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Eine franzoesische Affaere

Eine franzoesische Affaere

Titel: Eine franzoesische Affaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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Blick, der
bis auf den Grund ihrer Seele blicken konnte. Zumindest hatte sie den Eindruck.
Mit einer fahrigen Bewegung ihrer rechten Hand schob die ihre zerwühlte Mähne
aus dem Gesicht. Sie hatte ihren Job gekündigt und heute am Abend einen Termin
mit ihrem landlord* , um die Formalitäten zu erledigen, die eine
ausgesprochene Kündigung der Wohnung nach sich zogen. Sie hatte überhaupt nicht
damit gerechnet, dass sie und Malcolm doch noch…
(*Vermieter)
    „ Il ne
serait pass si facil… Malcolm… “
Sid streckte die Hand aus und strich ihm mit den Fingerspitzen zärtlich über
die Wange.
„Du lebst in zwei Welten… Die normalen Menschen denken, dass du nur ein
erfolgreicher Geschäftsmann bist. Aber du bist noch weit mehr und dein engstes
Umfeld genauso… Ich weiß noch nicht viel darüber, aber du hast den Eindruck
vermittelt, dass es unmöglich wäre… Gibt es Regeln, nach denen du dich richten
musst? Deine Geschwister schienen es gestern zu akzeptieren, aber was ist mit
deinen Eltern und allen anderen…? Ich möchte nicht, dass du meinetwegen
Schwierigkeiten bekommst. Ich sollte als Mensch doch bestimmt gar nichts über Immaculés und deren Existenz wissen, hm?“
Würde sie als Eindringling oder Sicherheitsrisiko empfunden werden? Immerhin
lebten Vampire unvorstellbar lange und mussten sich wohl immer wieder selbst
erfinden, um als ihre eigenen Nachkommen zu gelten… Oder so ähnlich.
Es war sicherlich besser trotz allen gefühlsmäßigen Überschwangs, solche Dinge
gleich zu klären, bevor er durch sie in eine unmögliche Lage kam. Wenn er
tatsächlich eine Bestrafung oder gar Ächtung riskierte, dann durfte sie das in
keinem Fall zulassen.
    Malcolm
streckte die Hand aus und war versucht, die kleinen Erhebungen ihrer
Wirbelsäule entlang zu streichen, doch er ließ es bleiben, denn Sid stellte ihm
Fragen, die er so einfach noch nicht beantworten konnte. Er wusste nicht, was
für Konsequenzen das Zusammensein mit ihr haben würde. Natürlich würde niemand
begeistert sein, weil die Gefahr eines Verrats immer bestand, doch deshalb
würde man ihn nicht zum Teufel jagen. Und selbst wenn es so sein sollte, so
würde er gern dorthin gehen und bereit sein, zu seinen Gefühlen für Sid zu
stehen. Er war kein Mann, der denselben Fehler zweimal machte.
Allerdings schwelte noch etwas anderes in ihr. Malcolm setzte sich ebenfalls
auf und umschlang sie erneut mit beiden Armen. Sie war bereit gewesen, zu
gehen. Zurück nach Frankreich. Zurück nach Hause. Hier in den Staaten hielt sie
nichts mehr. Sie hatte es selbst gesagt.
    „Wenn ich
dich bitte, würdest du dann bei mir bleiben und nicht zurück nach Paris
gehen?“, fragte er leise, hoffnungsvoll aber nicht drängend. Es war ihr Leben
und sollte ihres bleiben.
    Sid umarmte ihn
ihrerseits, so fest sie konnte. Die Angst, ihn zu verlieren, saß einfach noch
zu tief in ihren Knochen. Und mit jeder weiteren Sekunde, die sie mit ihm
verbrachte, würden die Auswirkungen schlimmer für sie werden. Er schien so
mühelos, ein Teil von ihr zu werden, dass eine Trennung ihr wohl das Gefühl
geben würde, zu sterben, weil etwas Lebenswichtiges ihr genommen werden würde.
Sie verzog das Gesicht in Erinnerung an Stantons Überfall. Er hatte sie
ziemlich überrumpelt, was ihm nur geglückt war, weil sie an einem Punkt der
völligen Gleichgültigkeit und Übermüdung angekommen gewesen war. Das konnte sie
dem erfolgreichen Geschäftsmann kaum ankreiden, es ging schließlich nicht um
etwas Persönliches, jedenfalls nicht für ihn. Er hatte den Moment kaum wissentlich
abgepasst, obwohl er sicher nicht davor zurückgeschreckt hätte, wenn er es
irgendwie in Erfahrung gebracht haben könnte. Seine kleine Vorführung sprach ja
Bände.
    „Die Stanton
Media Group hatte mir schon in Paris ein Angebot gemacht… wegen der Hinterlassenschaft
meines Vaters… Das war vor ein paar Monaten, als ich noch nicht bereit war,
solche Entscheidungen zu treffen. Ich war ziemlich fertig, nachdem Papa so
plötzlich verstorben war. Es kam so überraschend. Er hatte mir nie gesagt, dass
seine Ärzte ihm schon lange geraten hatten, kürzer zu treten. Er wusste wohl
nicht, wie man das macht. Für mich war er immer so kraftstrotzend und voller
Energie… Der unbesiegbare Bertrand St. Pierre, mein Fels in der Brandung.“
Sid seufzte und sah Bilder ihres Vaters in der Dunkelheit aufsteigen, die wie
eine Leinwand schien, auf der sein Leben in kurzen Ausschnitten an ihr
vorbeihuschte. Sie hatte sehr

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