Vorschlag weiter zu beleidigen.
Sie hatte ihn klar und deutlich verstanden. Bei aller Überspanntheit konnte sie
durchaus vernünftige Entscheidungen treffen. Sie war kein kleines Kind, das man
überwachen und kontrollieren musste. Sie war nur ein törichtes Frauenzimmer,
die sich in den falschen Mann verliebt hatte. Kein großes Drama, das kam doch
alle Tage vor, und es kümmerte niemanden.
Am liebsten
hätte er sie in die Arme genommen und getröstet, doch das hätte wieder nur von
einem zum anderen geführt. Sie konnten wirklich niemals Freunde sein. Trotz
allem hatte er wenigstens den Versuch gemacht, wenigstens etwas Nettes zu
sagen. Er wusste selbst nicht, wie er richtig mit dieser Situation umgehen
sollte. Bisher hatte es keine vergleichbare gegeben. Dass er es allerdings
gerade so richtig schön in den Sand setzte, wäre selbst einem taubstummen
Blinden aufgefallen.
„Was nun?
Wäre es nicht an der Zeit, mir zu drohen? Dass ich mein Wissen für mich
behalten soll, wenn mir das Leben lieb ist? Oder verlasst ihr euch einfach
darauf, dass man mich in eine Gummizelle sperren würde, sollte ich den Mund
aufmachen?“
Sid lachte bitter auf, weil diese Unterhaltung mehr als absurd war.
Wieso sollte
er das tun? Was sollte das bringen, außer mehr Feindseligkeit und die
Verstärkung des Gefühls, unglaublich verarscht worden zu sein? Es würde ihr
sowieso niemand glauben und obwohl die Gummizelle etwas übereifrig genannt
worden war, könnte sie mit der Zeit selbstverständlich für übergeschnappt
gehalten werden, wenn sie daran festhielt, die Welt aufklären zu wollen.
Problem war nur, dass Malcolm sie immer noch nicht für eine Klatschbase hielt.
Sie besaß schon die gewisse Grundintelligenz zu wissen, wann es besser war, den
Mund zu halten.
Nur gerade nicht, aber das lag daran, dass sie müde und überreizt war, einen
Angriff hinter sich und mit ihm nicht gerade das beste Los in Punkto
Abendgesellschaft gezogen hatte. Er konnte sich das jederzeit ganz entspannt
schön reden, obwohl er sich mindestens genauso schlecht fühlte wie Sid.
„Ich hatte
sowieso vor, nach Paris zurückzukehren, wenn ich gefunden habe, was ich in New
York gesucht habe. Ich hoffe, damit hat sich das Problem für dich erledigt. Es
wird keine Veranlassung bestehen, mich zu überwachen… Ich denke, dass ein
IT-Spezialist und ein Vampir durchaus in der Lage sein wird, meine Abreise zu
überprüfen, ohne sich mir unnötig nähern zu müssen. Ich möchte das nicht! Wenn
ich erneut eine unangenehme Begegnung mit Kreaturen haben sollte, die
eigentlich nicht existieren dürften, dann ist das mein Problem und nicht deins.
Oder muss ich noch etwas tun oder über mich ergehen lassen, damit ich in Ruhe
gelassen werde? Ist es nicht die pure Ironie, dass ich Paris verlassen habe,
weil dort eine Bedrohung auf mich lauern sollte und nun hier in meiner Zuflucht
mit etwas weit Schlimmerem konfrontiert worden bin?“
Sid wandte
ihm den Kopf zu und sah ihn mit brennenden Augen an, wobei ihr Gesicht sich
seltsam versteinert anfühlte. Wenn er sie ansah, dann würde er nur Tod und
Verfall sehen. Nicht den Menschen, der sie war. Eine täuschende Hülle, die die
bald so aussehen würde wie eine zerdrückte Seite feinsten Pergamentpapiers.
Warum konnte sie ihm nicht einfach das Ungeheuer sehen, von dem er gesprochen
hatte, und sich in Abscheu von ihm abwenden, so wie er das auch tun würde? War
sie so oberflächlich, sich von seinem guten Aussehen blenden zu lassen? Sie
sollte doch Entsetzen bei dem Gedanken verspüren, mit ihm im Bett gewesen zu
sein. Aber alles, was sie fühlte, war ein Gefühl verzweifelten Verlustes.
Paris würde ihre erst Anlaufstelle sein, danach konnte sie überlegen, wohin sie
am besten ging. Sie konnte ihr altes Leben nicht wieder aufnehmen. Arbeiten
konnte sie überall, es war ihr völlig egal, welche Aufgabe sie dabei übernehmen
würde. Sie hatte hier schließlich gelernt, sich als schlecht bezahlte Aushilfe durchzuschlagen,
auch wenn sie natürlich noch über ein finanzielles Polster verfügte, das ihr
noch gewisse Freiheiten
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