Eine franzoesische Affaere
mächtigen
Statur voll ausfüllte.
Die Nuntia folgte ihm zögernden Schrittes und setzte sich ihm gegenüber, wo sie die Hände
im Schoß verschränkte und seinem Blick mit stoischer Ruhe begegnete.
„Ja, natürlich. Ich habe ihn selbst in den atlantischen Ozean geworfen.“,
bestätigte sie mit gehauchter Stimme.
„Es gibt auf
der ganzen Welt 50 von ihrer Sorte… Inzwischen führen wir ganz genau Buch
darüber. Ein solcher Fehler soll sich natürlich nicht nochmals wiederholen. Die
Skarabäen sind einfach zu kostbar und schon der Verlust von einem einzigen war
ärgerlich genug! Aber nun sind es schon zwei…“
Manasses zog das von ihm gefaltete Bild aus einer versteckten Tasche in seinem
Umhang hervor und hielt es der jungen Frau hin, die den Anhänger natürlich
sofort erkannte.
„Einer unserer Vertrauten hat die Zentralen weltweit alarmiert. Wenn ein
solcher Anhänger ohne Eigentümer auftaucht, dann löst das größte Unruhe aus.
Das kann nur bedeuten, dass seine Besitzerin sich höchstwahrscheinlich in
ernsten Schwierigkeiten befindet.“
Die Nuntia riss ihre Augen weit auf und ihre Finger zuckten kurz, um sich dann wieder
ineinander zu verkrampfen.
„Soll ich feststellen, ob eine der Frauen vermisst wird? Ich könnte mich sofort
auf den Weg machen.“
Manasses
lächelte kalt und klappte das Bild auf, so dass man nicht nur den Anhänger auf
dem Tresen des Juweliers erkennen konnte, sondern auch die junge Frau, die den
Anhänger zu ihm gebracht hatte. Das Bild der Sicherheitskamera war gestochen
scharf, da der Laden über eine teure Überwachungsausstattung verfügte.
„Ich habe 49 der Skarabäen in unserem System sicherstellen lassen. Die
Besitzerinnen erfreuen sich bester Gesundheit. Wenn das also nun keine
Fälschung sein sollte, dann dürfte das die Nummer 50 sein, die doch angeblich
auf dem Grund des Atlantischen Ozeans verrottet. Wie kommt es dann, dass er bei
einem Juwelier in Manhattan zur Reparatur gebracht wurde, Honora Nuntia?! “
Seine tiefe Stimme sprach den Titel der Frau mit einem drohenden Unterton aus.
Die schien
ihn jedoch nicht zu hören. Ihre zitternde Hand schwebte über dem Bild, bis ihre
Fingerspitzen schließlich andächtig um die Konturen der jungen Frau fuhren.
Immer und immer wieder.
„Wie lautet ihr Name?“, fragte Manasses nachdrücklich.
Die Nuntia hob die himmelblauen Augen zu ihm an und starrte ihn an, als
würde sie ihn zum ersten Mal in ihrem Leben sehen.
„Diese Frau befindet sich also in New York…“, murmelte sie und lächelte
triumphierend.
„Außerhalb Eures Geltungsbereiches! Ich kenne Ihren Namen nicht. Ich kenne ihn
nicht!“, betonte sie mit einem leicht manischen Aufleuchten ihrer Augen, um
dann durch Manasses hindurch zu sehen, vor dessen Drohungen sie keine Angst
hatte.
Manasses
Miene verdüsterte sich. Er kannte die Nuntia lange genug, um zu wissen,
wann ein Eindringen in ihre Gedanken keinen Sinn haben würde. Sie hatten nie
feststellen können, was diesen kleinen Riss in der Persönlichkeit verursacht
hatte. Nun hatte er einen bestimmten Verdacht, doch ohne jegliche Grundlage
waren auch ihm die Hände gebunden.
„Wie dem auch sei… Eure Dienste werden in den Staaten benötigt. Es hat einen
Zwischenfall gegeben. Wir vermissen Astyanax’ Sophora. Sie wurde mutmaßlich von
Aryanern in New York entführt. Ihr werdet Eure Koffer packen und zum Orakel
reisen. Ich möchte auf dem neuesten Stand gehalten werden. Wenn nötig
unterstützt Ihr die Krieger bei Ihrer Suche. Vielleicht hilft ja etwas
Ablenkung Eurem Gedächtnis wieder auf die Sprünge.“, befahl der Anführer
unbeeindruckt von ihrem kleinen Ausbruch, um sich dann von seiner
Sitzgelegenheit zu erheben und sich mit einer schwungvollen Geste in den Umhang
zu hüllen und wie bei einem Zaubertrick danach mit den Schatten des Zimmers zu
verschmelzen. Es zog ihn nach Hause, wo jemand auf ihn wartete…
Die Frau auf
dem Sessel achtete nicht weiter auf ihn, sie griff nach dem Bild, das er liegen
gelassen hatte und presste es an ihre bebende Brust, als wäre die Frau auf dem
Foto die lang verschollen geglaubte Tochter, die sie niemals gehabt hatte. In
Gedanken bereitete sie schon alles für die Reise nach Amerika vor.
In ihrem aufgewühlten Zustand kam sie natürlich nicht darauf, dass ihr Herr und
Meister ihr eine kleine Falle gestellt haben könnte. Mentale Spielchen gehörten
schließlich schon seit mehreren Jahrhunderten zu seinem Repertoire, man wurde
nicht einfach so zum Anführer einer
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