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Eine franzoesische Affaere

Eine franzoesische Affaere

Titel: Eine franzoesische Affaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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eine Frau daher kam.
    Mit vor der
Brust verschränkten Armen ließ Sid ihre Schulter gegen die Hauswand fallen und
musterte ihren (sehr) stillen Gesprächspartner mit zur Seite geneigtem Kopf.
Abgesehen von seinem guten Aussehen… Ja, das musste sie ihm nun doch
zugestehen, auch wenn sie seine Augen nicht sehen konnte … schien er irgendwie
sehr fesselnd auf sie zu wirken. Er kam so unnahbar rüber, als wäre es unter
seiner Würde, sich mit Normalsterblichen abzugeben.
    „ Pas de
problème! Ich kann eine Unterhaltung auch ganz allein bestreiten! Ist mal
eine Abwechslung, sonst möchten die Leute, die hierher kommen, dass ich ihnen
zuhöre. Es ist schon merkwürdig, wie man hinter dem Tresen wahrgenommen wird…
Manchmal ist man auch völlig unsichtbar. Ich suche immer nach dem Auslöser, der
meinem Gegenüber die Zunge löst… Aber Sie vermitteln gerade nicht viele
verwertbare Daten. Das schaffen die Wenigsten… Vielleicht Verhörspezialisten
beim CIA.“, spann Sid ihre Gedanken weiter, auch auf die Gefahr hin, dass er
ihr gleich wieder einen väterlichen Rat erteilen würde. Oder einen Rüffel für
Aufdringlichkeit. Aber das hatte sie noch nie vom Reden abgehalten, das würde
auch nicht dieser dunkle Riese schaffen. Für Sid hatte es immer etwas
Magisches, sich mit Wildfremden über ihre Probleme zu unterhalten, die sie
ihnen sehr oft mit Leichtigkeit entlockte.
    Malcolm
räusperte sich und bemühte sich, sie auszublenden, da sie ihn nun ganz offen
musterte, wie er das getan hatte. Ihr Eingeständnis, gern Selbstgespräche zu
führen, fand er vollkommen verrückt. Und noch verrückter war es, zu glauben, er
gehörte zum Geheimdienst. Ihre Fantasie schien wirklich keine Grenzen zu
kennen. Seine dagegen schon.
    „Hören Sie,
Miss. Ich weiß ja nicht, wer Ihnen so viele Flausen in den Kopf gesetzt hat,
aber ich bin ganz sicher nicht bei der CIA und wurde durchaus öfter versetzt,
als Sie sich vorstellen können oder möchten. Da drin sitzt meine Schwester, die
mich sozusagen auch im Stich gelassen hat und isst mit einem Bekannten zu
Abend. Ich mache mir Sorgen um sie, möchte sie aber nicht unbedingt in der
Öffentlichkeit kompromittieren, da sie schon genug durchmacht und durchaus das
Anrecht hat, ihre Freizeit selbst zu gestalten. – Wenn es ungefährlich ist,
natürlich. Sie da rauszuholen und an einem Ohr hinter mir her nach Hause zu
ziehen, ist in der Öffentlichkeit keine Option. Deswegen stehe ich hier,
beobachte und warte, obwohl ich mir durchaus überlege, es doch zu tun.“
    Wow, was
war das denn?
Malcolm blinzelte um ein weiteres Mal irritiert hinter den dunklen Gläsern und
nahm die Sonnenbrille schließlich ab. In der Hoffnung, etwas klarer sehen zu
können. Klarer sah er dann auch, aber nur Sid. Seine plötzliche Auskunftsfreude
wurde dadurch nicht verständlicher. Eigentlich hatte er ihr in besagten hundert
Jahren niemals erzählen wollen, was er hier machte, aber sie schaffte es mit
scheinbarer Leichtigkeit ihm die gewünschten Auskünfte zu entlocken, um die sie
ihn spaßeshalber (oder doch in ernster Absicht?) gebeten hatte.
    „Ich arbeite
in der IT-Branche. – Mit Datenvermittlung kenne ich mich somit bestens aus.“,
setzte er noch hinzu, damit sie wirklich aufhörte, ihm sonst was zu
unterstellen, obwohl das in seinen Augen ebenfalls etwas war, das sie
eigentlich nichts anging.
„Sind Sie nun zufrieden?“
Vielleicht sollte er sie auch so neugierig ausfragen. Dann merkte sie mal, was
es hieß auf der anderen Seite zu stehen. Leider fehlten ihm in diesem
besonderen Fall ironischerweise die Worte. Es gab keine Frage, die er sie
fragen konnte, die nicht vollkommen abgedroschen und unsinnig daher kam.
    Sie
arbeiten also hier und machen das Essen? – Und Sie kommen aus Frankreich? Woher
genau? War Ihr Vater ebenfalls Koch? – Von ihm haben Sie sicher eine Menge
gelernt. Ich wünschte meine Schwester würde sich ab und an ein Beispiel an
unserem Vater nehmen. Er meint es ja nur gut mit ihr. Wie wir alle.
Nichts davon verließ seinen kühn geschwungenen Mund und die schwarzen Augen
blickten kurz durch Sid hindurch ins Leere und dann wieder hinein ins
Restaurant, in dem seine Schwester gerade die Gabeln mit dem Sophos kreuzte, um
ihn von ihrem Essen probieren zu lassen.
Malcolm stieß ein tiefdunkles Grollen aus. Ihm war so, als fände seine
Schwester nicht nur das Essen vorzüglich sondern auch die Gesellschaft ihres
Gegenübers. Komischerweise löste diese Erkenntnis diesmal keine

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